Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
Vom Netzwerk:
versuchte, in der Menge unterzutauchen. Der Soldat hatte ihn fast eingeholt. Plötzlich streckte er den Arm aus, packte Caleb am Kragen und riss ihn zurück.
    »Er ist es!«, brüllte er den anderen zu.
    Ich rannte, so schnell ich konnte, und blieb erst stehen, als ich hinter ihm war. Ich sprang den Soldaten von hinten an und versuchte, ihn umzuwerfen, um Caleb wenigstens ein paar Sekunden zu verschaffen – eine Chance –, doch mein Körper war zu leicht, um irgendetwas auszurichten.
    Ein anderer Soldat packte mich von hinten. »Ich habe die Prinzessin«, rief er und dann waren wir in ihrer Mitte, Soldaten umringten uns, einer hielt mich an den Händen fest, ein anderer an den Beinen. »Caleb!«, schrie ich und versuchte, zwischen den Männern hindurchzusehen, die sich hektisch um mich bewegten. »Wo bist du?«
    Ich drehte die Handgelenke und versuchte, mich loszureißen, doch die Fesseln waren zu eng. Sie zerrten mich zum Palasteingang zurück, durch die niedrige Hecke, an den Fontänen und den geflügelten Marmorstatuen vorbei. Das Letzte, was ich sah, war der Knüppel eines Soldaten, die schwarze Stange schwebte über der fiebernden Menge, dann sauste sie mit einem schrecklichen dumpfen Knall auf Calebs Rücken nieder.

ACHTUNDZWANZIG
    »Dann hatte Clara also recht, sie hat dich in dieser Nacht wirklich den Palast verlassen sehen«, begann der König. Ich gab keine Antwort. Er lief, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, in seinem Büro auf und ab. »Seit wann gehen diese Heimlichkeiten vor sich, seit wann lügst du mich an, lügst du uns alle an?«
    Als ich zu den Geschäften des Palastes zurückgeschleppt worden war, hatte er dort bereits auf mich gewartet. Er hatte den Männern befohlen, mich loszulassen, um den Angestellten, die nicht aus den Läden herauskonnten, keine Angst zu machen. Eine Frau in einem wiedereröffneten Juweliergeschäft hatte hinter einem Glaskasten mit Halsketten herausgespäht und beobachtet, wie sie meine Hände losbanden, während mein Vater meinen Arm mit festem Griff umklammerte.
    »Genevieve«, sagte er mit tonloser Stimme. »Ich habe dir eine Frage gestellt.«
    »Ich weiß es nicht«, brachte ich heraus. Ich rieb meine Handgelenke, die Haut war an den Stellen, wo sie die Fesseln enger gezogen hatten, noch immer gerötet. Ich wurde das Bild von Calebs Körper auf dem Boden nicht los. Wie die Soldaten um ihn herumstanden. Ein Soldat hatte sich von der Horde weggedreht und auf die Straße gespuckt. Den würde ich gern eigenhändig abknallen.
    Der König schnaubte. »Du weißt es nicht. Nun ja, du wirst darüber nachdenken müssen. Du hättest gekidnappt worden sein können, gegen Lösegeld festgehalten – hast du eine Ahnung, wie gefährlich das war? Es gibt Menschen in der Stadt, die mich tot sehen wollen, die der Meinung sind, ich würde dieses Land in den Ruin führen. Du hattest Glück, dass du nicht getötet wurdest.«
    Ich starrte aus dem Fenster. Ich konnte die Stadt nicht sehen. Hinter der Scheibe bestand die Welt nur aus Himmel, die graue Fläche erstreckte sich endlos. »Wo ist er?«, fragte ich. »Wohin bringen sie ihn?«
    »Das geht dich nichts mehr an«, erwiderte der König. »Ich will wissen, wie du hinausgekommen bist, wo du dich letzte Nacht herumgetrieben hast, was du getan hast und mit wem du zusammen warst. Ich will die Namen der Leute, die dir geholfen haben. Dir muss klar sein, dass er dich benutzt hat, um an mich heranzukommen.«
    »Du verstehst es nicht.« Ich schüttelte den Kopf und starrte auf den Teppich, auf die ordentlichen Staubsaugerlinien, die Fußabdrücke durcheinandergebracht hatten. »Du kennst ihn nicht. Du hast keine Ahnung, wovon du redest.«
    Bei diesen Worten ging er in die Luft, sein Gesicht lief dunkelrot an. »Erzähl mir nicht, was ich weiß«, tobte er. »Dieser Junge lebt mittlerweile seit Jahren in der Wildnis und zeigt keinerlei Respekt vor dem Gesetz. Ist dir klar, dass dies nicht die ersten Soldaten waren, die er angriffen hat? Als er aus den Arbeitslagern floh, hat er fast einen der Wächter umgebracht.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich.
    »Du musst es endlich verstehen, Genevieve. Menschen, die außerhalb des Regimes leben, sorgen dafür, dass das Chaos aufrechterhalten wird. Wir versuchen, etwas aufzubauen, und sie versuchen, alles zu zerstören.«
    »Aufbau um welchen Preis?«, fragte ich, unfähig, noch länger zu stehen. Ich drehte die Mütze in den Händen und knickte die Krempe, bis sie fast halbiert war. »Ist

Weitere Kostenlose Bücher