Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
Vom Netzwerk:
warf ihr einen eisigen Blick zu. » Du hast die Wiesen vergessen. « Gerade verließen sie das Waldstück und passierten eine Kuhweide.
    Â» Und wir alle unsere Gummistiefel « , sagte Julika und trat fester aufs Gaspedal. Ihr roter Wagen schoss wie ein überdimensionaler Marienkäfer durch die märkische Landschaft.
    Â» Das konnte ja niemand ahnen, dass es nicht das Wannsee in Berlin… « Eva brach ab.
    Â» Die Sonne scheint doch « , warf Dorothee ein.
    Â» Auf dem Land braucht man immer Gummistiefel « , meinte Julika bestimmt.
    Als sie endlich das gelbe Ortsschild » Wannsee « sahen, klebten sie alle an den Fensterscheiben. » Fahr langsamer, Julika, sonst sind wir durch, ohne was zu sehen! « , rief Eva.
    Julika bremste ab. Vor ihnen schlängelte sich ein graues Asphaltband durch ein märkisches Straßendorf. Rechts davon befand sich ein schmaler Fußgängerweg, auf der anderen Seite hatte man darauf verzichtet. Hinter hohen Bäumen zur Linken ragte ein Kirchturm hoch, auf dessen Spitze sich ein Kranich als Wetterfahne im Wind drehte. Ein- und zweistöckige Häuser säumten die Straße, viele Grundstücke wurden durch hohe Holzzäune geschützt, sodass man nicht sehen konnte, was dahinterlag.
    Sie kamen an Wolter’s vorbei, einem Tante-Emma-Laden, der der Fensteraufschrift nach auch als Bäcker und Päckchenannahmestelle diente. Daneben befand sich » Gaby’s Friseursalon « mit einer grässlichen rosafarbenen Rüschengardine im Fenster– eine blonde Lockenperücke zierte einen Styroporkopf. Ein Haus weiter war Karoppke’s Hausschlachtung und Partyservice und wieder daneben Maik’s Bistro. Es schien das Einkaufszentrum des Dorfes zu sein.
    Â» Willkommen in der Hauptstadt des Genitiv-Apostrophs « , murmelte Eva, der veraltete Rechtschreibung schon von Berufs wegen auf die Nerven ging.
    Â» Gibt’s hier keine Menschen? « , fragte Marion verwundert.
    Â» Du wolltest doch mal entspannen « , meinte Dorothee. » So ist es eben in einem Kuhkaff. Da haben sie mittags geschlossen, schätze ich. Mir kann es gar nicht ruhig genug sein. «
    Â» Und warum haben sie nur auf einer Seite einen Bürgersteig? «
    Â» Damit man abends nicht so viel zum Hochklappen hat « , antwortete Julika und schaltete einen Gang herunter.
    Â» Nummer 8… « , murmelte Eva. » 12… 15… Schaut mal, hier wohnen bestimmt die Neureichen der Stadt! Igitt, ist das grässlich! Ach, und das Rathaus erst! « Sie zeigte auf ein weiß getünchtes hässliches Ungetüm. Ein Balkon zog sich quer über den ersten Stock, mit klassizistischen Säulen abgestützt. Die leuchtend blau lasierten Dachfliesen reflektierten die Sonne, der Rasen des Vorgartens war, obwohl es noch früh im Jahr war, samtig grün und kurz geschoren. Es fehlten nur noch die Fähnchen und die Löcher, dann wäre er als Golfplatz nutzbar gewesen. » Jetzt muss es aber langsam mal kommen. Da hinten ist das Dorf schon zu Ende… 18… 20… 26! Halt! Das ist es! Wir sind da! « , rief Eva.
    Julika bremste und fuhr in die Einfahrt neben einem Haus. Vor einem verschlossenen Holztor blieb sie stehen. Es war das letzte Haus im Dorf, keine hundert Meter weiter sahen sie bereits das gelbe Ortsausgangsschild.
    Sie hielt und machte den Motor aus. Einen Moment lang herrschte Stille, dann fragte Dorothee: » Versperren wir hier nicht den Bürgersteig? Sollten wir nicht lieber das Tor öffnen und den Wagen dahinter abstellen? «
    Nele lachte auf. » Quatsch. Siehst du wen, den das stören würde? Das bisschen Bürgersteig, das wir blockieren! Das Kaff ist doch zu Ende, wer sollte denn hier entlanglaufen? Wenn ich daran denke, wie die Leute in Berlin parken, zweite Spur, dritte Spur… Los jetzt, raus mit euch. Worauf wartet ihr? Ich will mir unser Haus anschauen! «
    Â» Unser Haus… « , murmelte Marion, aber sie beeilte sich doch, genauso schnell wie die anderen aus dem Wagen zu kommen.
    Dann standen sie alle zusammen da, reckten und streckten sich, gespannt darauf, endlich das zu inspizieren, was von nun an ihnen gehören sollte. Wenn sie denn wollten.
    Â» Hier riecht’s ganz anders als in Berlin. « Nele atmete tief durch. » Nach Erde. Nach Wind. Und Gras. Keine Abgase. «
    Â» Und viel stiller ist es « , sagte Eva.
    Kein Straßenlärm rauschte, nur irgendwo hoch

Weitere Kostenlose Bücher