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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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sich mit den Händen Luft zu, um sich abzukühlen. » Heute ist es himmlisch warm! Wie in Italien! «
    Â» Das sind wohl eher die Wechseljahre « , meinte Dorothee lakonisch. » Wenn ich drei Tassen Kaffee getrunken habe, bekomme ich auch Schweißausbrüche. «
    Â» Wir sind noch heiß, aber es kommt in Wellen « , bemerkte Marion.
    Â» Meinst du wirklich? Bis jetzt habe ich noch keine Probleme mit Hitzewellen. Ich glaube, es liegt eher an der Kaffeemarke. Italienischen Espresso vertrage ich viel besser « , erwiderte Julika.
    Â» Keine Hitze? Du Glückliche « , seufzte Marion. » Ich musste mir manchmal Make-up ins Gesicht schmieren, damit ich vor der Klasse nicht wie ein roter Luftballon aussehe. «
    Â» Ist ja nicht bei allen Frauen gleich « , sagte Dorothee. » Hast du es schon mal mit Tofu probiert, Marion? Das soll helfen. «
    Â» Klar. Aber jeden Tag zweihundert Gramm wie die Japanerinnen bekomme ich nicht runter. «
    Â» Ich finde, wir sollten heute schwimmen gehen « , sagte Julika. » Ein kühles Bad hilft sicher auch. «
    Â» Ich komme mit. Aber Baden… ich weiß nicht « , sagte Dorothee.
    Â» Stimmt ja. Du hast Angst vorm Wasser. Hast du ja an der Ostsee schon gesagt « , erinnerte sich Julika. » Da bist du auch nicht reingegangen. Woran liegt das eigentlich, Dorothee? «
    Â» An meinem Vater. Als ich sechs war, hat er mich ins Wasser geschmissen, weil er dachte, so lerne ich schwimmen. Ich wäre fast ertrunken « , entgegnete Dorothee finster.
    Â» Ein kleines Mädchen einfach ins Wasser zu schmeißen! Das muss man sich mal vorstellen! Klassische Frühprägung der finstersten Art! Was ist dein Vater für ein Jahrgang? « Marion war erbost.
    Â» War… er lebt ja nicht mehr. 1929. «
    Â» 1929… das war die Generation Männer, die noch unter der Kriegserziehung gelitten hat. Da haben viele ihre Kinder zur Härte erzogen, so nach dem Motto › Ein Indianer kennt keinen Schmerz ‹ . Die Sorte Männer, die nie zum Arzt geht, weil das ihrer Meinung nach Schwäche beweist. Mein Vater war auch so. Total stolz, dass er nie seinen Cholesterinwert herausgefunden hat. Der lag wahrscheinlich bei tausend, denn mit siebenundsechzig hat er einen Infarkt bekommen und ist uns einfach weggestorben! « Marions Gesicht glühte. Sie griff nach der Wasserflasche, schenkte sich ein und trank in großen Schlucken. » Sie denken, dass sie harte Kerle sind. In Wirklichkeit sind sie feige und obendrein noch unfair ihren Familien gegenüber. «
    Â» Vielleicht sollten wir aufhören, von unseren Männern zu reden und stattdessen lieber über unsere Väter nachdenken. Ob sie gewusst haben, was sie mit ihren Töchtern anstellen? « Dorothee sah die beiden anderen fragend an.
    Â» Wenn du über die Väter sprichst, sprichst du zugleich über die Mütter « , sagte Marion. » Und damit über die Beziehungen, die sie uns vorgelebt haben. Und schwups, bist du schon wieder bei deiner eigenen Rolle, deiner eigenen Beziehung und bei deinem eigenen Kerl. Das kannst du nicht trennen. «
    Â» Mit den Füßen gehst du aber rein, oder? « Julika gingen Marions Tiraden gelegentlich auf die Nerven, sie wollte vom Thema ablenken.
    Dorothee nickte. » Bis zur Hüfte ist es okay. Aber Wasser auf dem Kopf halte ich nicht aus. Dann geht es mir wie Nele mit den Mäusen. Ich schrei, auch wenn ich nicht will. «
    Â» Wir retten dich, wenn du untergehst « , versprach Julika.
    Â» Ich komme nicht mit. Ich will mal den Dorffriseur ausprobieren. Ansatz färben. Ist schon wieder ein paar Monate her « , sagte Marion.
    Â» Oh, du gehst zu Gaby’s Friseursalon? Mutig « , fand Julika. » Ich muss mir übrigens auch mal wieder eine Henna-Kur gönnen. « Sie griff nach einer dunkelroten Haarsträhne und hielt sie sich prüfend vor die Augen. » Ich frage mich, welche Haarfarbe ich hätte, wenn ich nicht schon seit Jahren färben würde. Wahrscheinlich schlohweiß. «
    Â» Find’s lieber nicht heraus « , sagte Marion. » Graue Haare machen furchtbar alt. «
    Â» Erlaubt deine feministische Überzeugung überhaupt künstliche Verschönerung? « , neckte Julika sie, aber Marion dachte gar nicht daran zu antworten. Feminismus war eine Sache, graue Haaransätze waren eine andere.
    Â» Henna– da sieht man immer aus, als hätte

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