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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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mit den Schultern und blickte starr geradeaus, während Loh weiterfuhr. Es kam ihr erstaunlich lange vor, bis sie endlich in seinen Hof einbogen. Er bremste nicht sofort, sondern fuhr bis zu dem Feld hinter seinem Grundstück weiter. Dort erst hielt er, ließ die Schaufel behutsam herunter und schaltete den Motor aus.
    Â» Und, wie war’s? « , fragte er vergnügt.
    Â» Peinlich. Aber wenigstens kennen mich jetzt alle im Dorf. Danke fürs Mitnehmen « , sagte Eva kurz angebunden, sprang aus der Schaufel und griff nach Gläsern, Tüte und Wurstpaketen. Sie verließ sein Grundstück in Richtung Felder. Von dem Feldweg, der hinter ihrem und Lohs Grundstück lag, gelangte man durch die hintere Gartenpforte in den Obstgarten.
    Â» Achtung « , rief Loh scharf. » Halt! Nicht da lang! «
    Eva blieb stehen, und er kam ihr eilig hinterher. Als er mit ihr auf einer Höhe war, zeigte er auf ein paar Bretter, die quer über dem Weg lagen. » Das ist die alte Güllegrube. Die Bretter sind brüchig. Tritt niemals hier drauf, okay? Die Grube darunter gehört weg, das ist eine Abmachung, die ich mit Sauert getroffen habe. Aber der Mistkerl hält sich nicht daran… egal. «
    Â» Was ist, wenn man da reinfällt? «
    Â» Dann paddelt man eine Weile in gut abgelagerter Gülle– bis man ersäuft. «
    Eva schluckte. » Danke fürs Warnen. Und dieser Ring hier? Wozu ist der? Damit man sich zur Not festhalten kann? « Sie zeigte auf einen rostigen, schweren Ring, der ein paar Meter weiter in einem Betonpfeiler eingelassen war.
    Â» Nein. Daran wird das Vieh gebunden, wenn der Schlachter kommt. «
    Â» Das ist ja entsetzlich! « , entfuhr es Eva.
    Â» Woher glaubst du, hat Karoppke das Rindfleisch, das er verarbeitet? Und was du da gerade gekauft hast? «
    Eva starrte auf das Päckchen in ihrer Hand. » Ich verstehe « , sagte sie mit zittriger Stimme und wandte sich endgültig zum Gehen.
    Â» Tja, die meisten wären Vegetarier, wenn sie die Tiere selbst schlachten müssten « , meinte Loh lakonisch. » Hey, Eva « , rief er ihr dann noch nach.
    Sie drehte sich vorsichtig um. » Was denn? «
    Â» Warum hast du eigentlich Annas Dahlienknollen entsorgt? Sie haben immer traumhaft schön geblüht. Wenn du sie schnell setzt, dann könnte es noch was werden! Anna hat sie immer in das rechte Beet gesetzt. Ich dachte, du magst Blumen, wo du doch halb nackt morgens im Garten rumrennst, um an ihnen zu schnuppern. « Er zeigte über den Zaun auf die verschrumpelten Knollen, die Eva auf den Kompost geworfen hatte.
    An diesem Tag schienen die Peinlichkeiten kein Ende nehmen zu wollen.
    Â» Gott, war das schrecklich « , stöhnte Eva und schlug die Hände vors Gesicht. » Mir kam es so vor, als ob er extra langsam gefahren wäre. Ich glaube, dem hat das Spaß gemacht! «
    Â» Vielleicht war er auch nur besorgt, dass du ihm aus der Schaufel plumpst, samt Schnitzel, Sülze und Speck. «
    Dorothee grinste gutmütig und tätschelte beruhigend Evas Arm. Dann holte sie Brot, kleine Teller und Messer, stellte alles auf den Küchentisch und machte ein Glas Bärlauchleberwurst auf. » Peinliche Momente im Leben kennt jede von uns. In dem Moment möchte man im Boden versinken. Aber hinterher muss man lachen. Ich zum Beispiel… « Sie sah mit rosigen Wangen in die Runde.
    Â» Lass hören, Dorothee « , sagte Julika gespannt.
    Â» Na gut. Aber das bleibt unter uns, verstanden? «
    Alle nickten.
    Â» Vor ein paar Jahren haben wir uns jeden Sonntagnachmittag bei Vronis Eltern getroffen. Wisst ihr noch? « Die anderen nickten wieder. Vroni war die Exfreundin von Dorothees ältestem Sohn. Und Vronis Eltern waren sehr gastfreundlich gewesen. » In ihrem Bad stand eine hochtechnische Waage. Angelika, Vronis Mutter, war ja eine, die kein Gramm zu viel an sich duldete. Dabei hat sie sehr lecker gekocht! Jedenfalls habe ich mich jedes Mal, wenn ich bei ihnen war, gewogen. Mit Body-Mass-Index, Körperfettanalyse und weiß der Geier was noch. Das Gewicht zeigte es auch, bis aufs Gramm. Was ja bei mir nie so wenig war. Und eines Abends, nach meinem regelmäßigen heimlichen Wiegen, sagte Angelika am Esstisch, an dem wir alle versammelt saßen und futterten, zu mir: › Du weißt, Dorothee, dass unsere Waage eine Memory-Funktion hat, oder? Ich beobachte das schon eine ganze Weile. Machst du

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