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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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des Dorfes kennengelernt.
    Dafür flirtete Nele verstärkt mit Gandalf, wann immer sie ihn auf der anderen Seite des Zaunes sah. Ein von seiner Seite entscheidender Faktor schien dabei zu sein, dass Nele vor einigen Jahren alle drei Teile von Herr der Ringe gesehen hatte, Tolkiens Fantasy-Epos, für das Gandalf schwärmte. Und Nele nutzte ihren Vorteil. Wollte sie Gandalf zum Reden verleiten, musste sie nur etwas sagen wie: » Vor den Nazgûl hätte ich auch Angst « oder » Ob es hier wohl Waldelben gibt? « oder » Marion sieht mit Pfeil und Bogen wie Legolas aus « oder » Guten Morgen, Gollum, mein Schatz. « Die anderen fanden das entsetzlich albern, aber bei Gandalf zeigte es Wirkung.
    Alles in allem fühlten sie sich beim Landexperiment WG -Wannsee noch nicht zu Hause angekommen– aber fremd? Das waren sie längst nicht mehr.
    Das Wetter war herrlich in diesem Jahr. Es hatte nicht ein Mal geregnet. Die Sonne schien, und es war heiß. Nicht mal Julika konnte über die Temperaturen meckern.
    Â» Super seht ihr aus! « , sagte Dorothee, als Eva und Nele in die Küche traten. » Heute geht euer Job wieder los, oder? Das schwarze Oberteil ist richtig elegant, Eva. Und dazu der Goldschmuck– Kompliment! « Dorothee, selbst noch im Morgenmantel, war beeindruckt.
    Â» Und wie findest du mich? « , fragte Nele und drehte sich einmal um die eigene Achse. Dorothee musterte sie. » Edel geschminkt, Nele. Du hast übrigens schon ein bisschen Farbe bekommen, seit wir hier sind. Die rote Bluse steht dir gut. Hey, wo hast du die Kette und die Ohrringe her? «
    Â» Von Swarowski. «
    Â» Ah, deshalb. Also, ihr beide– stilsichere Werbeladys! Aber eine Frage habe ich. « Dorothee stellte die Kaffeekanne mit einem Knall ab. » Warum hast du untenrum nur diese schreckliche Pyjamahose an, Eva, und du nur deine ausgelabberte Jogginghose, Nele? Und warum seid ihr beide barfuß? Oben hui– und unten pfui? So geht man doch nicht ins Büro! «
    Nele grinste. » Na, wenn wir mit Titus skypen, sieht er uns doch nur obenrum, stimmt’s? Die Zeiten, in denen wir uns ganzheitlich aufbrezeln müssen, kommen ab Oktober wieder. Wir tragen keine engen Röcke oder Designerhosen und bestimmt keine Pumps, die uns drücken. Das ist ja wohl klar. Außerdem ist es wirklich warm heute. So ist es viel bequemer untenrum. «
    Sie griff nach ihrer Kaffeetasse. » Und, was macht ihr, während wir ackern? « , fragte sie.
    Â» Nein, sagt es uns nicht « , jaulte Eva auf und hielt sich die Ohren zu. » Ich werde sonst neidisch! «
    Nach dem Frühstück gingen sie ins Arbeitszimmer und setzten sich an ihre Computer. » So. Gleich werden wir sehen, ob das mit unserem neuen Arbeitsplan klappt « , sagte Eva und ging auf Konferenzschaltung.
    Â» Eva « , zischte Nele von der Seite. » Nimm die Finger runter! Deine Nägel sind ganz dreckig vom Gärtnern! «
    Hastig zog Eva die Hände aus dem Kamerablickfeld.
    Â» Ahhhh, da sind ja meine Land-Girlies « , dröhnte Titus’ Stimme über den Lautsprecher, und sein Gesicht erschien auf dem Monitor. » Und gut seht ihr aus! Ich hatte schon Angst, ihr würdet in vergammelten Klamotten dasitzen, vielleicht sogar mit schwarzen Pfoten von der Feldarbeit! Welcome back! Wie geht es euch? « Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern fuhr gleich fort: » Also, passt auf, wir haben ein Projekt in Aussicht, da geht es um Scanner in poppigen Farben, damit es in den Büros fröhlicher und kreativer wird. Mir schweben da die Seventies vor. Nele, versuch mal was mit psychedelischem Background. Wie Pink Floyd auf einem wilden LSD -Trip. Und du, Eva, denk an Worte wie Groovy oder Peace oder Girlies oder Afri-Cola. Ihr wisst schon, was ich meine, das war ja eure Zeit, ihr seid ja nicht solche jungen Hüpfer wie die meisten hier… «
    Eva, die auf ihren Händen saß, und Nele, die unterm Tisch an ihrer ausgebeulten Hose rumzupfte, nickten mit professioneller Miene. Ihr erster Arbeitstag hatte begonnen.
    Â» Ach, die Armen müssen ackern « , sagte Julika mitleidslos, als Nele und Eva im Arbeitszimmer verschwunden waren. Das Küchenfenster stand weit offen, warme Luft wehte sacht in Richtung kalter Kaffee, das laute Krächzen eines empörten Eichelhähers drang herein. Julika fand den Tag einfach zu herrlich, um ihn mit Arbeit zu verschwenden. Sie fächelte

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