Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen
Autoren: Tania Kraetschmar
Vom Netzwerk:
auch. Eins mit der Natur sein. Tai-Chi machen. Ein bisschen Esoterik studieren. Unter reifenden Äpfeln. « Sie seufzte, irgendwo zwischen Resignation und Sehnsucht gestimmt.
    Â» Lasst uns erst mal den Rest anschauen! «, wandte Dorothee vorsichtig ein, und Julika nickte.
    Dorothees Vorbehalte schwanden, als sie in die geräumige Küche traten. Der Boden war mit alten schwarz-weißen Fliesen ausgelegt, die Wandkacheln waren schlicht weiß. Auf einem schmalen Sims hatte Anna leere Schneckenhäuser, Steine und Tannenzapfen aufgereiht.
    Zwischen den Küchenfenstern, durch die man ebenfalls auf die Terrasse, den Apfelgarten und den pflügenden Nachbarn blickte, stand ein großer, abgenutzter Kiefernholztisch mit gedrechselten Beinen. Dorothee zog prüfend die Tischschublade auf, jede Menge kleiner scharfer Messer und Obstschäler fanden sich darin.
    Â» Hier hat Anna bestimmt immer gesessen und Äpfel geschält « , sagte sie. Ihr Blick wanderte zum Herd, der seine besten Tage sicher schon hinter sich hatte, aber es war ein Gasherd mit vier Flammen, und das machte diese Tatsache wieder wett. In einer Ecke stand ein alter Küchenofen. Dorothee strahlte. » Hey « , rief sie. » Auf so einem Ding wollte ich immer schon mal kochen. « Sie griff nach einem Haken und schwang ihn wie eine sportliche Ausgabe von Hera, der Herrin des Herdfeuers. » Schaut mal, mit diesem Teil nimmt man die Ringe weg, bis die Öffnung groß genug für den Topf ist! Geheizt wird mit Holz. Praktisch. Das hält die Strom- und Gaskosten niedrig. « Sie stellte den Haken neben dem Herd ab und ging zu einer niedrigen Tür. » Und hier haben wir die Speisekammer! Ist die groß! «
    Sie betrat den Raum, die anderen spähten von der Küche aus hinein. Die Wände waren von oben bis unten mit Regalen versehen, auf denen unzählige Gläser und Flaschen standen– die meisten leer, einige wenige noch voll. Auf dem Boden waren etliche große Glasballons abgestellt, vier mit einer trüben bräunlichen Flüssigkeit gefüllt.
    Neugierig schauten die fünf sie an. » Die Dinger sehen aus wie die Riesenenten aus deiner Urologiestation, Dorothee « , sagte Nele. » Irgendwie eklig. « Sie beugte sich vor, löste einen Korken und schnupperte vorsichtig. » Wenigstens ist es nicht Pipi. Riecht eher nach gammligem Apfelsaft! « Schnell schloss sie den Glasballon wieder.
    Dorothee drehte sich zu den anderen um. » Esst ihr eigentlich gern Apfelkuchen? «
    Â» Kennst du irgendwen, der nicht gern Apfelkuchen isst? « , fragte Julika spöttisch und wandte sich ab. » Kommt, wir gehen mal nach oben. «
    Nacheinander stiegen sie die Treppe, die nicht direkt eine Hühnerleiter war, aber auch nicht das, was man unter einem repräsentativen Aufgang verstand, nach oben. Sie mussten hintereinanderlaufen und sich festhalten, weil die Stufen sehr hoch und schmal waren.
    Das obere Stockwerk war relativ unspektakulär. Es gab sechs mehr oder weniger gleichgeschnittene kleine Räume und ein Bad, das man besser nur bei Kerzenlicht benutzen sollte. Die Wäscheleinen, die Anna quer durch den Raum gespannt hatte und an denen Klammern aus Holz hingen, waren noch das Neuwertigste. In einer Ecke stand eine Waschmaschine, die brav losrumpelte, als Eva sie probehalber anschaltete. Einen Ablauf schien es nicht zu geben, ein brüchig wirkender Schlauch hing über dem Badewannenrand. Als Nele den Wasserhahn des Waschbeckens aufdrehte, spritzte braunes Wasser heraus. Sie ließ es so lange laufen, bis es klarer wurde, dann erst schloss sie den Hahn. Dafür war jetzt das Waschbecken rötlich braun belegt.
    Vier der Schlafzimmer waren unmöbliert, sah man von einem Staubsauger und einem Kehrblech samt Besen ab. In einem weiteren Zimmer entdeckten die fünf Frauen ein altes Vertiko, randvoll mit Schuhen. Praktischen Schuhen, aber auch solchen, die seltsam extravagant für diese ländliche Gegend schienen, manche abgetreten, andere brandneu.
    Â» Sympathisch! Anna hatte einen Schuhtick! « , bemerkte Nele, als sie das Schränkchen wieder schloss.
    Â» Und wer mag das sein? « , fragte Eva und wies auf eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie, die über einem schmalen Bett an der Wand hing. Die anderen traten näher.
    Â» Sieht aus wie aus den Fünfzigerjahren « , kommentierte Dorothee.
    Die Fotografie zeigte zwei Mädchen, die vielleicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher