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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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abgemacht, dass wir heiraten. Sie stammt aus dem Nachbardorf. «
    Â» Was ist passiert? « , fragte Eva neugierig,
    Â» Ihr ist plötzlich klar geworden, dass das Landleben nichts für sie ist. Einfach so. Sie hat ihre Sachen gepackt und ist nach Berlin gezogen. Eine Woche vor unserer Hochzeit. «
    Â» Autsch « , sagte Eva.
    Loh lächelte. » Ja, autsch. Aber ich denke, es war besserso. «
    Â» Wieso? «
    Â» Was, wenn sie erst nach der Hochzeit herausgefunden hätte, dass sie nicht in Wannsee bleiben will? Was, wenn wir schon Kinder gehabt hätten? «
    Eva schwieg, dann sagte sie vorsichtig: » Bist du immer noch wütend auf sie? «
    Â» Nein. Ich war nie wütend. Warum sollte ich? Weil sie erkannt hat, was sie wirklich will? Die Tiere, das Land, die Natur, die harte Arbeit auf einem Hof, ich… das war für sie die falsche Welt. «
    Â» Was macht sie in Berlin? «
    Â» Ihr geht’s gut. Sie hat eine Boutique aufgemacht, ist verheiratet und hat eine Tochter. Jedenfalls war das der Stand der Dinge beim Dorffest neulich. Da habe ich ihren Bruder getroffen, und er hat es mir erzählt. «
    Eva spürte, wie Neid in ihr hochstieg. Nicht darauf, dass Anja mit Loh zusammen gewesen war. Oder doch, aber nur ein kleines bisschen. Viel neidischer war sie auf Anjas Mut. Sie hatte die alte Brücke abgerissen. Sie hatte sich ihren Traum von einem anderen Leben erfüllt.
    Gedankenverloren drehte Eva sich eine ihrer dunklen Locken um den Finger. » Vermisst du sie? «
    Â» Nein. Sie war die Falsche für mich. Man kann jemanden nicht von seiner Welt überzeugen. Entweder er fühlt sich darin zu Hause oder eben nicht. «
    Sie schwiegen einen Moment, dann sagte Eva: » Ich vermisse meine Freundinnen. Und ich finde es jammerschade, dass wir das Haus verlieren, wenn demnächst Rechenberger aufkreuzt und mich allein antrifft. Dann wird er es sicher jemandem im Dorf zum Kauf anbieten. Um den Apfelgarten tut es mir besonders leid. «
    Loh schnaubte ungehalten. » Wahrscheinlich kauft es der einzige Mann im Ort, der Geld auf der Kante hat… Sauert. «
    Eva setzte ihre Tasse so abrupt ab, dass der Tee überschwappte. » Weißt du, was eigentümlich ist, Loh? « , fragte sie. » Als wir den Schnaps gebrannt haben, hat Marion sich als Wahrsagerin verkleidet und uns aus der Hand gelesen. «
    Â» Ich habe euch bis in die Scheune lachen hören « , sagte Loh.
    Â» Ja, wir waren gut drauf. Und ziemlich betrunken. « Eva lächelte wehmütig. » Jede von uns wollte etwas wissen: Julika hat sich gefragt, was mit Lolli ist, Dorothee, ob ihre Tochter jemals Verantwortung übernehmen würde, Nele, ob sie endlich kapiert, wann ein Mann gut oder schlecht für sie ist, und Marion hat gehofft, dass sie wieder Lust am Unterrichten bekommt. Ist es nicht unheimlich, dass all unsere Fragen beantwortet, all unsere Wünsche erfüllt wurden? «
    Â» Und was hast du dir gewünscht? « , fragte Loh. Er stützte das Kinn in die Hand, und zum ersten Mal fiel Eva auf, dass er dunkelgrüne Augen hatte.
    Sie holte tief Luft. » Ich habe mir nichts gewünscht. Ich glaube, ich war in diesem Moment wunschlos zufrieden. Aber Marion hat mir etwas prophezeit. «
    Loh sah sie fragend an.
    Â» Dass ich einen hochgewachsenen dunkelhaarigen Fremden treffe, mit dem ich glücklich sein werde. «
    Evas Worte hallten in der Küche wider. Es war, als ob die Wände leise mitmurmelten.
    Â» Und, was glaubst du? «
    Eva sah Loh an. » Ich glaube, Marion hat bei uns allen recht behalten. «
    Irgendwann während ihres Gesprächs hatte Loh über den Tisch gelangt und nach ihrer Hand gegriffen. Er hatte sie nicht mehr losgelassen. Und wieso standen eigentlich ihre Füße auf seinen Stiefeln? Eva sah zur Uhr, es war Viertel nach eins.
    Loh folgte ihrem Blick. » Es ist schon spät. Soll ich hier schlafen? Nur, um sicherzugehen, dass du nicht noch einmal auf Wanderschaft gehst? «
    Ein vorsichtiges Lächeln glitt über Evas Gesicht.

24. Kapitel
    Liebe besteht nicht darin,
dass man einander ansieht,
sondern darin,
dass man gemeinsam
in die gleiche Richtung blickt.
    Antoine de Saint-Exupéry **
    Es war ein Glück auf Zeit, aber das war noch lange kein Grund, es nicht zu genießen. Eva hatte sich verboten, über eine Lösung zu grübeln, die es ihr ermöglichen würde, in Wannsee zu bleiben. Es schien

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