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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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weiß, dass du Gefühle für ihn hattest –«
    »Ich hatte keine Gefühle für ihn« ,widersprach ich. »Ich liebe ihn.«
    »Du hast ihn geliebt. Er ist tot«, entgegnete Charles. Mein Körper erstarrte, als hätte er seine Finger auf einen frischen Bluterguss gedrückt. »Mir gefällt auch nicht, was passiert ist, aber ich glaube, du könntest glücklich werden. Ich glaube, dass das immer noch möglich ist.«
    Nicht mit dir. Die Worte lagen mir schon auf der Zunge. Ich hielt sie gerade noch irgendwo hinter meinen Zähnen zurück, statt sie ihm wütend entgegenzuschleudern. Ich ließ den Blick über Charles’ Gesicht wandern. Wie seltsam hoffnungsvoll er aussah, während er mich abwartend anblickte. Ja, es wäre einfacher, wenn ich etwas für ihn empfinden würde. Aber ich konnte nicht übersehen, wie feige er sich manchmal verhielt. Wie er immer sagte »was passiert ist«, als sei Calebs Tod irgendeine unerfreuliche Dinnerparty, die wir vor Wochen besucht hatten.
    »Ich bin dir dankbar für das, was du heute getan hast«, sagte ich. »Aber es wird nichts an meinen Gefühlen ändern.« Seine Augen füllten sich plötzlich mit Tränen und er drehte sich weg, in der Hoffnung, dass ich es nicht sehen würde. Ohne nachzudenken nahm ich seine Hand. Ich hielt sie einen Moment und spürte die Hitze seiner Handfläche. Selbst jetzt, nachdem ich sie völlig spontan ergriffen hatte, fühlte es sich merkwürdig und gezwungen an. Unsere Finger verschränkten sich nicht so selbstverständlich wie bei Caleb und mir – da hatte es sich immer angefühlt, als müssten sich Finger ganz genau so verhalten, für immer mit dem anderen verbunden. Ich ließ als Erste los und unsere Arme fielen zurück an unsere Seiten.
    Er setzte sich auf den Rand des Bettes, stützte die Ellbogen auf die Knie und vergrub den Kopf in den Händen. So aufgewühlt hatte ich ihn noch nie gesehen. Ich setzte mich neben ihn und musterte sein Profil, bis er sich zu mir umwandte. »Sag mir eines«, bat er leise. »Du standest mit den Rebellen in Verbindung. Stimmt es, was sie sagen?«
    Ich richtete den Blick auf den Boden. »Was meinst du?«, fragte ich.
    »Dass sie die Arbeitslager eingenommen haben und jetzt hierherkommen. Es gibt alle möglichen Gerüchte – dass sie die Stadt niederbrennen werden, dass sich eine große Gruppe bereits in der Stadt befindet.« Er ließ den Kopf hängen, während er weitersprach. »Es heißt, alle, die für den König arbeiten, werden hingerichtet. Niemand wird überleben.«
    Ich erinnerte mich an Moss’ Warnung bezüglich der Dissidenten, die verraten und getötet worden waren, nachdem einige von ihnen in den Gefängnissen der Stadt gefoltert worden waren. Ich konnte Charles nicht das Geringste erzählen – und das würde ich auch nicht. Und doch wünschte ich, als ich so dasaß und seinen abgehackten Atemzügen lauschte, dass es einen Weg gäbe, ihn zu warnen. Ich legte ihm die Hand auf den Rücken und konnte spüren, wie sich sein Brustkorb unter seinem Hemd hob und senkte. »Du hast mir heute möglicherweise das Leben gerettet.«
    »Und ich würde es wieder tun.« Er wandte sich ab und ging ins Bad. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss. Ich blieb sitzen und hörte zu, wie der Wasserhahn aufgedreht wurde, wie die Schubladen aufgingen und dann lautstark zugeschoben wurden. Er arbeitete für meinen Vater, genau wie zuvor sein Vater. In Moss’ Augen war er nicht besser als der König selbst. Aber gerade jetzt war er nur Charles, der Mensch, der Päonien aus dem Palastgarten stahl, weil er wusste, dass ich sie gerne in Bücher presste. Er hasste Tomaten und konnte ein echter Tyrann sein, wenn es um den Gebrauch von Zahnseide ging, und manchmal hing der Geruch der Baustellen noch in seinen Haaren, nachdem er geduscht hatte.
    Ich zog mein Nachthemd an und schlüpfte unter die Decke. Charles blieb fast eine Stunde in der Dusche, dann schließlich schaltete er das Licht aus und rollte sich auf der Couch in der Ecke zusammen. Sein Atem wurde langsamer, als er einschlief. Ich blieb wach und musterte die Schatten an der Wand, während ich versuchte, mir vorzustellen, wie es hier in der Stadt sein würde, wenn die Rebellen kamen. Wie lange würden sie brauchen, um den Palast zu erreichen? Ich malte mir das Entsetzen der Angestellten aus, sah Charles mit gefesselten Händen im Treppenhaus vor mir. Was würde er denken, was würde er sagen, wenn sie kamen, um ihn zu holen? Sie würden ihn töten, dessen war ich mir nun sicher.
    Meine

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