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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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Wenigstens bin ich außer Reichweite. Da kann sie ja schlecht heulend vor der Tür stehen. Oder doch, aber es macht ihr niemand auf. Ich meine, sie muss ja allmählich mal erwachsen werden und ohne mich ihre Beziehungen führen. « Dorothee sah prüfend auf das Tablett. » Da fehlen noch die Kerzen. « Sie holte rasch einige Windlichter, und zusammen gingen sie wieder nach draußen.
    Julika und Marion waren auf ihrer Suche nach Tisch und Stühlen in dem alten Schuppen fündig geworden. Der Tisch stand schon, eine ungehobelte Angelegenheit aus verzogenen Brettern. Jetzt schleppten sie gerade ein paar Klappstühle aus Holz und rostigem Eisen an, die sich nur unter viel Zerren und Rucken aufklappen ließen. Auf den alten Steinfliesen der Terrasse, von denen etliche gesprungen waren und in deren Fugen Unkraut wuchs, wackelten Tisch und Stühle, aber das machte ihnen fürs Erste nichts. Ein kleiner Nachtfalter kam herangeflattert, vom sanften Schein der Windlichter angezogen. Eva wedelte ihn fort, bevor seine Flügel Feuer fangen konnten.
    Â» Es ist herrlich hier « , sagte sie dann. » Schaut doch bloß mal. « Sie zeigte zum Horizont. Inzwischen war die Abendsonne hinter dem kleinen Waldhügel verschwunden, der dunkel wie ein Scherenschnitt am Horizont stand– Schwarz vor Rotorange mit tintenblauen Streifen. » Abendrot… «
    Â» …schön Wetter droht « , ergänzte Dorothee.
    Â» Wieso droht? « , fragte Julika. » Heißt das nicht Sonne am Abend, erquickend und labend? «
    Â» Ne, das war das mit der Spinne. «
    Â» Furzt der Bauer zu Sankt Johann, fängt im Tal die Schneeschmelze an « , erklang eine Stimme über ihnen.
    Â» Ah, Nele kennt sich aus mit Bauernregeln « , sagte Julika trocken. » Komm runter, du vulgäres Weibsstück, und bring mir meine Jacke mit! Gott, in Italien zirpen Ende Mai schon die Grillen. Und hier muss man praktisch im Wintermantel sitzen. «
    Â» Muss man nicht « , widersprach Eva, und damit hatte sie recht. Obwohl die Sonne verschwunden war, war es kaum kühler geworden. » Manchmal kommt es mir so vor, als dächtest du häufig an Italien. Und an Lorenzo. Du erwähnst beides ganz schön oft. «
    Julika lachte, aber es klang seltsam gekünstelt. » Ein Mann, der einen nach zweiundzwanzig Jahren Ehe Knall auf Fall wegen einer anderen verlässt, an den sollte ich lieber nicht mehr denken, meinst du? « Die anderen nickten bejahend.
    Sie hörten, wie Nele die Treppen hinunterlief, dann kam sie zu ihnen und reichte Julika die Jacke. Die schlüpfte sofort hinein.
    Â» Ihr wolltet doch wohl nicht ohne mich anfangen! Her mit dem Stoff. « Nele schenkte sich ein und ließ sich auf den letzten freien Stuhl fallen. » Worüber habt ihr gerade gesprochen? «
    Â» Über Lorenzo « , sagte Eva, ohne den Blick von Julika zu wenden, die mit gerunzelter Stirn in die Kerzenflamme schaute.
    Â» Ahhh! Über den italienischen Adonis! «
    Nele hatte wie die anderen Fotos von Lorenzo gesehen und sofort verstanden, warum Julika sich mit Anfang zwanzig in ihn verliebt hatte. Sie alle hatten allerdings nicht verstanden, warum Julika in den sechs Jahren, die sie nun ohne ihn war, nicht zumindest mal eine kleine Affäre mit jemand anderem hatte. Und schon gar nicht, warum sie ihm immer noch heimlich nachtrauerte.
    Â» Ihr habt ihn nicht gekannt « , seufzte Julika. » Er konnte so charmant sein, er sah so gut aus, er war so großzügig– da kommt keiner so schnell ran. Außerdem bin ich älter geworden, und wenn ich jetzt einen noch älteren nehme– nein danke. «
    Â» War er eigentlich ein chronischer Fremdgänger? « , fragte Dorothee.
    Julika schüttelte den Kopf. » Nein. «
    Â» Aber zum Schluss schon « , sagte Nele.
    Â» Auch da nicht chronisch, nein « , stellte Julika das Ende ihrer Ehe richtig. » Ich glaube, er hat sich in Deutschland nicht wirklich wohl gefühlt, auch wenn das Import-Geschäft mit den italienischen Wagen gut lief. Insgeheim wollte er sicher immer zurück, und dann war da diese kleine Italienerin in Florenz, als er mal allein seine Schwester besucht hat… keine Ahnung, ob er mit der überhaupt noch zusammen ist. Wahrscheinlich hat er mit ihr einen ganzen Stall Kinder bekommen. «
    Â» Eine klassische Midlife-Crisis? Italian style ? « , fragte Nele.
    Â» Ja. Genau. «
    Â» Und

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