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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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«
    Â» Lohnt es sich wenigstens finanziell? « , fragte Julika.
    Â» Wie viel ich bekomme, muss Leonore noch mit Sauert besprechen. «
    Â» Dann lohnt es sich garantiert nicht! Wahrscheinlich will der, dass du Geld mitbringst! «
    Aber Marion hatte keine Lust mehr, ihren Entschluss zu rechtfertigen. » Seht es, wie ihr wollt. Mein Entschluss steht. « Sie stand auf, stellte ihr Glas in die Spüle und rauschte hinaus.
    Â» Sie ist verrückt geworden « , murmelte Nele. » Eine Wahnsinnige, die Kinder betreuen will! Das kann nicht gutgehen! «
    Â» Es ist schade « , gab Eva ihr recht. » Aber wisst ihr, worum ich sie beneide? « Die anderen schüttelten die Köpfe. » Dass sie etwas hat, für das sie wirklich brennt. «

17. Kapitel
    Ein Buch ist wie ein Garten,
den man in der Tasche trägt.
    Arabisches Sprichwort
    Â» Was sind denn Apfelnüttchen? « , fragte Dorothee.
    Â» Wir? « , schlug Eva vor, und sie kicherten.
    Zu zweit saßen sie am Küchentisch über Mutter Lohs Kochbuch. Auf der Suche nach neuen, beziehungsweise alten Apfelrezepten hatten sie begonnen, die Handschrift der Bäuerin zu entziffern. Auch wenn es gelegentlich nicht leicht war, sich einen Reim auf die seltsamen Überschriften zu machen.
    Â» Oder hier: Apfelplunsen– schon mal was von Apfelplunsen gehört? Apfelkrüllen? Das hier ist auch gut: Apfelfritzkuchen. Wer oder was ist Fritz? Und was hat der im Kuchen verloren? « Dorothee sah von den Zetteln auf, die sie auf dem Küchentisch ausgebreitet hatten.
    Inzwischen hatte die Ernte richtig begonnen. Sie hatten keinen Vergleich, ob es eine gute oder schlechte Ernte war, aber alle im Dorf versicherten ihnen, dass es ein Apfeljahr war. Die Bäume trugen schwer an ihrer Last. Ein gewaltiger Ast voller Früchte hatte sich bis zur Erde geneigt, eines Tages war er mit einem lauten Krachen abgebrochen.
    Jeden Morgen lasen sie die Äpfel auf, die über Nacht heruntergefallen waren. Das Fallobst stellten sie in Körben vors Haus auf die Straße. Nele hatte ein Schild gemalt (Bitte bedient euch!), und die Äpfel verschwanden schneller, als sie sie hinstellen konnten. Innerhalb eines Tages hatte es sich herumgesprochen, dass die Frauen aus Berlin das Dorf mit Fallobst versorgten, genau wie die alte Anna es getan hatte.
    Was seitdem geschah, war wunderbar: Plötzlich wog Cindy ihre Fleischwaren besonders großzügig ab, Männer, die sie vorher auf der Dorfstraße ignoriert hatten, hoben in stummem Gruß die Hand, Frauen, die sie früher misstrauisch angeschaut hatten, blieben auf einen Plausch stehen. Und als Dorothee vor einigen Tagen bei Wolter’s ein Brot gekauft hatte, hatte Frau Wolter gefragt, ob sie schon daran gedacht hätten, Apfelsaft zu machen. Dorothee bejahte das, woraufhin sie gleich fünf Mohnbrötchen extra bekam.
    Nur Sauert war genauso ekelhaft wie sonst zu ihnen, wenn sie ihm mal im Dorf über den Weg liefen. Als sie eines Abends in Maik’s Bistro ein Bier tranken, saß der Bürgermeister beim Skatspiel am Nebentisch. Unter seinen eisigen Blicken war Maik viel weniger freundlich als sonst in letzter Zeit. Sie mussten ewig warten, bis er ihnen die fünf Biere brachte– als er sie endlich auf den Tisch knallte, war die Blume praktisch weg. Sauerts gehässiger Gesichtsausdruck verriet, wem sie das zu verdanken hatten. Es war sonnenklar, dass er sie mobbte.
    Seit Eva ein Bestimmungsbuch gekauft und versucht hatte, ihre Apfelsorten zu benennen, konnte sie über ihre Naivität nur lachen. Die Äpfel, mit denen sie die Dorfbewohner zumindest außerhalb Sauerts Reichweite für sich einnahmen, waren nicht gleich Äpfel. Hatte sie wirklich gedacht, es gäbe nur vier, fünf verschiedene Sorten? So ein Blödsinn! Es gab mehlige Äpfel, knackige Äpfel, aromatische Äpfel, honigsüße Äpfel, säuerliche Äpfel– Äpfel in allen Geschmacksrichtungen. Große Äpfel, kleine Äpfel, kugelrunde und längliche Äpfel, Äpfel, deren Schale sich spiegelglatt oder samtig anfühlte. Äpfel in allen Farben von fast Weiß bis Dunkelrot, von Grasgrün bis Knallgelb und in allen Farbkombinationen.
    Und die Namen erst… Eva fand sie hinreißend: Schlotterapfel, Schafsnase und Hasenkopf, Eisapfel, Rosenapfel und Silberapfel, Mecklenburger Herrenapfel, Lausitzer Nelkenapfel, Sommerparmäne und Winterprinz,

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