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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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einem kleinen Haus vorbei und von dort zu dem Buchenwäldchen. Die vier beobachteten, wie die Trauernden einen hohen hölzernen Bogen, der den Weg überspannte, durchschritten. Als auch die Freundinnen den Bogen erreicht hatten, blieben sie stehen.
    Dorothee entdeckte die Tafel, die am Rand des Weges aufgestellt war, zuerst. » Der Buchenfriedhof wird als Ort des Gedenkens nicht mehr forstlich bewirtschaftet. Die Bäume, an deren Wurzeln die Urnen lagern, sollen ungestört weiterwachsen können. Grabpflege im herkömmlichen Sinne ist nicht gestattet, um das Erscheinungsbild des Waldes nicht zu stören « , las sie vor.
    Â» Sie begraben hier die Urnen? « , fragte Marion. » Das gibt dem Song der Puhdys Alt wie ein Baum eine ganz neue Bedeutung! «
    Aus der Entfernung beobachteten sie, wie sich alle um den Pfarrer scharten, der die Urne in ein ausgehobenes Loch hinunterließ. Mit gesenktem Kopf standen die Trauernden hinter ihm, ein Mann trat hervor und füllte das Loch mit Erde. Noch ein Gebet, dann schien die Trauerfeier vorüber zu sein. Einige strebten eilig dem Ausgang zu, andere folgten gemächlicher. Die Freundinnen wollten ebenfalls gehen, als der Pfarrer sie erreichte.
    Â» Guten Tag « , sagte er freundlich. » Ich habe Sie schon vorhin an der Kirche gesehen. Selten genug kommt ja jemand von außerhalb nach Wannsee. Wie schön, dass mal wieder Besucher unseren Buchenfriedhof finden! Er ist etwas ganz Besonderes. «
    Â» Wir sind keine Besucher « , sagte Julika und reichte ihm die Hand. » Wir sind gestern hier eingezogen. In Anna Staudenroos’ altes Haus. «
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, verriet der Gesichtsausdruck des Pfarrers, dass er von Anna Staudenroos’ letztem Wunsch wusste. Neugierde und Skepsis huschten für einen Moment über seine Züge. Doch die Freundlichkeit überwog.
    Â» Ah, Sie sind das. Kommen Sie doch Sonntag zum Gottesdienst « , sagte er warm. » Dort lernen Sie die anderen Dorfbewohner kennen. Jedenfalls die gläubigen « , fügte er seufzend hinzu. » Es sind so zwischen fünf und acht. Weihnachten und Ostern ein paar mehr. «
    Nele sah den Pfarrer mitleidig an. » Dankeschön. Aber ich fürchte… Wer wurde denn heute beigesetzt? « , fragte sie dann rasch, um von ihrer eigenen Religionsmüdigkeit abzulenken.
    Â» Der alte Gustaf Gräbert. War Bürgermeister, bis Sauert ihn abgelöst hat. Hat das Dorf gut geleitet, viele Jahre lang. War ein ganz fabelhafter Mann. Das sieht man ja an der Größe der Trauergemeinde. « Er wies hinter sich.
    Â» Ist Anna Staudenroos auch hier beigesetzt? « , mischte sich Marion ins Gespräch.
    Â» Ach, unsere alte Anna! Ja, natürlich, die finden Sie hier auch. Es ist die Buche dort hinter der Bank. Wir vermissen sie im Dorf. Besonders Dani « , sagte der Pfarrer.
    Â» Dann gehen wir unsere Gönnerin mal besuchen « , meinte Marion. » Auf Wiedersehen, Herr Pfarrer…? «
    Â» Lobetal « , antwortete er und lächelte verlegen, als wollte er sich für seinen Namen entschuldigen. Dann tippelte er mit kleinen Schritten davon.
    Â» Ach herrje « , sagte Julika mit gerunzelter Stirn.
    Â» Wieso? Ich finde ihn nett. Der hat hier bestimmt keinen leichten Stand « , entgegnete Nele. » Und ich frage mich, wer diese Dani ist. Gandalf hat sie auch schon erwähnt. Wir hätten den Pfarrer fragen sollen. «
    Â» Lobetal meine ich nicht mit herrje. Sondern die da. «
    Julika zeigte auf zwei Männer, die ihnen zielstrebig entgegenkamen. Es waren der unsympathische Bürgermeister und der dicke Polizist, der ihr im April die Strafzettel verpasst hatte. Direkt vor ihnen blieben die beiden stehen.
    Â» So. Sie sind also tatsächlich eingezogen. Ich werde Sie demnächst aufsuchen. Es gibt Verschiedenes zu besprechen. Verwaltungstechnisches. Mit Ihrem Aufenthalt kommen auch Pflichten! « Sauerts Miene machte seinem Namen alle Ehre.
    Â» Selbstverständlich. Es darf ja nicht in ein Vergnügen ausarten, auf dem Dorf zu leben « , erwiderte Julika schnippisch.
    Der Bürgermeister ließ das unkommentiert, wortlos schritt er an ihnen vorbei.
    Â» Mann, ist das ein Widerling « , stieß Nele aus.
    Â» Er scheint zu glauben, dass wir für immer bleiben. Na, ich sag ihm nicht, wie es wirklich ist. Schon, um ihn zu ärgern. « Julika konnte sich nicht erinnern, jemals einen so

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