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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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über ihnen zwitscherte ein Vogel, dann fiel ein zweiter ein. Eva schaute in den Himmel. Zuerst konnte sie nichts entdecken. Dann sah sie zwei flatternde dunkle Punkte gegen das weite Blau. Es schien unmöglich, dass zwei so kleine Vögel so laut trällern konnten.
    Â» Es ist Frühling « , sagte Nele.
    Â» Natürlich ist Frühling! Wir haben April! Und das sind sicher Schwalben! « , meinte Dorothee im Brustton der Überzeugung. » Es war doch in Berlin auch schon ein paar Mal sehr schön. Habt ihr das nicht gemerkt? «
    Â» Nicht wirklich « , antwortete Eva.
    Was stimmte. In ihrer Wahrnehmung war am Morgen in Berlin noch fast Winter gewesen.
    Das lang gestreckte Gebäude, das sich rechts neben dem hohen Zaun mit dem Tor anschloss, war zweistöckig. Links und rechts neben der Eingangstür waren je zwei bogenförmige Fenster, im ersten Stock zählten die fünf Frauen sechs. Der Sockel des Hauses war aus grauen Feldsteinen, der Rest mit dunkelrotem Backstein gemauert. Die Fensterrahmen waren dunkelbraun gestrichen. Das mit stumpfroten Ziegeln gedeckte Dach hatte eine Regenrinne, die angelaufen war und an einigen Stellen bedenklich durchhing. Zwischen Bürgersteig und Haus befand sich eine Tropfkante aus Kieselsteinen, in der Moos und Unkraut wuchsen.
    Eva kramte den Schlüsselbund aus ihrer Handtasche hervor. Sie stieg drei Treppenstufen zur Tür hoch. Dann drehte sie sich noch einmal um. » Ihr wisst, dass das alles nur klappen kann, wenn wir einer Meinung sind « , sagte sie. » Vielleicht bekommen wir nie wieder so eine Chance. Also, ich meine nur– was immer uns erwartet, wie immer wir es finden: Wir sollten unsere Entscheidung gut überdenken. « Die anderen nickten.
    Die zweiflügelige Tür war aus massivem Holz, sie benötigte dringend einen neuen Anstrich. Neben dem Messingklingelknopf war ein Namensschild angebracht. A.Staudenroos stand in altmodisch geschwungener Schrift darauf.
    Am Schlüsselbund befanden sich mehrere Schlüssel, aber für die Haustür kam nur der große dunkle infrage. Es hätte Eva nicht gewundert, wenn er sich geweigert hätte, sich drehen zu lassen, wenn die Tür widerspenstig geknarrt hätte. Doch er ließ sich leicht drehen, und die Tür schwang sanft auf.
    Eva trat ein, hinter ihr drängelten sich die anderen vier in den großzügigen Flur. Es roch ein wenig muffig, zugleich jedoch stark nach Zimt. Direkt neben der Tür war eine schlichte Holzgarderobe angebracht. Kalt war es nicht im Haus, also zogen sie ihre Mäntel und Jacken aus und hängten sie auf– bis auf Julika: Sie schlug sogar den Kragen ihres gefütterten Lammfellmantels hoch, als sei es hier drinnen kälter als draußen.
    Â» Alle zusammen oder jede für sich? « , fragte Eva.
    Â» Alle zusammen « , antworteten die anderen wie aus einem Munde.
    Dorothee stieß die Tür zu ihrer Rechten auf. Die beiden Fenster dieses Zimmers gingen zur Straße hinaus. Die Holzdielen waren dunkelrot gestrichen, bis auf einen elfenbeinfarbenen schmucklosen Kachelofen, der in einer Ecke stand, war der Raum leer.
    Â» Hm « , meinte Marion. » Was meint ihr, wie Anna dieses Zimmer genutzt hat? «
    Â» Gar nicht « , sagte Nele entschieden. » Sie hat es gar nicht genutzt. Riecht mal. « Sie sog die Luft ein. » Es riecht abgestanden, obwohl es nicht möbliert ist, und es ist kühler hier… « Sie trat zur Heizung, die unter dem Fenster angebracht war, und fasste sie an. » Eiskalt « , meinte sie.
    Julika erschauerte und zog ihren Mantel fester um sich herum. » Kommt, weiter « , forderte sie die anderen auf.
    Sie gingen zurück in den Flur und öffneten die nächste Tür.
    Â» Wow « , sagte Marion andächtig.
    Â» Das ist irre « , fand Nele.
    Eva schwieg, sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. Dorothee griff nach ihrer Hand und drückte sie.
    Sie standen in einem großen hellen Raum, der zur Straße zwei Fenster hatte; zum Garten hin gab es zwei weitere Fenster und eine große Glastür. Ein Kaminofen stand an der Wand zum Flur, daneben eine Kiepe mit Holz.
    Dies war offensichtlich Anna Staudenroos’ Wohnzimmer gewesen. An den Wänden hingen Landschaftsbilder in Wechselrahmen, die aussahen, als seien sie aus einem Kalender ausgeschnitten worden. Es wirkte, als hätte die Vorbesitzerin das Haus nur eben verlassen, um bei

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