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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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unsympathischen Menschen getroffen zu haben.
    Â» Lasst uns Annas Baum suchen « , sagte Marion.
    Sie schlenderten weiter. Die Trauernden hatten inzwischen den Friedhof verlassen.
    Â» Ich finde das eigentlich eine gute Idee « , bemerkte Julika nachdenklich, als sie den Baum gefunden hatten. » Könnte ich mir für mich auch vorstellen. «
    Â» Ich find’s nicht gut « , sagte Dorothee und las stirnrunzelnd das Namensschildchen. » Einfach grässlich, bis in alle Ewigkeit tot an einem Baum zu liegen! « Sie schüttelte sich. » Und für die Kinder gibt es keine Möglichkeit, mal ein Blümchen vorbeizubringen. Kommt, wir gehen nach Hause. Mal sehen, was Eva Schönes eingekauft hat. «
    Â» Eigentlich kann es einem ja egal sein, wie man bestattet wird. Urne, See, Baum, Sarg– man bekommt sowieso nichts mehr mit « , meinte Nele pragmatisch.
    Marion verzog verächtlich den Mund. » Das sag mal den Nordkoreanern, die ihre Diktatoren in Glassärgen wie faschistische Schneewittchen aufbahren! «
    Nach einer Stunde warf Eva die Gartenschere hin. Mit erdigen Fingern wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Es reichte ihr gründlich. Sie hatte sich das Gärtnern viel idyllischer vorgestellt, wenn sie auf ihrem Balkon gesessen und insgeheim von einem kleinen Grundstück geträumt hatte. Das hier artete ja in Arbeit aus!
    Kritisch betrachtete sie ihr Werk. Neben den Beeten lag jetzt ein Haufen dürrer Zweige, abgestorbener Blätter und brüchiger Ästchen. Aber deshalb sah es nicht unbedingt schöner aus. Ein geheimer Wettlauf um Sonne und Licht schien zwischen Stauden und Unkraut vor sich zu gehen, und das Unkraut lag um Längen vorn. Munter ließ es seine langen, dicken Halme im Wind wehen, die gemein in die Hand schnitten, wenn man sie herausreißen wollte. Davon abgesehen gab es in den Beeten viele nicht bepflanzte Stellen. Eva fragte sich, was zu Annas Zeiten dort wohl gewachsen war. Nein, von blühendem Paradies konnte keine Rede sein, sah man mal von der Pfingstrose ab. Aber die hatte vorher auch schon geblüht.
    Sie warf den Abfall auf den Kompost und brachte Gartenschere und Strohhut zurück in den Schuppen. Beim Händewaschen und Nägelbürsten bemerkte sie eine Blase zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Die kam vom Schneiden– sie hatte nicht mal gewusst, dass man an einer solchen Stelle Blasen bekommen könnte! Es brannte unangenehm.
    Eva zog sich eine Bluse an, griff nach ihrem Portemonnaie, verließ das Haus und ging die stille Dorfstraße entlang. Als sie den Abzweig erreichte, an dem es zur Kirche ging, warf sie einen Blick in den Weg. Keine Spur von den Freundinnen. Also ging sie weiter zu Karoppke’s Hausschlachtung und Partyservice. Sie drückte die Glastür auf. Eine stämmige Verkäuferin mit schwarz-blond gefärbtem Haar bediente gerade eine zierliche junge Frau.
    Â» Warum bist du nicht bei Gräberts Beisetzung, Dani? « , fragte sie. » Heute sind doch alle auf dem Buchenfriedhof! «
    Die Kundin schüttelte den Kopf. » Papa wollte das nicht. Er hat gesagt, das sähe nicht gut aus « , sagte sie leise und nahm das rosafarbene Päckchen entgegen. » So, als ob ich Gräbert mehr als Bürgermeister mochte als ihn. «
    Â» Blödsinn « , ereiferte sich die Verkäuferin. » Wie alt warst du, als ihr hierhergekommen seid? Vier? «
    Â» Drei. «
    Â» Na, also. Viel zu jung, um zu kapieren, was dein Vater hier… « Sie brach ab und stocherte mit einer Gabel im Gehackten herum. » Tschuldigung, Dani. «
    Â» Schon gut « , sagte die junge Frau resigniert. » Was kostet es? «
    Â» 4,82Euro. «
    Die Kundin legte fünf Euro auf den Tresen, die Verkäuferin gab heraus. Eva warf Dani einen neugierigen Blick zu: ein blasses Gesicht, aschblondes Haar, das auf schmale Schultern fiel. Diese erwiderte Evas Blick, sie sah aus, als wollte sie etwas sagen, aber verließ dann schweigend die Fleischerei.
    Â» Ich hätte gern zweihundert Gramm fetten Speck « , sagte Eva und trat näher an die Theke. » Und fünf magere Schnitzel. Und haben Sie Salami? «
    Â» Klar. Auch selbst gemachte Schlackwurst. «
    Â» Davon nehme ich je zweihundert Gramm. Und was ist das? « Eva zeigte auf ein Sortiment Gläser, das auf dem Tresen stand.
    Â» Bauernsülze, Leberwurst mit Bärlauch, Rotwurst mit Majoran,

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