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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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Hausmütterchen und Zimtapfel, Goldrenette und Himbeerapfel. Sie klangen wie ein romantisches Gedicht.
    Eva bezweifelte stark, dass sie die Äpfel in ihrem Garten korrekt benennen konnte. Relativ sicher war sie beim Gravensteiner, dem Pfannkuchenapfel und dem Elstar. Und was da ganz hinten am Zaun, fast schon am Feld, reifte, konnte sehr gut ein Ontario sein. Aber vielleicht war es auch ein Berlepsch.
    Â» Wir brauchen einen Pomologen! « , hatte Eva eines Morgens zu den anderen gesagt, während sie im Obstgarten umherwanderten und Fallobst aufsammelten.
    Â» Her mit dem Kerl! « , hatte Nele lachend geantwortet und sich nach einem rotbackigen Apfel gebückt, der vor ihr im Gras lag.
    Â» Du weiß doch gar nicht, was das ist « , hatte Eva gemeint.
    Â» Stimmt. Aber es klingt, als ob man bei ihm was lernen könnte. «
    Â» Ein Pomologe ist ein Obstbaumkundler « , hatte Eva erklärt. » Er wüsste sicher, was das hier für Äpfel sind, und könnte uns sagen, ob alte, seltene Sorten dabei sind. «
    Â» Ach soooo « , hatte Nele enttäuscht geantwortet. Sie hatte Popologe verstanden.
    Sie alle halfen. Aber es waren Dorothee und Eva, die die Ernte organisierten, und das nicht etwa aus leidiger Pflicht, sondern voller Begeisterung.
    Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen: Dorothee liebte den Rausch des Kochens und die schier unerschöpfliche Menge an Äpfeln, die ihr vorgaukelten, dass ihre Freundinnenzeit in Wannsee unendlich lange so weiterging.
    Eva dagegen fand es faszinierend, wie sich die vollen Bäume allmählich leerten und sie dieser Fülle der Natur gerecht wurden. Es wäre ihr entschieden gegen den Strich gegangen, die Äpfel vergammeln zu lassen. Sie war neugierig auf jede neue Sorte, die sie entdeckte und mit dem Apfelpflücker vom Baum nahm. Ihre Speisekammer füllte sich, und sie hatten sich inzwischen durch sämtliche Apfelkuchenarten gefuttert: durch gedeckten Apfelkuchen, Apfelkuchen mit Streuseln, Apfelkuchen altdeutsch, amerikanischen Pie, französische Tarte Tatin, schwedischen Apfelkuchen, toskanische Torta di Mele (Julikas Favorit).Und heute hatten sie sich die Rezeptsammlung von Lohs Mutter vorgenommen.
    Â» Ich glaube, es heißt Apfelplinsen und nicht Apfelplunsen « , sagte Eva. » Das ist so was wie ein Pfannkuchen. Wahrscheinlich hatte Mutter Loh es deshalb in ihrer Sammlung. Weil sie von Anna Pfannkuchenäpfel bekommen hat. «
    Â» Ach so. Das macht Sinn « , sagte Dorothee und schrieb das Rezept in ihrer ordentlichen Schrift auf ihren Block.
    In diesem Moment kam Nele in die Küche.
    Â» Na, was gibt’s heute? « , fragte sie.
    Bei der Ernte half sie, weil sie die Freundinnen mit der Arbeit nicht allein lassen wollte und es schließlich in Annas Testament stand. Mit Julika war sie schon einige Male zur Mosterei gefahren, einige Dörfer weiter. Sie hatten in Julikas Mercedes Körbe mit Äpfeln verstaut und waren mit Kisten voller Apfelsaft zurückgekehrt.
    Aber den Verwertungshype, wie sie ihn insgeheim nannte, teilte Nele nicht. Die paar Äpfel, die sie aß, hätten auch vom Supermarkt stammen können. Und ob sie einen Boskop oder einen Granny Smith pflückte, war ihr herzlich egal. Hauptsache, er hatte keine Maden. Das fand sie eklig. Wenn sie Äpfel schälten und aus einem Gehäuse kroch ihr ein Wurm entgegen, entsorgte sie grundsätzlich den ganzen Apfel. Ganz anders als Dorothee, die sich die Mühe machte, die madige Stelle sorgfältig auszuschneiden.
    Â» Es gibt Apfelpfannkuchen, so wie es aussieht « , sagte Dorothee.
    Nele seufzte. » Ganz ehrlich? Ich hätte mal Appetit auf etwas Herzhaftes. Ewig dieses süße Rumgeapfele mit Zucker und Zimt… «
    Â» Ich kann ja mal im Internet schauen, ob ich was Deftiges finde « , bot Eva an. Sie stand auf und ging ins Büro. Nach kurzer Zeit kam sie zurück, mehrere bedruckte Bögen Papier in der Hand. » Bingo « , sagte sie. » Der Apfel macht auch vor Salzigem nicht halt. Also, Nele, wie wärees mit Apfel-Ingwer-Suppe? Oder hier: Rindfleischeintopf mit Apfel. Oder Kassler mit Apfelsauerkraut. Oder natürlich Apfelrotkohl. Und fürs Brot– Apfelschmalz! «
    Â» Hmmmmmh! « , machte Nele genießerisch.
    Â» Was– hmmmh? Welches Rezept klingt gut? « , wollte Eva wissen.
    Â» Alle! « , sagte Nele, der das Wasser im Munde zusammenlief.
    Â» Ich könnte zu

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