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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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man einen grünen Kuhfladen auf dem Kopf « , meinte Dorothee.
    Â» Dann passt es ja hervorragend, dass wir bei den Galloways vorbeikommen « , sagte Julika vergnügt. » Also, wollen wir los, Dorothee? «
    Aus dem Arbeitszimmer drangen Neles und Evas Stimmen, als sie kurze Zeit später mit ihren Badesachen die Treppe herunterkamen.
    Â» Tschüss dann, bis später. Geht nicht unter! « Marion öffnete ihnen die Haustür.
    Â» Ja, tschüss. Und der Friseurladen ist sicher ein guter Anfang für Dorfklatsch. Ich finde, wir wissen noch nicht allzu viel über Wannsee « , sagte Julika.
    Das stimmte. Im Dorf begegnete man ihnen zwar nicht direkt feindlich, aber mit deutlichem Misstrauen. Ihre Fragen wurden nur einsilbig beantwortet.
    Dorothee schwieg, sie dachte über ihre Probleme, schwimmen zu gehen, nach. Vielleicht würde sie einfach auf dem Badelaken am Ufer sitzen bleiben und Julika beim Schwimmen zusehen… Auf der anderen Seite war es wirklich sehr warm.
    Â» Es ist fast zu warm heute « , sagte Dorothee, als sie und Julika den Feldweg in Richtung Wald entlanggingen. Sie wischte sich mit dem Zipfel ihres Badetuchs den Schweiß vom Nasenrücken, da, wo ihre Sonnenbrille saß. Ihr war so heiß, dass sie kaum wusste, wo die Luft anfing und wo ihr Körper aufhörte. Zu Jeansrock und Jeanshemd trug sie lila Flip-Flops. Nicht unbedingt, weil sie sie schön fand oder darin gut lief, sondern weil es himmlisch war, dass der Ballen ihres linken Fußes nicht schmerzte.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als Julika sich hinunterbeugte und begann, an ihren Sandalen zu nesteln.
    Â» Was machst du da? « , fragte Dorothee und blieb stehen.
    Â» Ich gehe barfuß « , erklärte Julika, schlüpfte aus ihren Schuhen und stopfte sie in ihre Tasche. » Ahhhhhh. Das ist herrlich. Der Sand der Mark Brandenburg ist heute so heiß wie der Sand am Mittelmeerstrand! « Sie wackelte beglückt mit ihren rot lackierten Zehen, dann lief sie munter voran.
    Â» Tochter des Südens « , murmelte Dorothee.
    Und sie, was war sie? Bestenfalls eine Tochter der Rouladen. Des Kartoffelsalats. Des gedeckten Apfelkuchens. Bei dieser Hitze waren die Kilos, die sie zu viel hatte, unerträglich. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie später ins Wasser gehen würde. Aber die Wahrscheinlichkeit stieg mit jedem Tropfen Schweiß, der sich zwischen ihren Brüsten hindurch gemächlich seinen Weg bis zu ihren Bauchfalten bahnte.
    Julika breitete die Arme aus. Ihr leichtes türkisfarbenes Sommerkleid umwehte ihre schlanke Figur im warmen Wind, als sie zu rennen begann.
    Â» Und was wird das jetzt? « , fragte Dorothee laut.
    Â» Ich versuche zu fliegen « , rief Julika ihr über die Schulter zu und blieb dann abrupt stehen. » Kennst du das nicht? Als wir Kinder waren, sind wir mit einem Tuch losgerannt und haben es hinter uns herwehen lassen. Als ob wir flögen. Als ob wir Hexen auf dem Besen wären. «
    Â» Nö « , sagte Dorothee spröde. » Ich war schon als Kind bodenständig. «
    Aber Julika war schon weitergesaust. Alle paar Schritte machte sie einen Hüpfer, wobei ihre Korbtasche heftig hin und her schlug– die Sandalen drohten jeden Moment herauszufallen. Sie sah wie ein türkisfarbener Paradiesvogel aus, der zwischen den märkischen Feldern gelandet war und vergeblich versuchte, wieder abzuheben.
    Dorothee folgte ihr kopfschüttelnd, den Blick abwechselnd auf die flatternde Julika, das Sonnenblumenfeld zu ihrer Rechten und das Getreidefeld zu ihrer Linken gerichtet. Die Sonnenblumen hatten bereits Blüten angesetzt, sie würden aber frühestens im Juli aufgehen. Das Getreide stand schon hoch. Die langen Ähren reckten sich der Sonne entgegen.
    Dorothee hatte nicht die leiseste Ahnung, ob es Gerste, Hafer, Roggen oder irgendetwas anderes war. Was sie allerdings kannte, waren die leuchtend blauen Kornblumen, der blutrote Klatschmohn und die hellen Margeriten, die am Rand des Feldes wuchsen. Hübsch sah es aus, und sie nahm sich vor, auf dem Nachhauseweg einen Strauß zu pflücken. Annas Einmachgläser würden perfekt als Vasen dienen.
    Julika war aus ihrem Blickfeld verschwunden, da, wo der Weg in den Wald abknickte. Als Dorothee an diese Stelle kam, trat sie erleichtert in den Schatten, den die Bäume hier spendeten. Sie atmete tief durch– es duftete hier so aromatisch wie eines der

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