Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war
auf seinem Bauch streichelten oder es auf den Schoß nahmen. Ich erinnerte mich daran, wie wir, sobald die Schulleiterin zu Bett gegangen war, unsere Matratzen aufeinandergestapelt hatten und wie hoch der Turm auf Pips Bett war. Ich wusste, wie es sich anfühlte zu springen, wenn die Sprungfedern unter meinen Füßen nachgaben und mein Körper herunterpurzelte und sich vor Lachen schüttelte. Nein, dachte ich sowohl damals wie jetzt, als ich Caleb beobachtete, der mit diesem liebevollen, strahlenden Lächeln zu mir hochsah. Glück ist ein Augenblick.
Aaron erreichte das seichte Wasser und rannte an Land, das Wasser spritzte ihm um die Knie. Michael folgte ihm, hinter ihm kam Charlie, dann Kevin. Kevin blinzelte in die Sonne, ohne seine Brille waren seine Schritte unsicher. Die Jungen rannten über ein paar ausgebleichte Baumstämme auf die vier Speere zu, die mit der Spitze im Sand steckten.
»Sind die schnell!«, rief Silas und hielt sein Tutu fest.
Michael erreichte als Erster seinen Speer und schleuderte ihn in die Luft. Ein Speer nach dem anderen flog davon und die neuen Jäger ließen sich erschöpft auf den Boden fallen. Silas und Benny rannten los und folgten den anderen Jungen auf dem Pfad entlang der Klippe bis zum Ufer, wo sie Aaron, Kevin, Michael und Charlie begrüßten.
Leifs und Calebs Kanu legte am Ufer an, die Unterseite schabte über die Felsen. Sie liefen durch die Menge, an den aufgeregten Jungen vorbei zu den neuen Jägern. Als sich unsere Blicke begegneten, lächelte mir Caleb verhalten zu. »Hallo«, formte ich mit dem Mund.
»Du kriegst rote Ohren.« Arden versetzte mir einen Rippenstoß. »Nimm dich zusammen, Eve.« Ich fing an, an meinen Haaren herumzuspielen, und strich die dunkelbraunen Strähnen um mein Gesicht glatt.
Leif bedeutete den vier neuen Jägern, sich in einer Reihe vor ihm aufzustellen. Vom langen Paddeln draußen auf dem Wasser hatten seine Schultern die Farbe von Ziegeln angenommen.
»Heute habt ihr bewiesen, dass ihr Männer seid, und ab morgen werdet ihr allein auf die Jagd gehen. Von euch wird viel erwartet. Diese Jungen« – er deutete auf die Jüngeren, die um uns herumstanden – »brauchen Schutz! Anführer, die sicherstellen, dass sie hier, weit weg von den Arbeitslagern, in Sicherheit sind. Diese Wälder sind nun euer Zuhause, diese Jungen sind eure Familie. Wir sind Brüder.« Bei diesen Worten legten die Jungen ihre Hände auf die kreisförmigen Wappen, die auf ihre Schultern tätowiert waren.
Caleb zog ein Stück Kohle aus der Hosentasche. »Es ist an der Zeit, dass ihr dem Pfad Treue schwört. Versprecht ihr, eure Fähigkeiten zum Wohl der Waisen einzusetzen, sowohl für die, die in Freiheit sind, als auch für die, die in Sklaverei gehalten werden?«
Alle Jungen nickten. »Das werde ich«, versprachen sie einstimmig.
Caleb trat einen Schritt vor und strich mit dem Daumen über Michaels Stirn und Nasenrücken, danach ging er die Reihe ab und hinterließ ein Kohlezeichen auf Charlies Gesicht, dann auf Aarons, schließlich auf Kevins.
»Nun seid ihr Jäger. Ihr seid Männer!«, dröhnte Leif. Er riss die Arme hoch, ballte die Fäuste, unter seiner Haut spannten sich die Muskeln. Er sah wie eine der Statuen aus meinen Kunstbüchern aus, wie die Statuen, die Michelangelo in Stein gemeißelt hatte.
Silas löste sich als Erster von der Gruppe. Er rannte auf Kevin zu, packte ihn um die Taille und warf ihn bei der Umarmung fast um. Auch die anderen Jungen stürzten vor, johlten und jubelten und klopften den neuen Jägern auf den Rücken. Während Aaron Leif und Caleb noch einmal dankte und fest ihre Hände drückte, hob Michael Benny auf seine Schultern.
Als die aufgeregten Ausrufe verstummten, versammelten sich die neuen Jäger um einige Baumstämme, auf denen sich Platten mit Wildschweinfleisch, Wasserkrüge und Schüsseln mit leuchtend bunten Beeren türmten. Die Jungen warteten, ihre Stimmen wurden leiser, dann schließlich sprach Caleb.
»Bevor wir essen, wollen wir danken. Zuerst dafür, dass die neuen Jäger ihre Prüfungen bestanden haben und weiterhin starke Beschützer für die anderen Jungen sein werden. Und weil jede Mahlzeit durch viele zustande kommt, danken wir der Erde, die uns diese Beeren geschenkt hat; Michael, der sie gepflückt hat; dem Keiler, der sein Leben geopfert hat, damit wir uns von seinem Fleisch ernähren können. Wir danken denjenigen, die dieses Mahl liebevoll für uns zubereitet haben.« Caleb hob einen Krug, sein Blick
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