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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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eigentlich etwas gegen deine Gewichtszunahme? ‹«
    Die anderen lachten. » Das ist ja fies! « , fand Eva und stand auf, um eine Flasche Prosecco zu holen.
    Â» Und nicht sehr solidarisch von Angelika « , sagte Marion streng.
    Eva öffnete die Flasche, nahm fünf Gläser und füllte sie. » Und du, Marion? Hast du auch mal was Peinliches erlebt? «
    Marion seufzte. » Und ob. Es ist noch gar nicht lange her, Ende März, kurz bevor das Sabbatjahr begann. Ich brauchte dringend eine neue Hose und bin abends noch schnell zu Peek & Cloppenburg gefahren. Ich war fix und alle, einfach komplett überarbeitet. Ich gehe also in die Damenabteilung, frage eine Verkäuferin, wo ich die Jeans finde. Sie zeigt mir die Richtung, und von dort kommt mir eine Frau entgegen, die mir wahnsinnig bekannt vorkommt, aber deren Name mir nicht einfällt. Ich begrüße sie laut, sie grüßt zeitgleich ebenfalls. Kein Wunder! Ich stand vor einem Spiegel. Könnt ihr euch vorstellen, dass man sich selbst nicht mehr erkennt? Zwei Verkäuferinnen haben mich von der Seite angeschaut, als sei ich nicht ganz dicht. Das war wirklich schrecklich. So viel zu mir. Die Nächste, bitte. « Sie griff nach ihrem Glas und nahm einen langen, langen Schluck. Dann griff sie, Cholesterinwerte hin oder her, nach der Leberwurst.
    Nele grinste. » Es war in dem Job, den ich vor Frenz & Friends hatte. Ich saß mit einer Kollegin in der Grafik, als ein Anruf vom Chef zu mir durchgestellt wurde. Er hatte was an meinem Entwurf zu meckern. Hatte er immer. Und während er noch sagt, was ihm alles nicht gefällt, ist die Leitung plötzlich tot. Er ist weg. Also sage ich laut und deutlich, um meine Kollegin zu foppen: › Sie können mich mal, Sie aufgeblasener Fettsack! Sie haben keine Ahnung von Ästhetik, und Ihr Doppelkinn fällt Ihnen bis auf Ihren hässlichen Schlips. Und was ich Ihnen schon immer sagen wollte– wir arbeiten nur für Sie, weil wir gerade nichts Besseres haben. Aber das wissen Sie ja bestimmt schon. ‹ Dann lege ich auf. Die Kollegin starrt mich fassungslos an. Ich sage, der Blödmann war nicht mehr in der Leitung, und wir lachen uns schlapp. Und eine Minute später… « , Nele schluckte, » …stürzt der Chef rein und brüllt mich an. Ich konnte ihn am Telefon nicht hören– er mich leider schon. Er hat mich fristlos gefeuert. «
    Â» Oje « , sagte Eva, obwohl sie die Geschichte schon kannte.
    Â» Gott, schmeckt diese Leberwurst gut! « Dorothee biss in ihr dick bestrichenes Brot.
    Eva schossen Lohs Worte durch den Kopf, und sie musste ihm recht geben: Ganz sicher wären sie alle Vegetarier, wenn sie jede Kuh, jedes Schwein, jedes Huhn und jeden Fisch selbst töten müssten.
    Â» Und dein peinlichster Moment, Julika? « Julika sah zögernd in die Runde, als koste es sie größte Überwindung, darüber zu sprechen. Als sei schon die bloße Erinnerung daran unangenehm.
    Â» Komm, sag schon « , drängte Dorothee.
    Â» Damals in der Berufsschule für Verwaltungskunde « , begann Julika, » da gab es eine Faschingsparty. Ein Typ hatte mich überredet, mich als Partyluder zu verkleiden. Und ich blöde Kuh fühle mich geschmeichelt und mache das auch noch mit. Statt als Pippi Langstrumpf oder Hexe zu gehen! Schwarzes Ledermieder, Strapse, darüber Hotpants, Make-up, High Heels. Ich sah aus wie eine Nutte. Gleich morgens musste ich zwei Sekt trinken, um überhaupt den Mut zu haben, so auf die Straße zu gehen! Wie mich die Busfahrer angeschaut haben– au weia. «
    Â» Und? « , fragte Nele gespannt.
    Â» Ich stöckle also in die Schule, wundere mich, dass alles so ruhig ist, mache die Tür zum Klassenraum auf, in dem wir feiern wollten « , fuhr Julika fort, » da schlägt mir ein Riesengejohle entgegen! Ich hatte mich im Datum geirrt. Die Party war erst am nächsten Tag. An diesem Tag haben wir eine Rechtskundeklausur geschrieben. Verhauen habe ich sie auch, Stress und zu viel Sekt. Ich darf gar nicht mehr daran denken. Mann, war das peinlich. «
    Â» Herrje « , sagte Nele mitfühlend.
    Â» Auf den Augenblick, in dem man im Boden versinken will! « , sagte Marion und erhob das Glas. Die anderen stießen mit ihr an.
    Als Eva trank, spürte sie ein so warmes Gefühl im Bauch, als tränke sie Glühwein und nicht eiskalten Prosecco. Das Gefühl, wie alle sie

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