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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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Eva.
    Nele schüttelte sich.
    Â» Gut, dass das der Bürgermeister nicht gehört hat « , sagte Marion. » Eulen gelten als Hexenvögel, das wäre Wasser auf seine Mühle, wenn er von Lady D’Arbanville wüsste. Dann würde er uns den Prozess machen. «
    Â» Warum sind Eulen eigentlich Hexenvögel– weißt du das, Marion? Du kennst dich doch mit so was aus « , fragte Eva.
    Die Freundin nickte. » Eulen sind nachtaktiv, und die Nacht war immer schon eine Urangst der Menschen. Im Mittelalter bedeutete das lateinische strix, also Eule, auch Hexe. Sie galt als Vogel, deren Ruf den Tod ankündigt und die Seele ins Jenseits begleitet. Wenn man sie hörte, bedeutete das, dass der Tod unmittelbar bevorstand. «
    Â» Na super! Und ausgerechnet vor meinem Fenster muss das Vieh rumschuhuen « , sagte Julika unbehaglich. » Wahrscheinlich bekomme ich eine Lungenentzündung bei dem Wetter, und das war’s dann. «
    Â» Quatsch. Den Tod kündigt der Eulenruf nur an, wenn du eine Maus bist « , sagte Eva.
    Â» Eulen stehen auch für Weisheit und Verstand, Julika « , fuhr Marion fort. Sie fuhr unablässig mit dem Zeigefinger über ihr Kinn. » Vielleicht saß die Lady auf deinem Fensterbrett, weil dir bald eine Erkenntnis kommt. In der Esoterik bedeutet die Eule, dass der Schleier von der Seele genommen wird, dass einem Zusammenhänge klarer werden. «
    Â» Besonders bei Schleiereulen « , witzelte Nele. » Warum fummelst du dir die ganze Zeit am Kinn rum? Ist das deine Denkerpose? «
    Marion sah unangenehm überrascht aus und ließ rasch die Hand sinken. » Quatsch. Ich hab da ein Hexenhaar. Es ist fies und schwarz und hart und wächst nach, egal, wie oft ich es rauszupfe. Habt ihr das etwa nicht? Bin ich die Einzige mit unerwünschtem Bartwuchs? Mit welchen Pinzetten arbeitet ihr? Es ist so gemein: Auf dem Kopf werden die Haare immer dünner und am Kinn immer dicker… «
    Den anderen blieb eine ehrliche Antwort erspart, weil Dorothee in diesem Moment zum zweiten Mal ins Wohnzimmer kam.
    Â» Kann mir wer helfen, das Apfelgelee abzufüllen? « , fragte sie reserviert. Alle vier standen auf.
    Â» Eine reicht « , sagte Dorothee, und alle außer Eva ließen sich wieder auf die Couch und den Stuhl fallen.
    Â» Das sieht ja mächtig nach Arbeit aus « , staunte Eva, als sie die Küche betraten.
    Es war warm, und berauschender Apfelduft hing in der Luft. Auf dem Herd stand ein großer Metalltopf, in dem eine dunkelgoldene Flüssigkeit leise vor sich hin blubberte. Auf dem Tisch standen, auf frischen Küchenhandtüchern, ausgespülte Marmeladengläser und Deckel. Eine Schöpfkelle lag bereit.
    Â» Soll ich mit dem Einfüllen anfangen, und du machst die Gläser zu? Und soll ich sie bis zum Rand füllen oder zum Deckel hin etwas Platz lassen? Was sagt die Spezialistin? « , fragte Eva. Dann fiel ihr was ein. » Sag mal, wollen wir nicht ein paar Lavendelblüten in einige Gläser geben? Das sieht bestimmt hübsch aus und schmeckt gut. «
    Aber sie bekam keine Antworten auf ihre Fragen. Denn Dorothee runzelte die Stirn und winkte Eva zum Fenster. » Da ist wer « , sagte sie.
    Eva folgte ihrem Blick, schräg am Haus vorbei. Jetzt sah sie es auch. Jemand war in die Einfahrt gefahren und parkte direkt hinter Julikas Auto. Es war ein silbergrauer Sportwagen, ein Cabrio mit schwarzem Verdeck.
    Aus diesem rasanten Gefährt stieg jetzt ein Mann. Er hatte dunkles längeres Haar, in das er eine verspiegelte Sonnenbrille geschoben hatte, die keinen Zweck zu erfüllen schien, außer, dass sie sein Haar an Ort und Stelle hielt und ihm äußerst gut stand. Einen Moment lang blieb er stehen und musterte mit schief gelegtem Kopf das Haus. Dann kam er auf die Terrasse zu. Elegant umging er die größten Regenlachen. Auf sein sandfarbenes Jackett, das er offen trug, fielen Regentropfen, ebenso auf seine dunkle Hose, doch das schien ihm wenig auszumachen.
    Der Mann war vielleicht Ende zwanzig und sonnengebräunt, und was Dorothee und Eva schon erfasst hatten, als sie ihn in der Entfernung entdeckt hatten, wurde mit jedem Schritt in ihre Richtung zu größerer Gewissheit: Er sah gut aus.
    Nein. Das stimmte nicht.
    Fantastisch traf es eher. Es war, als hätten sich die Göttinnen des Olymp in einer launigen Prosecco-Runde zusammengefunden, um sämtliche Merkmale eines

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