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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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knarrende Tür.
    Â» Was machst du? « , rief Dorothee ihr nach.
    Â» Hier steht so ein komisches Teil « , rief Eva zurück. » Ich habe mich gefragt, wozu es gut ist. Jetzt weiß ich es. « Sie trat wieder ins Sonnenlicht, in der einen Hand einen langen Holzstiel, an dem wie eine kleine Krone ein Drahtkörbchen befestigt war. In der anderen Hand hatte sie einen der vielen Körbe, die im Schuppen standen. » Das Ding ist garantiert zum Apfelpflücken. Damit kommt man auch an die, die weiter oben hängen. « Sie reckte den Pflücker hoch, sodass ein Apfel im Drahtkorb hing. Dann machte sie eine leichte Drehung, und der Apfel fiel hinein.
    Â» Das geht auch so « , sagte Nele und begann am Stamm zu rütteln. Er bewegte sich nur ein bisschen, aber es genügte, um einige reife Klaräpfel ins Gras plumpsen zu lassen.
    Â» Nein, mach das nicht « , sagte Eva alarmiert. » Die kriegen sonst Druckstellen! «
    Â» Wenn schon. Auf ein paar mehr oder weniger kommt es doch nun wirklich nicht an « , rechtfertigte sich Nele, aber sie hörte auf zu rütteln.
    Â» Fühlst du dich übermütig, Nele? Willst du deine Kräfte messen? Dann schau mal, wer da ist! « Julika wies mit dem Daumen hinter sich.
    Keine von ihnen musste sich umblicken. Mittlerweile kannten sie alle das Knattern des Motorrads, das Gandalfs Ankunft oder Abfahrt vom Nachbarhof ankündigte. Mit rotem Gesicht begann Nele die Äpfel aus dem Gras aufzulesen und nachlässig in den Korb zu werfen.
    Â» Mach das vorsichtig « , zischte Eva und ging zum Zaun.
    Gandalf hielt und nahm den Helm ab. Sie winkte ihm zu. » Habt ihr Lust, morgen Nachmittag rüberzukommen? Wir wollen den Ernteauftakt feiern. Mit Apfelstrudel. «
    Â» Am Nachmittag? Geht nicht. Wir müssen bei den Gallos den Unterstand neu eindecken. Das dauert zwei volle Tage. Aber so ab sechs, das ginge « , sagte Gandalf und schüttelte sein dunkelblondes Haar, das er heute zur Abwechslung nicht zusammengebunden hatte.
    Sein Blick flog zu Nele, die ihm beharrlich den Rücken zuwandte– den verlängerten, denn sie sammelte immer noch Äpfel auf.
    Â» Gut, dann kommt doch morgen um sechs. «
    Der Erntetag lief gut an. Sie machten eine Liste, was sie unbedingt brauchten oder was sie brauchen könnten– Mandeln, Zimt, Rosinen, Zucker, Vanille, Mehl, Zitronensaft, Rum, Semmelmehl–, und schickten Julika und Nele zum Discounter ins überübernächste Dorf.
    In der Zwischenzeit pflückten Eva und Marion die Äpfel. Eva brachte es nicht über sich, die Leiter zu nehmen, weil sie sonst die Kapuzinerkresse abgerissen hätte, aber sie hatten ja den Apfelpflücker.
    Dorothee bereitete in der Küche alles vor. Sie spülte die staubigen Schraubgläser, die sie in der Speisekammer gefunden hatten, suchte Backformen, Messer und Schüsseln heraus.
    Als die anderen beiden schwer bepackt vom Einkaufen zurückkamen ( » Wir hatten kein Bier, und das trinken die Männer doch, oder? Und wir dachten, wir können grillen! Da brauchen wir noch einen Salat! Und Tzaziki! Und Kräuterbutter! Und frisches Baguette! Und Karoppke hatte soooo leckere Würstchen! Da haben wir noch ein paar mehr eingekauft! « ), waren die Obstmesser buchstäblich gewetzt. Dorothee hatte einen kleinen, abgenutzten Schleifstein gefunden und die Klingen geschärft. Zwei Körbe mit frisch gepflückten Klaräpfeln standen neben dem Tisch. Nun, da wieder alle versammelt waren, machten sie sich auf der Terrasse an die Arbeit. Einträchtig begannen sie zu schneiden und zu schälen. Der Berg mit Schalen und Gehäusen auf der Mitte des Tisches wurde allmählich größer. Unzählige Apfelstücke schwammen in einer Schüssel mit Wasser. Dorothee hatte Zitronensaft dazugegeben, damit das helle Fruchtfleisch nicht braun wurde.
    Â» So was machen Frauen seit Jahrhunderten « , sagte Dorothee in die Sommerstille hinein. » Zusammenhocken und Äpfel schälen. «
    Â» Klar. Weil Frauen soziale Wesen sind. Dabei kann man nämlich gut quatschen. « Nele warf eine Handvoll Apfelviertel in die Schüssel, dass es nur so spritzte. » Während die Männer mit dem Traktor hin- und herfahren und das Mammut jagen. «
    Â» Und weil Frauen immer für die Vorratswirtschaft verantwortlich waren « , sagte Eva und warf eine Schale, die sie spiralförmig abgeschnitten hatte, auf den

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