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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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Schritte entfernt. Dann machte der Tunnel eine weitere Kurve und ich stand plötzlich unter einem sternenbedeckten Himmel.
    Das Mädchen rannte zwischen die Bäume und stieß einen krächzenden Schrei aus, als wäre das ein lustiges Spiel. Ich hielt Schritt, bis sie um den Hügel herumrannte und sich unter hohem Gebüsch verkroch. Ich beugte mich vor, um Luft zu holen, ich spürte mit einem Mal die Anstrengung. Als ich schließlich den Kopf hob, war das Mädchen verschwunden. Ich war allein. Im Dunkeln. Außerhalb der Höhle.
    Ich konnte nicht weitergehen; es wäre leichtsinnig gewesen, den Wald abzusuchen und dem Mädchen über die Hügel zu folgen. Wenn ich wieder zum Tunnel zurückfand, konnte ich Caleb suchen und ihm erzählen, dass sie nach draußen gelaufen und allein war. Doch als ich mich umdrehte, sah ich bloß Schatten. Ich ging wieder auf die Bäume zu, doch der Wald war das reinste Dickicht. Unter meinen Füßen raschelten Blätter. Über mir knackten Äste. Als ich zu der Stelle kam, wo ich den Höhlenausgang vermutete, war dort kein Hügel, sondern bloß ein felsiger Abhang, der zum See hinunterführte.
    Ich wirbelte herum und rannte zum anderen Ende des Waldes, mein Atem ging schnell. Ich dachte wieder an den Moment am Fluss, an den Regen, der auf meine Haut prasselte, an die Soldaten, die mit den Pistolen hinter mir her waren. Ich sah Calebs Rücken vor mir, das Gesicht auf dem Flugblatt, die Worte, die Arden ausgesprochen hatte: »Du gehörst dem König.« Wie hatte ich so dumm sein können, das Höhlencamp zu verlassen, mitten in der Nacht nach draußen zu gehen, wo doch die Soldaten immer noch hinter mir her waren? Man hatte mich gewarnt.
    Vor mir erhob sich eine drei Meter hohe Felswand. Ich rannte so schnell, dass ich fast dagegengelaufen wäre. Vermutlich befand ich mich auf der Rückseite des Hügels, aber es war zu dunkel, um mir sicher zu sein. Ich folgte der Felswand und hoffte, auf diese Weise wieder an dem moosbewachsenen Hügel vorbeizukommen, in dem sich der Eingang verbarg, da hörte ich plötzlich ein Geräusch hinter mir. Ich hatte keine Zeit, mich umzudrehen, keine Zeit, davonzulaufen. Nur den Bruchteil einer Sekunde später umklammerte eine Hand meinen Arm.
    »Was zum Teufel machst du hier?«, zischte Leif und zog mich brutal weiter. Sein verzerrtes Gesicht war im diffusen Mondlicht kaum zu erkennen. Ich versuchte, mich loszureißen, aber er drückte daraufhin nur noch fester zu. »Ich hatte dir befohlen, die Höhle nicht zu verlassen.«
    »Ich weiß«, brachte ich heraus, der Schmerz in meinem Handgelenk ließ mich zusammenzucken. »Es tut mir leid.« Mehr traute ich mich nicht zu sagen. Ich traute mich nicht zu atmen.
    »Wer hat dir erlaubt rauszugehen?«, fuhr er mich an. Er zog angewidert die Oberlippe hoch, ein Vorderzahn war abgebrochen. »Hat Caleb dir das befohlen?«
    »Nein – ich bin einem kleinen Mädchen hinterhergelaufen. Sie ist nach draußen gerannt und irgendwo dort hinten verschwunden, aber ich –«
    »Ein kleines Mädchen?« Leif lachte, allerdings klang es eher wie ein Knurren. »Im Camp gibt’s keine kleinen Mädchen.«
    »Du tust mir weh«, erklärte ich, doch seine Hand umklammerte weiter mein Handgelenk.
    Er zerrte mich vorwärts, seine Schritte hallten auf dem Pfad. »Es war dämlich von dir, hier rauszukommen. Es hat einen Grund, warum ich Wache schiebe. Um diese Zeit kann man uns am leichtesten angreifen – vor allem seit du hier bist.«
    »Ich weiß«, erwiderte ich, ich hasste es, dass er mich festhielt. Als er mich zur anderen Seite des Hügels schleifte, spürte ich meine Hand allmählich taub werden, seine Finger drückten mir das Blut ab.
    Endlich ließ er mein Handgelenk los. Er tastete den Hügel ab, bei dem Gedanken, was er mir möglicherweise antun würde, verkrampfte sich mein Magen. Doch dann zog er an einem Holzklotz und legte einen weiteren Eingang in das Höhlencamp frei.
    »Ich habe die Soldaten heute Nacht gesehen«, sagte er langsam, damit ich auch jedes Wort verstand. »Es war das erste Mal seit Monaten. Aber sie waren hier in dieser Gegend und haben auf diesem Bergkamm patrouilliert.« Er deutete auf einen Berg hinter den Bäumen.
    Er wartete darauf, dass ich etwas sagen würde – reagieren würde oder mich vielleicht entschuldigen, doch als ich den Mund öffnete, kam kein Ton heraus.
    »Los, geh rein«, knurrte er. »Wir wollen doch nicht, dass unserer kostbaren Eve was passiert, oder?« Seine Augen lagen wie kalte schwarze Murmeln

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