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Evas Auge

Evas Auge

Titel: Evas Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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verschlimmern, murmelte sie vor sich hin. Sie fischte den Zettel aus der Jackentasche, faltete ihn auseinander und steckte ihn unter den Scheibenwischer. Blieb ein paar Sekunden stehen und bewunderte den Wagen, für den Fall, daß jemand sie aus irgendeinem Fenster beobachtete. Dann ging sie wieder zu ihrem Auto und fuhr durch die Hauptstraße der Stadt. Sie hatte das Gefühl, ohne vorheriges Training zu einem Marathonlauf angetreten zu sein, aber sie fühlte sich angeregt und ausgeruht und fest entschlossen zur Durchführung ihres Vorhabens. Diesen Tag würde sie nie vergessen. Der Himmel war leicht bedeckt, ein frischer Wind wehte, es war Montag, der 5. Oktober.
    ---
    E twa jede Viertelstunde schaute sie auf die Uhr.
    Als es langsam auf sechs Uhr zuging, setzte sie sich ins Auto und legte die fünfundzwanzig Kilometer zu ihrem Vater zurück. Er hatte das Auto schon von weitem gesehen und erwartete sie auf der Treppe. Er runzelte die Stirn. Eva war wirklich seltsam angezogen, so, als ob sie zu einer Waldwanderung aufbrechen wollte, oder zu noch Schlimmerem. Er schüttelte den Kopf.
    »Hast du einen Einbruch vor?«
    »Ja, eigentlich schon. Du kannst vielleicht fahren?«
    »Du hast deine Brieftasche vergessen«, teilte er mit.
    »Das weiß ich, deshalb komme ich ja.«
    Sie streichelte seine Wange, ging ins Haus und warf einen raschen Blick auf die Tür zum Arbeitszimmer, in dem sein Telefon stand. Die Tür war angelehnt. Das Telefon klingelte fast nie. Eva blickte wieder auf die Uhr, überlegte, daß er vielleicht überhaupt nicht anrufen werde, oder vielleicht erst ganz spät am Abend. Aber sie kannte sich mit Männern und deren Autos aus. Mit ihren Autos protzen, über Straßenlage und Konstruktion diskutieren, über PS, Bremswirkung und die deutsche Gründlichkeit, und dabei wie kleine Bengels sabbern und fachmännisch nicken, eine größere Freude gab es für Männer nun einmal nicht. Ihr erster Eindruck würde sich bestimmt bestätigen. Das Auto war ihm wichtig. Frau und Kind kamen erst an zweiter Stelle. Es stand durchaus nicht fest, daß er verkaufen wollte, aber das war ja auch egal. Wenn er hörte, daß er es mit einer Frau zu tun hatte, würde er noch neugieriger werden. Er, ein Hurenkunde und ein Betrüger, der seinen Lohn ausgab, um sich bei einer anderen Befriedigung zu kaufen, wo er doch verheiratet war und ein Kind hatte. Ein schlechter Charakter. Eine miese Karte. Vielleicht ein wenig alkoholisiert und auf jeden Fall psychisch labil. Ein richtiger Arsch, ein …
    »Wieso bist du so rot im Gesicht?«
    Sie fuhr hoch und riß sich zusammen.
    »Ich hab’ soviel im Kopf, im Moment.«
    »Ach, was du nicht sagst. Hast du was von Emma gehört?«
    »Die kommt sicher bald. Hältst du mich für eine Rabenmutter?«
    Ihr Vater räusperte sich.
    »Du machst deine Sache sicher ziemlich gut. Du gibst dir alle Mühe. Eigentlich ist doch niemand gut genug, jedenfalls nicht für Emma.«
    Er humpelte hinter ihr her zur Küche.
    »Du kümmerst dich um meine Tochter wahrlich mehr als früher um mich.«
    »Natürlich. Warte nur, bis du Großmutter bist. Das ist eine Art zweiter Chance, verstehst du, du kannst bessere Arbeit leisten als beim ersten Mal.«
    »Für mich warst du gut genug.«
    »Trotz des Umzugs?«
    Sie drehte sich mit dem Kaffee in der Hand zu ihm um.
    »Aber sicher.«
    »Ich dachte, du hättest mir das noch nicht verziehen.«
    »Nein, vielleicht nicht. Aber du hast sicher auch eine Fehlerquote, wie alle anderen.«
    »Nein, mir geht es um deine Freundin, daß du deine beste Freundin verloren hast – das war sicher hart. Wie hieß sie doch noch gleich?«
    Seine Stimme klang ganz unschuldig.
    »Äh – May Britt.«
    »May Britt? Hieß sie wirklich May Britt?«
    Eva schüttete Kaffee in den Filter und hielt den Atem an. Zum Glück war er jetzt ein alter Mann, der sich nicht mehr so gut erinnerte. Aber sie fühlte sich mies. Die Lügen flogen ihr leicht wie Insekten aus dem Mund.
    »Und Emma fehlt dir auch, deshalb rennst du mir plötzlich die Bude ein. Wenn sie zuviel bei Jostein ist, mußt du ihn finanziell unterstützen, ist dir das klar?«
    »Das würde er doch nie verlangen. Sei nicht ungerecht.«
    »Ich meine nur, daß du aufpassen sollst. Seine neue Frau, wie gut kennst du die eigentlich?«
    »Überhaupt nicht. Sie interessiert mich nicht. Aber sie ist blond, weißt du, und hat einen großen Busen.«
    »Nimm dich in acht, vielleicht kommt sie auf dumme Ideen!«
    »Papa!«
    Eva fuhr herum und

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