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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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Eröffnung, dass es sich nicht um ihr Wannsee handelte, als persönliche Beleidigung auf. Entschlossen ging sie zur Tür, um Rechenberger zurückzuholen.
    Â» Halt! Warte doch mal, Marion. « Julika hob die Hand. » Wir sollten das nicht übers Knie brechen. Nein kann man leicht sagen, und wenn es uns hinterher leidtut, ist es zu spät. Lasst uns besonnen sein. «
    Â» Weg aus der Stadt. Einen Sommer lang. Oder länger… « , sinnierte Dorothee, so als hätte sie Mühe, sich dasGesagte vorzustellen. » Weg von den Kindern. Weg von allem. Mit euch. Das wäre wie damals… an der Ostsee. «
    Als Dorothees Scheidung durch war, hatten die anderen sie eine Woche nach Usedom eingeladen. Es war ein Urlaub, in dem Dorothee manchmal geweint, aber sehr viel mehr gelacht hatte, in dem sie das Thema Männer immer wieder zusammen aufgeworfen, diskutiert und verworfen hatten. Es war ein friedlicheres Leben ohne Kerle, war der Konsens gewesen. Nur Nele sah das anders.
    Â» Was meinst du, Eva? Ob das Haus einsam am Dorfrand liegt? « , fragte sie. » Er hat nichts von einem Nachbarn gesagt. «
    Â» Keine Ahnung. « Eva zuckte mit den Schultern.
    Â» Und was hältst du überhaupt davon, Haus und Garten auf dem Land zu besitzen? «
    Â» Mit dem Besitz habe ich kein Problem « , antwortete Eva. » Und ein Garten ist schön. Ich wollte immer einen Garten haben! Ich weiß nur nicht, wie das funktionieren soll. Wir wohnen in Berlin. Wir arbeiten in Berlin. Weißt du eigentlich, wann Äpfel reif sind? «
    Â» Keine Ahnung. Beim Discounter gibt’s das ganze Jahr über Äpfel « , sagte Nele nachdenklich. » Aber da kann was nicht stimmen, oder? Im Winter habe ich noch nie Äpfel an Bäumen gesehen. Hey, wisst ihr, wann man Äpfel erntet? « , fragte sie Dorothee, Marion und Julika, die sich gerade Kaffee nachschenkten.
    Â» Im Sommer… « , sagte Dorothee, aber es klang eher nach Frage als nach einer Antwort.
    Â» Im Spätsommer vielleicht? « , überlegte Marion, aber es klang noch mehr nach einer Frage als bei Dorothee.
    Â» Vielleicht auch erst im Herbst…? « Julika biss sich auf die Unterlippe.
    Â» Ich finde, bevor wir irgendetwas entscheiden, sollten wir nach Wannsee fahren « , erklärte Eva. » Wannsee in der Mark « , fügte sie hastig hinzu, um Missverständnisse auszuschließen.
    Marion schnaubte ungehalten, aber Julika nickte. » Gute Idee. Lasst uns fahren. «
    Â» Wann? Jetzt? « , fragte Nele.
    Â» Ja, jetzt gleich. Wann sonst? « , erwiderte Julika. » Ihr beide, du und Eva, habt euch heute freigenommen, Marion, Dorothee und ich haben sowieso Zeit nachmittags. Mein Navi wird’s schon finden. «
    Damit war es ausgemacht. Sie ließen sich von Rechtsanwalt Rechenberger die Schlüssel aushändigen und verabschiedeten sich. Eva versprach, sofort Bescheid zu geben, wenn sie sich entschieden hatten.
    Â» Was meinen Sie, Gisela, beziehen die fünf Damen das Haus gemeinschaftlich? Erfüllen sie die Bedingung, die Frau Staudenroos gestellt hat? « , fragte Rechenberger die Empfangsdame, als die Tür hinter Eva und ihren Mitstreiterinnen zugefallen war.
    Während er auf ihre Antwort wartete, nahm er seine Hornbrille ab und ließ sie hin und her schwingen. Schließlich machte Gisela eine klare Jein-Kopfbewegung, und Rechenberger nickte.
    Â» Man darf gespannt sein « , sagte er und verschwand in seinem Büro, wo er sich wieder normaleren Fällen widmete.
    Im Auto herrschte Stille, nur gelegentlich durchbrochen von einer weiblichen Stimme, die Dinge sagte wie » nach dreihundert Metern auf die linke Spur wechseln… jetzt links abbiegen… der Straße folgen… « Das Navi zeigte an, dass es noch zwölf Kilometer bis zum Ziel waren– wo sie nur Ärger (Marion), Distanz zur Familie (Dorothee), viele Fragen ohne Antworten (Julika), ein neuer Nachbar (Nele) und ein Garten (Eva) erwarteten. Sie sahen aus dem Fenster, während die Besiedlung dünner, die Wiesenstücke und Äcker größer, die Landschaft freier und der Himmel weiter wurden. Bis auf einige wenige Bemerkungen hatten sie alle fünf während der Fahrt geschwiegen.
    Â» Eigentlich ganz hübsch hier « , meinte Nele schließlich. Sie hielt die Stille am schlechtesten aus. » Schön viele… Bäume. « Sie fuhren gerade durch ein Waldstück.
    Marion

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