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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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zu tief in der Erde, als dass sein Kopf bis in rosarote Wolken reichte.
    Loh beobachtete sie eine Weile, dann stand er auf, ging um den Tisch herum, zog sie hoch und küsste sie. Und Eva wusste plötzlich, dass er wirklich das gemeint hatte, was sie dachte. Wenn es auch ein seltsamer Auftakt war. Gleich, fuhr ihr durch den Kopf, gleich formuliert er es noch mal anders…
    Und genau in diesem Moment klingelte es an der Haustür.
    Loh öffnete die Augen. » Erwartest du Besuch? « , fragte er.
    Eva schüttelte den Kopf. Es klingelte wieder, länger dieses Mal. » Ich schau mal, wer das ist « , sagte sie und löste sich von ihm.
    Es war Dani. Sie trug ein unförmiges rotes Sweatshirt, das ihr von den schmalen Schultern herunterhing, und dazu einen langen Jeansrock, der um ihre Beine schlackerte. An den nackten Füßen hatte sie schwarze Crocs, die glatten blonden Haare hatte sie so nachlässig zu einem Zopf zusammengebunden, dass sie ihr in Fransen um den Kopf hingen. Sie sah aus, als wäre sie in aller Eile in die Kleidung geschlüpft und hergerannt.
    Â» Dani! « , sagte Eva erstaunt. » Wo kommst du denn her? Musst du nicht arbeiten? «
    Â» Ich bin heute nicht ins Bürgeramt gegangen. Kann ich reinkommen? « , fragte Dani mit zittriger Stimme und schaute unruhig die Straße hoch und wieder hinunter.
    Wortlos öffnete Eva die Tür weiter, und Dani schlüpfte an ihr vorbei ins Haus.
    Â» Wir sind in der Küche « , sagte Eva.
    Dani ging eilig voran. Da erst fiel Eva ein, dass die junge Frau Annas Haus viel länger kannte als sie selbst. Aber sie verstand nicht, was sie hier wollte. Sie hatten sich noch nie unterhalten, hatten sich nur gelegentlich zugenickt, wenn sie sich im Dorf begegnet waren. Nichts also, was ihre Anwesenheit erklärte.
    Â» Hallo, Loh « , sagte Dani, als sie die Küche betrat.
    Â» Daniela, was ist denn mit dir passiert? « , fragte Loh. » Du siehst ja aus, als wär dir die Petersilie verhagelt. «
    Dani ließ sich auf den Küchenstuhl sinken. Sie schlug die Hände vors Gesicht und fing so bitterlich an zu weinen, dass ihre Schultern bebten. Eva und Loh sahen sich über den Tisch hinweg erschrocken an, dann legte Eva einen Arm um sie.
    Es dauerte eine Weile, bis Dani sich wieder so weit gesammelt hatte, dass sie sprechen konnte.
    Â» Mein Vater… Ich halte es nicht mehr aus bei ihm « , schluchzte sie mit tränennassem Gesicht. » Er tyrannisiert mich seit Jahren. Es wird immer schlimmer. Und das hier war er auch. « Sie schob die Ärmel ihres Pullis hoch.
    Eva sog scharf die Luft ein. Auf Danis mageren Armen waren hässliche Flecken verschiedener Färbung zu sehen– rot, blau, violett, grün.
    Â» Ich kann nicht mehr. Entweder ich bringe ihn um… oder mich. Eine Weile war Ruhe, aber seit ich mich ab und zu mit Gandalf treffe… Er hasst ihn. Und ich bekomm’s zu spüren. Dass er mich anschreit, kenne ich von klein auf. Aber dass er auf mich losgeht… « Sie schluchzte so sehr, dass es sie schüttelte.
    Â» Du musst ihn nicht selbst umbringen. Wenn Gandalf das sieht, macht der das schon « , sagte Loh und wies auf ihre Blessuren.
    Und da begriff Eva endlich, warum Nele niemals mit Gandalf glücklich geworden wäre.
    Â» Dein Vater schlägt dich? « , fragte sie, und die Wut ließ ihre Stimme zittern.
    Â» Er stößt mich rum, wenn er einen seiner cholerischen Anfälle hat. Neulich… da bin ich gegen eine Türklinke geknallt « , versuchte sie sich zu erklären, was Eva fassungslos machte. » Als Tante Anna noch lebte, war es besser. Da hat er sich nicht getraut. Ich bin einfach zu ihr gegangen, habe bei ihr übernachtet. Aber seit sie nicht mehr da ist, ist er unerträglich. «
    Â» Das kann ich mir gut vorstellen. Ich hab ihn ja hier im Haus erlebt. Hexen hat er uns genannt. «
    Â» In seinen Augen sind alle Frauen Hexen « , sagte Dani bitter und wischte sich die Tränen von den Wangen.
    Â» Kannst du nicht weggehen? « , fragte Eva.
    Â» Wohin denn? Ich habe mittlere Reife und keine Ausbildung. Nicht mal den Führerschein durfte ich machen! Er hat mich eingestellt, aber mein Gehalt geht auf sein Konto. « Ihre Augen sahen viel zu groß für das schmale Gesicht aus. » Kann ich erst mal hierbleiben? «
    Â» Natürlich, du wirst auf keinen Fall nach Hause gehen « , sagte Eva und fragte sich im

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