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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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Mimi warf das Messer hin und brach in Tränen aus. » Weißt du, wie schwer es ist, das auf die Nägel der rechten Hand zu malen? Ich hab Stunden dafür gebraucht! «
    Â» Mimi, Schatz, hör bitte auf zu weinen « , sagte Dorothee, mit ihrer Geduld allmählich am Ende. Sie hatte sich so gefreut, ihre Tochter wieder um sich zu haben. Aber mittlerweile fühlte sie sich nur noch zwischen ihren Freundinnen und der ewig launischen Mimi hin- und hergerissen. Sie sehnte sich nach der harmonischen Stimmung, die im Haus geherrscht hatte, bevor Mimi gekommen war. » Das ist doch kein Grund! Sei nicht so empfindlich! So warst du doch sonst nicht. Das sind die Hormone, bestimmt. Wenn du dich erst mal entschieden hast, wird das sicher besser. Hast du dich denn schon entschieden? So lange kannst du nicht mehr warten, das weißt du, oder? «
    Mimi schüttelte den Kopf. Dann warf sie das Messer hin. » Mir wird schlecht von diesem Apfelgeruch « , sagte sie trotzig und machte Anstalten, die Küche zu verlassen.
    Â» Mimi! Du bleibst hier und hilfst mir! «
    Aber da war ihre widerborstige Tochter schon an der Treppe und zurück auf dem Weg in den sicheren Hafen ihres Bettes.
    Sie hatten alles gehört.
    Als Mimi die Treppe hochstürmte, hob Nele vielsagend die Augenbrauen. » Das war nix « , sagte sie.
    Â» Würde ich auch sagen « , bestätigte Eva und lehnte sich im Fernsehsessel zurück. Dorothee tat ihr leid.
    Sie alle fühlten sich etwas lethargisch von dem eintönigen Geräusch des Regens und der Wärme des Feuers.
    Â» Ach, was könnte man bei einem verregneten Sonntag in Berlin alles Schönes machen! « , schwärmte Julika. » Ich frag mich, wann wir endlich mit der Ernte durch sind und zurückkönnen. Vielleicht schon vor dem 1.Oktober? Und… Wie will Rechenberger eigentlich kontrollieren, ob wir die gesamte Zeit hier absitzen? «
    Â» Vor Oktober können wir nicht weg, ausgeschlossen « , erwiderte Eva. » Und was Rechenberger angeht– das habe ich mich auch schon gefragt. «
    Â» Wahrscheinlich taucht er irgendwann unangemeldet auf « , meinte Marion.
    Â» Von mir aus kann er das ruhig. Wir haben nichts zu verbergen. «
    Â» Hoffentlich vergeht der September schnell! « Julika seufzte. » Dann können wir wieder nach Hause. «
    Â» In Berlin hätte mich so ein Wetter geärgert. Aber hier finde ich es richtig schön « , sagte Eva. Geistesabwesend spielte sie mit einem Kugelschreiber, mit dem sie kurz vorher eine Idee für das Apfelfrauenbuch notiert hatte. » So bekommen die Bäume Wasser, und die Äpfel können noch weiterwachsen. Der Boskop lässt sich bestimmt besonders gut einlagern, so richtig saftig wird er sein und sich den Winter über halten. Versteht ihr, was ich meine? «
    Sie blickte in Richtung Apfelgarten. Wirklich sehen konnte man ihn in dem trüben Wetter kaum. Er war hinter einer Regenwand verborgen.
    Â» Nein « , widersprach Julika entschieden. » Ich finde, das ist richtiges Scheißwetter. Und was wollen wir mit Winteräpfeln? Im Winter sind wir doch längst nicht mehr da! Ob der Boskop sich gut einlagern lässt, ist mir ungefähr so wichtig, wie ob in China ein Sack Reis umfällt! «
    Â» Langkorn oder Spitzkorn? « , fragte Nele.
    Aber Julika war noch nicht fertig. » Es soll endlich aufhören zu regen. Es ist August, da will ich Sonne, versteht ihr? Wärme! Laue Nächte! Das ist doch für einen Sommer in diesem Kaff nicht zu viel verlangt! «
    Mit düsterer Miene schaute sie auf die große Regenlache, die sich auf der Terrasse gebildet hatte. » Letzte Nacht habe ich übrigens miserabel geschlafen « , fügte Julika übellaunig hinzu und warf von ihrem Platz aus einen weiteren Scheit ins Kaminfeuer.
    Das merkt man, dachte Eva, sagte aber: » Wegen des Regens? Weil er so laut aufs Dach trommelt? «
    Â» Nein, wegen der Eule. Habt ihr sie nicht gehört? Ich glaube, sie hat auf meinem Fensterbrett gesessen und die halbe Nacht durch geschrien. «
    Â» Unsere Lady? « , fragte Marion.
    Â» Ich denke mal, dass sie das war. Sie hat geschrien, einen Moment Ruhe gegeben, und dann ging es wieder von vorn los. Immer, wenn ich gerade dabei war wegzuduseln. Es war wie chinesische Folter. «
    Â» Wahrscheinlich hat sie sich bei dir beschwert, weil die Mäuse im Moment so wässrig schmecken « , sagte

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