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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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waren. »Darum geht es nicht. Als Leif sagte, dass die Soldaten den Außenposten verlassen haben …«, setzte er an. »Dann nur deshalb, weil sie Richtung Norden ziehen, in Richtung Straße.«
    »Das tun sie meinetwegen, oder?«, fragte ich, bevor Caleb weiterreden konnte. Es war zur Hälfte eine Frage, zur Hälfte eine Feststellung, doch Calebs Schweigen bestätigte, was ich bereits wusste. »Sie haben meinetwegen die Marschrichtung geändert.« Ich schloss die Augen, sah jedoch nur die Scheinwerfer ihrer Jeeps, die die Straße beleuchteten und nach dem Mädchen auf dem Flugblatt suchten.
    Caleb rückte näher an mich heran. Er hatte die Kohlestreifen von seinem Gesicht gewaschen und roch nur noch schwach nach Feuer. »Es ist möglicherweise nicht sicher für dich, wenn du dich heute Nacht an der Plünderung beteiligst. Ein Zusammenstoß mit den Soldaten ist immer gefährlich und vielleicht ist das Risiko zu groß.« Seine Finger legten sich fester um meine Hand.
    Es war so einfach, Angst zu haben. Selbst in dieser unterirdischen Höhle, wo die Truppen über uns hinwegmarschieren konnten, ohne zu ahnen, dass wir uns hier unten verbargen, schlug mein Herz schneller. Ich hätte mich gern auf der blanken Matratze zusammengerollt, mich in einen Kokon aus Decken gehüllt und aufgegeben. Mich auf unbestimmte Zeit hier unten vergraben. Aber so hatte ich immer reagiert. Sie würden immer hinter mir her sein. Hinter jedem Scheinwerfer über dem See standen sie. Hinter jedem knatternden Motor standen sie. Sie waren jeder schattenhafte Umriss hinter den Bäumen.
    Ich hatte mein ganzes Leben in der Abgeschlossenheit der Schulmauern zugebracht, auf Befehl gegessen, getrunken, die glatten blauen Pillen geschluckt, die meinen Magen in Aufruhr versetzten. Was bedeutete schon eine Nacht draußen? Konnte ich mir das nicht einmal zugestehen?
    »Was, wenn ich trotzdem gehen will?«
    »Dann wirst du gehen«, antwortete er. »Aber ich wollte, dass du dir der Gefahr bewusst bist.«
    »Es besteht immer Gefahr.« Seine grünen Augen sahen in meine.
    Langsam konnte ich mir vorstellen, wie es sein würde – Caleb und ich. Draußen in der Wildnis hatte ich keine Zeit zum Grübeln, vor uns lag nur Califia, die schnelle Reise, die die Tage ausfüllte. Doch unter der Erde, wenn ich die Jungen in Bennys Zimmer unterrichtete oder mich nachts gegen die Lehmwand lehnte, nachdem Arden eingeschlafen war, da stellte ich mir vor, dass ich hierbleiben würde. Ich brauchte mehr Zeit. Mit Caleb, mit den kleineren Jungen. Ein paar Wochen oder Monate fühlten sich nicht genug an … ich wollte mehr. Und was, wenn es funktionierte, wenn wir eine Chance hätten? Was dann?
    Wir konnten hier zusammenleben – es war möglich. Zumindest für die Zeit, bis Moss genügend Rebellen zusammenhatte, um gegen die Truppen des Königs zu kämpfen. Zumindest so lange, bis ich Pip herausholen konnte. Es wäre gefährlich, aber wir würden aufpassen, dass uns niemand entdeckte. Caleb und ich könnten uns ein Leben aufbauen, egal wie eingeschränkt es wäre. Ein Leben zusammen.
    »Bleib einfach in meiner Nähe und falls etwas passiert, trennen wir uns von der Gruppe.« Sein Blick folgte den Linien meines Mundes, schließlich sah er mir in die Augen. Als ich näher an ihn rückte, hörte ich nur noch seinen Atem und roch wieder die Kohle. Er war nur Zentimeter von mir entfernt, diese grünen Augen blickten mich noch immer an und beobachteten mich. Ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich drückte meine Lippen auf seine. Als wir uns aneinanderpressten, seine Lippen sich öffneten, durchflutete Wärme meinen Körper und meine Finger.
    In dem Augenblick wurde mir klar, was ich tat. Ich wich zurück, zog meine Hand aus seiner und schlug sie mir vor die Stirn. »Es tut mir leid, ich wollte bloß –« Doch er zog mich wieder an sich. Ich legte meine Stirn leicht an seine Wange. Seine Finger streichelten über meinen Kopf und spielten mit meinen dichten braunen Haaren, bis sie schließlich in der weichen Kuhle in meinem Nacken liegen blieben.
    »Es braucht dir nicht leidzutun«, beruhigte er mich. Er hielt mich in der schwach beleuchteten Höhle umschlungen und ich legte meine Arme um seine Hüften. Wir rührten uns erst, als wir Stimmen im Tunnel widerhallen hörten, die zum Aufbruch riefen.

NEUNZEHN
    Ich klammerte mich an Caleb, kuschelte mich an das muffige Kissen, das seine Jacke abgab. Beim Ritt durch den dichten Wald hielt sich Arden an meinen Schultern fest, die Bäume

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