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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen
Autoren: Tania Kraetschmar
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abverlangte, als ob sie zum 1.Juni gekündigt hätte, avancierte zur Hauptansprechpartnerin für alle praktischen Fragen. Getreu dem Motto Wer viel arbeitet, kann auch noch ein bisschen mehr leisten, kümmerte sie sich um den Mietwagen und die studentischen Umzugshelfer.
    Als sie den letzten Tag bei Frenz & Friends geschafft hatten, feierten Eva und Nele mit einer Flasche Prosecco, aus der dann doch zwei wurden, ihren Sieg. Die Strafe folgte auf dem Fuß, am nächsten Morgen mussten sie mit Kopfschmerzen packen.
    Eva plante generalstabsmäßig den Umzugstag. Der Transporter sollte in Berlin nacheinander zu ihren fünf Wohnungen fahren, um dort die Möbel und Kartons mit all den Sachen einzusammeln, die jede von ihnen bis Oktober brauchen würde. Sie alle hatten sich entschlossen, ihre Wohnungen nicht unterzuvermieten. Schließlich wohnten sie ja in Wannsee praktisch umsonst.
    Außerdem war Eva als Schlüsselwärterin in den Augen der anderen selbstverständlich verantwortlich für alles, was mit Strom, Wasser, Grundstück, Telefon und Internet zu tun hatte. Und weil sie das so gut machte, auch gleich noch für den Rest. Nur für die Vorräte der ersten Tage und die Küchenorganisation wollte Dorothee sorgen.
    Ende Mai war Eva gründlich urlaubsreif. Nie war es ihr verlockender vorgekommen, Berlin hinter sich zu lassen, um unter blühenden Bäumen wandeln und die Nase in die Landluft halten zu können. Und nie war die Erfüllung eines Traumes näher gewesen! Wannsee in der Mark war für sie zu einem Synonym von Freiheit geworden, ungeachtet der Tatsache, dass sie und Nele dort genauso viel arbeiten würden wie jetzt.
    Vorausgesetzt, Titus stand zu seinem Wort.

6. Kapitel
    Das Gras wächst nicht schneller,
wenn man daran zieht.
    Afrikanisches Sprichwort
    Sie hatten sich auf den 24.Mai als Umzugsdatum geeinigt. Pünktlich um neun stand der Transporter mit zwei gut gebauten Jungs– schön breit in den Schultern– vor Evas Haustür. Geradezu lächerlich leichtfüßig schnappten sich die beiden Evas Sachen und bugsierten sie die Treppen hinunter. Eva schloss die Wohnungstür doppelt ab, bevor sie bei ihrer Nachbarin klingelte, die sofort öffnete– wenn auch nur spaltbreit.
    Â» Frau Biegel, ich wäre dann so weit « , sagte sie. » Tausend Dank, dass Sie sich um meinen Briefkasten kümmern. Ich lasse mir die Post nachschicken, aber Sie wissen ja, diese Werbesendungen verstopfen alles… Ich melde mich regelmäßig, und meine Handynummer haben Sie auch, falls was ist. Außerdem– Wannsee ist ja nicht aus der Welt. «
    Frau Biegel nickte. » Wenn es eine öffentliche Anbindung hätte, würden Werner und ich Sie glatt mal besuchen kommen. Aber so… Auf jeden Fall viel Spaß. Bleib hier, Fränzchen! «
    Letzteres galt ihrem dicken Dackel, der versuchte, sich durch den Türspalt zu drängeln, und auf halbem Wege stecken blieb. Er mochte Eva. Sie kraulte ihn immer so nett hinterm Ohr, und außerdem teilte sie seine Schwäche für grobe Leberwurst.
    Â» Bleiben Sie beide schön gesund. Auf Wiedersehen. «
    Eva nahm ihre Tasche und folgte den Umzugsleuten. Ihre Sachen wirkten auf der großen Ladefläche ganz verloren, aber es war ja nur ein Fünftel aller Dinge, die in den Wagen passen mussten. Sie stieg ein, und sie fuhren zu Julika. Als sie deren Sachen eingeladen hatten, fuhren sie mit Julikas Auto zu Nele, dann ging es weiter zu Marion ( » Vorsicht! Pfeile und Bogen sind zerbrechlich! « ) und zum Schluss zu Dorothee. Als schließlich deren letzte Kiste verstaut war– randvoll mit Kerzen–, donnerte einer der Umzugshelfer die Tür des Lasters zu.
    Â» Wir folgen Ihnen « , sagte er und stieg zu seinem Kumpel in die Fahrerkabine.
    Julika nickte und fuhr los, nachdem die anderen vier es sich im Wagen gemütlich gemacht hatten. Als sie nach einer Weile am Rathenauplatz auf die Stadtautobahn einbogen, fragte Dorothee: » Möchte jemand ein hart gekochtes Ei? «
    Â» Das ist nicht dein Ernst « , sagte Marion und lachte.
    Â» Aber ja! « Dorothee kramte in ihrer großen Tasche und nahm eine Tupperdose heraus. » Für mich gehören zu einer Reise hartgekochte Eier einfach dazu. Das war schon immer so– seit die Kinder klein waren zumindest. «
    Sie öffnete die Dose und begann, ein Ei zu pellen. Schweflige Luft machte sich breit.
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