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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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»Es ist bald zu Ende.«
    Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. Noch nie hatte ich so laut und lange schreien wollen. Die Armee aus den Kolonien würde nicht kommen. Mein Vater wusste von den anderen Tunneln in den Außenbezirken. Wo also war Moss jetzt? Wo sollte ich hin? Konnte ich die Tunnel bedenkenlos betreten oder würde ich dabei den Rebellen auf ihrem Weg in die Stadt in die Arme laufen, die nicht wussten, dass ich auf ihrer Seite war?
    Ich saß da, am Fußende seines Bettes, und lauschte dem entfernten Geräusch von Gewehrschüssen im Westen. Es gab nur eine Frage, die wirklich zählte, während er mit dem Tod rang. Wenn er recht hatte – wenn die Rebellen besiegt würden –, würde man mich zu ihnen zählen?

ZWÖLF
    Am nächsten Morgen blieb ich lange mit geschlossenen Augen im Bett liegen und lauschte der Stille. Mein Körper war bleischwer, auf meinen Armen und Beinen lastete die Erschöpfung. Ich holte tief Luft, um meine Atmung zu beruhigen, wie ich es in den vergangenen Wochen so oft getan hatte. Ich brauchte einen Moment, bis ich erkannte, weswegen ich das tat. Die Übelkeit war zurückgekehrt. Das dumpfe Schwindelgefühl breitete sich hinter meiner Nase aus. Meine Hand legte sich auf das weiche Fleisch meines Bauches, dessen sanfte Rundung sich unter meinem Nachthemd verbarg.
    Ich lächelte und gestattete mir diesen einfachen, flüchtigen Augenblick reinen Glücks. Alles war in Ordnung. Sie war noch da, bei mir, jetzt gerade. Ich war nicht allein.
    Am anderen Ende des Flurs bereitete die Köchin unser Frühstück zu, wie am leisen Klappern der Töpfe zu hören war. Abgesehen davon war es still im Zimmer. Die Schüsse hatten aufgehört. Es gab keine Explosionen mehr in den Außenbezirken. Nur das Geräusch der Regierungsjeeps war zu hören. Hin und wieder dröhnte eine Hupe, wenn einer von ihnen am Palast vorbeiraste. Ich blieb mit geschlossenen Augen zusammengerollt liegen und versuchte, die Übelkeit zu überwinden.
    »Schläfst du?«, flüsterte Charles irgendwo hinter mir. Das tat er manchmal – es war eine seiner normaleren Eigenschaften. Schläfst du?, fragte er, nachdem er das Licht ausgeschaltet hatte und sich unsere Umrisse in der Dunkelheit auflösten. Wenn ich schlief, wie sollte ich dann antworten?
    Ich drehte mich auf die Seite und beobachtete, wie er aus dem Fenster sah. Wolken dämpften das Licht. Er hielt den Vorhang zur Seite, wobei er mit dem Daumen über den Stoff rieb. »Was ist?«, fragte ich. Er war schon angezogen und die Krawatte hing offen um seinen Hals.
    »Da draußen ist etwas im Gange«, antwortete er, ohne mich anzusehen. Er beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von der Scheibe entfernt war.
    »Es ist vorbei, oder?«, fragte ich. »Die Schüsse haben irgendwann heute Morgen aufgehört.«
    Er schüttelte den Kopf. Er sah merkwürdig aus, wie er die Augenbrauen zusammengeschoben hatte, als versuche er, ein Rätsel oder etwas in der Art zu lösen. »Ich glaube, es fängt gerade erst an.«
    Seine Stimme klang erstickt. Ich ging zum Fenster und blickte auf die Stadt hinunter. Die Menschen hatten sich auf der Hauptstraße zu einer dichten Menge versammelt, die sich zwischen den Gebäuden durchquetschte wie damals bei der Parade. Nur dass diesmal keine Fähnchen geschwenkt wurden und auch keine Schreie und Jubelrufe zu hören waren, die von hier oben wie ein fernes Rauschen geklungen hatten. Stattdessen drängten sie sich an der Vorderseite des Palasts, gleich hinter den Springbrunnen, zusammen und rührten sich kaum von der Stelle, während die Sonne die Luft erwärmte.
    »Was wollen sie hier?«, fragte ich. »Was geht hier vor?«
    »Sie warten«, antwortete er. »Worauf, weiß ich nicht.« Er zeigte auf das Nordende der Straße, wo sich ein Jeep einen Weg durch die Menge bahnte. Die Menschenmassen vor ihm teilten sich und fanden sich hinter ihm wieder zusammen, sodass er bald von ihnen verschluckt wurde. Vor dem Palast war ein Podest aufgebaut worden. Der kleine quadratische Klotz war von hier oben zu sehen.
    »Und du hast nichts darüber gehört?«, fragte ich.
    Charles hob die Hand an die Schläfe, als hätte er Kopfschmerzen. »Ich war die ganze Nacht hier«, sagte er. »Warum sollte ich mehr wissen als du?«
    »Weil du für meinen Vater arbeitest«, antwortete ich schnell, während ich einen Pullover und eine Hose aus dem Schrank zog.
    Charles folgte mir, als ich den Raum durchquerte und zu meiner Kommode ging. Er band seine Krawatte, indem

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