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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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konventionell. Vielleicht verdienen die Frauen ja auch hier ihr eigenes Geld. Sie müssen nicht zwangsläufig hinterm Herd stehen, nur weil sie auf dem Dorf leben. Du bist wirklich keine Feministin « , sagte Marion.
    Â» Bin ich auch nicht. Ich habe mich immer um die Kinder und den Haushalt gekümmert « , erwiderte Dorothee eine Spur trotzig.
    Â» Aber du hast trotzdem gearbeitet. Ganztags. Klassische weibliche Doppelbelastung! « , fand Marion. » Du hast einen anstrengenden Job und den Haushalt für sechs Personen gewuppt! Und was hat Horst getan? «
    Â» Unser Geld in Kneipen versoffen und verzockt « , gab Dorothee zu.
    Â» Eben. Bis du ihn rausgeschmissen hast. Weil du endlich erkannt hast, dass es sich ohne Mann besser lebt. Wie das viele kluge Frauen in den besten Jahren erkennen. « Marion machte es Spaß, der Freundin ihre feministischen Ansichten zu unterbreiten.
    Â» Sehe ich nicht so. Ich würde gern mit einem Mann leben. Wenn’s ein netter ist, mit dem ich mir den Haushalt teilen kann « , meinte Nele optimistisch. » Das muss ja nicht zwangsläufig eine Frage von Gleichberechtigung sein, sondern von Charakter. Von Fairness. Wenn man in ähnlichen Welten lebt, dann klappt das schon. «
    Â» Sagst du. Aber du hast noch keinen gefunden, mit dem es funktioniert, oder? Du hast immer versucht, die Welt der Männer zu teilen. Und wenn dann Schluss war, wolltest du mit dieser Welt nichts mehr zu tun haben « , ereiferte sich Marion. » Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen. Wie können sich Frauen nur nach etwas, das offensichtlich so falsch ist, sehnen? Zu viele Opfer werden auf dem Altar gegen die Einsamkeit gebracht! «
    Â» Wer hat das gesagt? « , fragte Dorothee.
    Â» Ein schlauer Mann? « , schlug Nele ketzerisch vor.
    Â» Ihr habt alle keine Kinder. Ich erklär euch mal, wie das bei uns war. Erst waren wir verliebt, da ist mir nicht aufgefallen, dass Horst in einer ganz anderen Welt als ich lebt. Dann hatten wir die Familie, da arrangiert man sich irgendwie. Erst wenn die Kinder aus dem Haus sind, wird einem bewusst, wie der Partner wirklich ist. In meinem Fall, wie grässlich Horst ist « , sagte Dorothee, als hätte sie den Freundinnen all das nicht schon im Zuge ihrer Scheidung erklärt.
    Â» Lolli hat nicht abgewaschen, aber großartig gekocht. Pasta jeder Art « , sagte Julika abwesend. Sie blieb stehen und zeigte auf einen hölzernen Wegweiser. » Hier geht’s zur Kirche. Und zum Friedhof. «
    Der schmale Weg, der von der Hauptstraße abbog, war von Büschen gesäumt. Am Ende sahen sie die Kirche aus rotem Backstein, mit dem Kranich auf dem hölzernen Turm. » Kommt. « Sie gingen den Hohlweg entlang.
    Â» Ich liebe diese stillen Dorfkirchen « , schwärmte Julika, als sie vor der Kirche standen. » Sie haben so etwas Ewiges. So etwas In-sich-Ruhendes. Was sagte Rechenberger? Die hier stammt aus dem 17.Jahrhundert. Das muss man sich mal vorstellen. Seitdem wird hier gebetet, getauft, getrauert, zelebriert… «
    Â» Bist du religiös? « , fragte Nele überrascht.
    Ohne zu antworten, fuhr Julika fort: » Mit der Taufe fängt alles an, mit dem Begräbnis hört alles auf. In Italien gibt es Leute, die verlassen ihr Dorf niemals, die kreisen ihr ganzes Leben lang um die Kirche. Wie die Erde um die Sonne. Wollen wir reingehen? «
    Sie legte die Hand auf die geschmiedete Klinke, als über ihnen im Turm die Glocke zu läuten begann. » Psst. Hört mal. Da ist wer drin. «
    Tatsächlich erklang ein dumpfes Gemurmel. Dann schurrte es, als würden Stühle gerückt. Und schließlich wurde das Portal geöffnet, und eine Gruppe in Schwarz strömte heraus, vorneweg ein Pfarrer. Er war klein und untersetzt und bis auf einen weißen Haarkranz kahl. Sein freundliches rosiges Gesicht verriet milde Gelassenheit und einen guten Appetit. Feierlich trug er eine große Urne in beiden Händen.
    Â» Da hast du schon dein Lebensende, Julika « , flüsterte Marion und deutete mit dem Kopf zur Urne.
    Schweigend zog der Trauerzug an ihnen vorbei und durchs Tor hinaus. Neugierige Blicke wurden ihnen zugeworfen.
    Â» Was machen die denn mit der Urne? « , wunderte sich Marion, als die Gruppe den Weg in Richtung Wald einschlug.
    Â» Lasst uns ihnen nachgehen « , schlug Nele vor.
    Langsam schlenderten sie der Trauergemeinde hinterher. Sie ging an

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