Eva und die 40 Maenner - Roman
fiel ihr Irmela ein. Nein, diese Freundin hatte sie noch. Irmela war auf ihrer Seite, das wusste sie. Sie zog das Handy aus der Tasche. Wie immer ging Irmela nach kurzem Läuten ran.
»Hast du vielleicht für eine Nacht einen Unterschlupf für mich?«, fragte Eva und bemühte sich, locker zu klingen.
Irmela stutzte nur für den Bruchteil einer Sekunde. »Ich werfe schon mal ein zweites Steak in die Pfanne. Beeil dich«, sagte sie.
Ein Blick in Evas Gesicht genügte, und Irmela nahm sie erst mal fest in die Arme. Dann schenkte sie ihr ein Glas Wein ein, redete von diesem und jenem und ließ Eva ansonsten in Ruhe. Als die Steaks und der Salat fertig waren, setzten sie sich an Irmelas ausladenden Esstisch.
»Schön, dass du gekommen bist«, sagte Irmela. »Lass uns erst essen, dann kannst du immer noch erzählen.«
Eva nickte. Allmählich kam sie wieder zu sich. Sie aßen schweigend, doch die Atmosphäre war nicht bedrückt. Irmelas große Wohnung war still, nur das Klappern von Besteck und das sehr ferne Rauschen von Verkehr waren zu hören.
»So lang habe ich noch nie mit dir geschwiegen«, sagte Eva lächelnd, als sie fertig war.
Irmela grinste. »Da staunst du, was? Die alte Plaudertasche weiß manchmal, wann man still sein muss. Aber die Betonung liegt auf manchmal .« Sie nahm einen Schluck von dem exzellenten Wein. »Also, ich bin schon neugierig. Was treibt dich hierher?«
Eva erzählte. Von ihrem Auftauchen beim Schulbasar, den ersten seltsamen Reaktionen der Kollegen, dem unangenehmen Gespräch mit der Direktorin. Vom Streit mit Kirsten und Charlotte, Freds Liebeserklärung und der Breitlingschen Ehekatastrophe. Irmela lauschte mit großen Augen, schüttelte den Kopf, stöhnte. Bei der Schilderung von Ulis versuchter Hexenschuss-Behandlung brach sie vor Lachen fast zusammen, wurde dann aber sehr still, als Eva zu der Szene in Silkes Wohnzimmer kam.
»Das ist nicht dein Ernst«, flüsterte sie schockiert, als Eva geendet hatte. »Silke hat ihm geglaubt?!«
Eva zuckte die Achseln. »Zumindest hielt sie es für möglich. Dabei wusste sie noch gar nichts davon, dass ihr Mann mir an die Wäsche gegangen ist, erst vor zwei Wochen.« Und dann berichtete sie auch noch von Ulis Kuschelattacke in halb betrunkenem Zustand. Als sie fertig war, hatte sie nur ein Thema völlig außen vor gelassen: Nils. Aber an den wollte sie eben gar nicht denken.
»Ich fasse es nicht«, meinte Irmela und sah regelrecht erschöpft aus. »Es sieht so aus, als hättest du plötzlich ein unglaubliches Pech. Zuerst der Unfall, dann diese blöde Zeitungssache. Und danach ist alles andere auch den Bach runtergegangen. Du meine Güte.«
»Ja. Ich hätte nie gedacht, dass ein kleiner Zeitungsartikel eine solche Wirkung haben kann. Beinahe sieht es so aus, als hätten sie alle nur darauf gewartet, mich fallen zu lassen.«
»Hm.« Irmela pustete sich die roten Strähnen aus der Stirn. »Ich glaube nicht, dass es so schlimm ist. Bei Silke bestimmt nicht, und bei den anderen Weibern vermutlich auch nicht. Ich weiß, es sieht jetzt anders aus. Aber sie hatten einfach noch keine Zeit, sich an dich zu gewöhnen. Da sind meine Großstadtmädels genauso verstockt wie irgendein Bauer: Du musst erst mal Stallgeruch angenommen haben.«
»Pah. Ob ich deren Geruch annehmen will, das ist noch mal die große Frage.«
»Verstehe ich gut«, grinste Irmela. »Aber im Ernst. Das mit dem Senator wird sich legen, bei so etwas ist die Halbwertzeit minimal. Und wenn sie erst mal gemerkt haben, dass sie dir Unrecht getan haben, kommen sie alle und entschuldigen sich.«
Eva verzog das Gesicht, sagte aber nichts.
»Und als Erstes kommt Silke. Wenn nicht, werde ich ihr übrigens mal die Meinung geigen, das darfst du mir nichtverbieten! Ich könnte auch die anderen anrufen, wenn ich schon mal dabei bin …« Irmela krauste nachdenklich die Stirn.
»Nein, mach das bloß nicht. Ich will nicht, dass sich irgendjemand bloß entschuldigt, weil er Angst vor dir hat.« Sie grinsten sich an.
»Die Jobs machen mir auch Sorgen«, fügte Eva dann hinzu. »Gut, ich habe Verträge, aber jetzt bin ich in der Schule trotzdem erst mal suspendiert. Und wie viel Spaß es machen wird, in einem Kollegium zu arbeiten, das einen ablehnt, möchte ich eigentlich gar nicht wissen.«
»Sag mal«, kam es gedehnt von Irmela, die mit ihrem Weinglas Kreise in die Tischdecke drückte, »gibt es da nicht diesen Stellvertretenden, der auf deiner Seite ist? Wenn du einen hättest, der dich
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