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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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würden sie mich am liebsten verschlingen.
    Ein stämmiger Junge mit blondem, verfilztem Haar warf mehr Holzscheite ins Feuer. Er musterte Ardens schmalen Körper. »Sie können in meinem Zimmer wohnen«, lachte er. Ich umklammerte Arden. »Ich teile mein Bett gern.«
    »Sie werden in niemandes Zimmer schlafen«, unterbrach ihn eine barsche Stimme. »Sie bleiben überhaupt nicht hier.«
    Aus einem der Tunnel auf der anderen Seite des Feuers tauchte ein älterer Junge auf. Er trug Shorts, die ihm über die Knie reichten, und auf seiner Brust kräuselten sich dunkle Haare. Sein schwarzer Schopf war zu einer Art Knoten hochgebunden und gab den Blick auf dicke Narben frei, die im Zickzack über seine Schultern liefen. Hinter ihm tauchte eine Gruppe älterer Jungen auf, die sich in den Raum drängten. Ich bekam Gänsehaut vor Angst. Es waren mindestens noch zehn von ihnen, allesamt größer und breiter als ich. Und sie sahen wütend aus.
    »Das ist nicht gut«, hauchte Arden.
    Caleb stellte sich zwischen sie und uns. »Hier gibt es keine Diskussion, Leif. Ich habe sie im Wald gefunden. Ein Bär hat sie angegriffen.« Ich sah auf den schmutzigen Boden und wich den durchdringenden Blicken aus. »Sie müssen hierbleiben.«
    Leifs Augen waren dunkelbraun und von einem dichten schwarzen Wimpernkranz umgeben. »Es ist zu gefährlich. Du kennst das Verhältnis des Königs zu seinen Säuen. Er lässt womöglich schon nach ihnen suchen.« Er kam auf uns zu, bis sein Gesicht nur eine Armeslänge von Calebs entfernt war. Er war so nahe, dass ich die Blätterreste in seinen Haaren erkennen konnte und die Asche auf seinen angespannten, muskulösen Armen.
    »Säue?«, flüsterte Arden, ich spürte ihren glühenden Atem in meinem Nacken. »Das sind wir also?«
    »So nennt man uns vielleicht«, erwiderte ich. »Aber deshalb sind wir das noch lange nicht.«
    Die Gruppe Jungen umringte uns und verstellte uns den Fluchtweg. Arden hustete, ihr Körper bebte vor Anstrengung.
    »Ist sie krank?«, fragte ein Junge mit Zahnlücke und sein Gesicht wurde weicher. Ich bemerkte eine Tätowierung auf seiner Schulter – das von einem Kreis umschlossene Wappen des Neuen Amerika. Es war dieselbe Tätowierung, die Caleb auch hatte, an genau der gleichen Stelle. Ich sah in die Runde und stellte fest, dass alle Jungen tätowiert waren.
    »Sehr sogar«, antwortete ich. Bei dieser Bemerkung wichen sie zurück und fingen zu flüstern an, ein kleiner pausbäckiger murmelte etwas, das wie »Seuche« klang. Ardens Kopf kippte zur Seite und legte sich schwer auf meine Schulter.
    Caleb und Leif starrten sich immer noch an. »Wenn wir sie hinauswerfen, wird sie sterben. Das lasse ich nicht zu.«
    Leifs Mundwinkel verzog sich missbilligend, er erinnerte mich an einen zähnefletschenden Hund. »Dann müssen sie im Westzimmer bleiben, weg von den anderen«, sagte er schließlich. Da Arden kaum den Kopf heben konnte, starrte er mich mit seinen schmalen, fast schwarzen Augen an. »Du wirst die Höhle nicht ohne Erlaubnis verlassen. Und du hältst dich von uns fern. Verstanden?«
    Leif warf dem Jungen, der neben ihm stand und einen flachen Stapel Schüsseln trug, einen Blick zu. Sofort kniete sich der Junge hin und füllte zwei der Schüsseln mit Bohnen aus einem Topf, der neben dem Feuer stand. Anschließend reichte er sie Leif. Ich trat einen Schritt vor. Leifs kräftige Schultern befanden sich fast auf meiner Augenhöhe. Er hielt mir eine Schüssel entgegen. Ich griff danach, doch er ließ sie nicht los.
    »Willkommen«, sagte er mit einer Stimme, die klarmachte, dass er genau das Gegenteil meinte. Er ließ mich einen Moment dort stehen, während sein Blick über mein Gesicht glitt und dann tiefer wanderte zu meinen Brüsten, meiner Taille, meinen Beinen. Ich spürte, wie Panik in mir aufstieg, und versuchte, ihm die Schüssel abzunehmen. Plötzlich lockerte er seinen Griff und ich taumelte nach hinten. Die Bohnen ergossen sich über mein Shirt. Ein anderer Junge brach in lautes, gefühlloses Gelächter aus.
    Ich wischte an dem Fleck herum, meine Wangen waren knallrot und brannten. Es war noch nicht genug, dass ich schutzlos in diesem Camp war, noch nicht genug, dass Leif mir Angst einjagte. Nein, er musste mich auch noch demütigen.
    »Kommt«, forderte uns Caleb auf und nahm Leif Ardens Schüssel aus der Hand. »Ich zeige euch euer Quartier.« Er legte einen Arm um Arden und wir liefen den Tunnel hinunter, der von einer Reihe Taschenlampen erleuchtet wurde, die man

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