Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evas Auge

Evas Auge

Titel: Evas Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
Vom Netzwerk:
war Jostein, das war etwas anderes. Der Mann streifte seine Jacke ab und ließ sie aufs Bett fallen, ungeniert, wie bei sich zu Hause. Eva gefiel das nicht, essah frech aus. Dann griff er in seine Hosentasche, fischte einen Geldschein heraus und warf ihn aufs Bett. Eva hörte Majas Stimme, konnte aber kaum etwas verstehen. Vorsichtig beugte sie sich vor und hielt ihr Ohr so dicht an den Türspalt, wie sie es nur wagte.
    »Ich habe auf dich gewartet«, sagte Maja. »Komm.«
    Die Stimme war weich wie Honig. So kann ich einfach nicht sprechen, dachte Eva verzweifelt. Der Mann trat plötzlich dicht an Maja heran, und sie sah winzig aus, obwohl er doch auch nicht gerade groß war. Im Zimmer gab es nicht besonders viel Licht, aber Eva sah, daß er Majas grünen Morgenrock öffnete und ihn ihr über die Schultern streifte. Der Morgenrock fiel zu Boden. Eva starrte und starrte Majas runden weißen Körper an, und den Mann, aber sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Im Hintergrund summte angenehm die Musik, und Maja ging jetzt zum Bett, sie legte sich langsam auf den Rücken und streckte die Arme seitwärts aus. Der Mann folgte. Er trug ein kariertes Hemd, das er plötzlich aus dem Hosenbund riß. Nun hatte er bezahlt, nun konnte er diese Ware mit selbstverständlichem Eigentumsrecht in Besitz nehmen, und das tat er auch. Er kniete sich neben das Bett und machte sich an seinem Gürtel zu schaffen. Eva konnte Majas schwarze Unterhose und ihre molligen Oberschenkel sehen. Die beiden sprachen nicht miteinander, beide bewegten sich langsam und routiniert, sie hatten das hier schon oft gemacht. Er kam gleich zur Sache, öffnete seine Gürtelschnalle, und Eva hörte, wie er den Reißverschluß herunterzog. Maja bewegte sich nicht, Eva bewegte sich auch nicht, sie sah durch den Türspalt, wie er seine Hose über seine Oberschenkel sinken ließ, dann packte er Majas Unterhose und riß sie ihr weg. Sie half ihm dabei, indem sie träge den Hintern hob. Dann spreizte sie die Beine. Und in diesem Moment geschah etwas mit ihm. Er brach in heftiges Keuchen aus, er hockte sich über Maja und öffnete ihre Beine noch weiter. Und dann stürzte er sich hinein. Maja hatte dasGesicht zur Seite gedreht. Eva sah nur die strähnigen Haare des Mannes und seinen weißen Hintern, der sich immer schneller auf und ab bewegte. Bald darauf stützte er sich mit den Armen ab und legte den Kopf in den Nacken. Ein langgedehntes, heiseres Stöhnen war zu hören, dann sank er in sich zusammen. Das Ganze hatte vielleicht eine Minute gedauert. Als er mit dem Kinn auf der Matratze auftraf, rutschte seine Hand über die Bettkante. Er versuchte, auf dem Boden festen Halt zu finden, und dann war ein leises Geräusch zu hören. Daraufhin beugte er sich über die Bettkante. Eva sah, daß er auf dem Teppich herumtastete. Maja drehte ihren Kopf, ihre schwarzen Augenbrauen hoben sich, als er plötzlich wieder nach oben kam. In der Hand hatte er das Messer. Es glitzerte im Licht der Flamingolampe. Der Mann starrte es verwundert an, dann wanderte sein Blick zu Maja weiter, die versuchte, sich aufzusetzen. Eva schlug die Hand vor den Mund und unterdrückte ein Aufkeuchen. Einige Sekunden lang war es ganz still im Nebenzimmer. Joe Cocker war gerade fertig mit »Up where we belong« und legte vor dem nächsten Stück eine Pause ein. Das Bild, das Eva durch den Türspalt sah, ließ ihr Blut in ihren Adern erstarren, und sie bekam kaum noch Luft. Maja, noch immer nackt, auf dem Rücken im Bett, mit wachsamem Blick, der Mann, der immer noch über ihr saß, noch immer mit der Hose auf den Knien und dem scharfen Messer in der Hand.
    »Was zum Teufel ist das denn?«
    Er hörte sich mißtrauisch an. Er starrte Maja an, aber sie war so freundlich und sanft wie bei seinem Eintreffen. Sie war Profi.
    »Nur eine kleine Sicherheit für eine einsame Frau. Es kommen sehr seltsame Leute her.«
    Ach, sieh an, dachte Eva.
    »Ach, sieh an?« fragte er. »So siehst du uns also? Wolltest du mir das in den Leib stechen?«
    »Du bist das doch wohl, der etwas in mich hineingestochen hat«, sagte sie mit heiserem Lachen.
    Er saß weiterhin über ihr, mit dem Messer in der Hand, und ohne sich zu rühren.
    »Ich habe von Nutten gehört, die Leuten auf diese Weise das Geld aus der Tasche ziehen.«
    Er betrachtete das Messer, drehte und wendete es, betrachtete ihren nackten Körper mit der kreideweißen Haut und schien das alles zu genießen.
    »Danke«, sagte sie. »Mein Geld habe ich

Weitere Kostenlose Bücher