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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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fühlte seinen heißen Atem in meinem Ohr, als er kaum hörbare Worte flüsterte. Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich. Er küsste mich von Neuem, seine Lippen saugten an meinen, während ich mich an ihn drängte. Seine Hände waren überall, sein Körper bewegte sich auf meinem. Ich war atemlos, die Welt versank um uns herum.
    Zuerst die Wände, dann die Sitze. Der Boden brach unter uns weg, die Laternen verschwanden. Die Stimmen aus der Schule verstummten. Ich roch die muffigen Polster nicht mehr. Die Zeit stand still, seine Hände hielten mich fest, meine Beine schlangen sich um ihn und zogen ihn in mich, während wir uns küssten.

SIEBENUNDZWANZIG
    Ein Hämmern weckte uns auf. Im Flugzeug war es so dunkel, dass ich Caleb nicht neben mir sehen konnte. Ich hörte ihn nur und fühlte, wie seine Hände nach seinem zerknitterten Hemd suchten. Wir hatten bloß ein paar Minuten geschlafen. Wir waren nur kurz eingenickt. »Wer ist das?«, fragte ich, Panik stieg in mir auf.
    »Ich weiß nicht«, flüsterte Caleb. »Schnell – wir können den hinteren Ausgang nehmen.« Er suchte, bis er meine Hand fand. Seine Wärme war tröstlich.
    Wir tasteten auf dem Boden nach unserer Kleidung. Das Hämmern hörte nicht auf, jeder Schlag zuckte durch meinen Körper. »Komm endlich!«, hörte ich Harper schreien. Er hebelte die Notausgangstür auf und versuchte, sie herauszuziehen. »Ich bin’s! Euch bleibt nicht viel Zeit!«
    Caleb ließ meine Hand los. Das Polster neben mir hob sich und er stand aufrecht, mit bloßen Füßen tappte er den Gang hinunter. Schließlich öffnete sich die Tür und warf ein langes Lichtrechteck in das Flugzeuginnere.
    »Ich wusste es«, fauchte Harper. Ich zog die Decke um mich, duckte mich aus dem Licht und suchte nach meinen Kleidern. »Ich hätte früher kommen sollen. Als du nicht im Hangar erschienen bist, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Es ist fast halb neun. Sie muss hier weg.« Ich konnte nur seinen Finger sehen, der in die Tiefe des Flugzeugs zeigte. Ich zog meine Hose an und die Socken und schloss den BH im Rücken. Ich stieg in die schwarzen Stiefel, auf dem Weg zur Tür knöpfte ich mein Hemd zu.
    Halb neun. Bestimmt war Beatrice schon in meinem Zimmer gewesen, um mich zu wecken, und verschaffte mir vielleicht gerade noch ein bisschen Zeit, während die Dienstmädchen das Frühstück vorbereiteten. In weniger als einer halben Stunde würde der König in den Speisesaal schreiten und sich auf dem pompösen Stuhl am Ende der Tafel niederlassen. Das Frühstück begann immer um neun, keine Minute später. Jeden Tag.
    »Ich gehe«, sagte ich mit trockener Kehle. Ich schlich mich zur Tür hinaus und drückte zum Abschied Calebs Arm. »Ich geh einfach den gleichen Weg zurück, den ich gekommen bin.« Harper wrang die Hände. Ich hastete die Metalltreppe hinunter und kramte in meinen Hosentaschen nach der zusammengefalteten Karte.
    »Warte!«, rief Caleb mir hinterher. Weil er seinen Schuh im Laufen anzuziehen versuchte, hüpfte er ein Stück. »Diese Straßen kannst du nicht nehmen. Vielleicht haben sie da jetzt Kontrollpunkte errichtet. Ich bring dich zurück.« Er streckte die Hand nach mir aus.
    »Das solltest du nicht tun.« Ich schüttelte den Kopf, als wir auf das Hangartor zugingen. Wir rannten unter einem Flugzeug nach dem anderen hindurch, unsere Schritte hallten auf dem Betonboden. »Für dich ist das Risiko größer. Ich will nicht, dass du da hineingezogen wirst.«
    Er folgte mir natürlich trotzdem, als ich durch das Tor ins grelle Licht hinaustrat. Er griff nach meinem Arm und zog mich zurück. Wir sahen uns einen Moment in die Augen. »Ich kann dich nicht allein gehen lassen«, flehte er. Er schnappte sich die Karte und zerriss sie. »Lauf einfach hinter mir her. Halt ein paar Meter Abstand.«
    Mit diesen Worten eilte er los, durch die Außenbezirke, an den baufälligen Häusern vorbei, die die erste Schicht von Arbeitern ausspuckten. Der Morgen war kälter als gewöhnlich. Der Wind wirbelte Staub und Müll auf. Eine Chipstüte mit der Aufschrift DORITOS flatterte vorbei. Ich hielt den Kopf gesenkt, um nicht aufzufallen. Wir bewegten uns alle eiligen Schrittes in denselben roten Westen auf das Stadtzentrum zu. Caleb und ich passierten ein weiteres ehemaliges Hotel und ein Bürogebäude mit ausgebrannten Fenstern. Eine Häuserreihe war vernagelt, die Wände von Rissen durchzogen, auf den Fensterbrettern lag Sand. In weniger als zehn Minuten erreichten wir die Grenze zur

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