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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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versuchte, die Lücke zwischen Jo und mir zu schließen, als sich unsere Blicke trafen. Im nächsten Moment öffnete sich der Boden unter ihren Füßen. Ich stand regungslos da, Tränen vernebelten mir die Sicht, während ein Teil der Menge in Jubel ausbrach. Andere waren still. Jo fiel zuerst; auf dem Podest war nur noch die obere Hälfte ihres Körpers zu sehen, ihr Kopf neigte sich in einem grauenhaften Winkel. Ich sah zu, wie Curtis sich einige Sekunden lang aufbäumte, wie er kämpfte, bis sein Körper schließlich erschlaffte.

DREIZEHN
    Ein weiterer Jeep kam angefahren. Die Menge teilte sich, um ihn durchzulassen. Darin drängten sich drei weitere Gefangene, die ich nicht erkannte. Während die Minuten verstrichen und die Soldaten Curtis’ und Jos Leichen herunterholten, um sie auf die Ladefläche eines Lkws zu legen, begann sich ein Teil der Menge über die Hauptstraße zu zerstreuen. Neben mir schlug eine Frau die Hände vors Gesicht; ihre Wangen waren gerötet. »Was geschieht nur mit uns?«, fragte sie ihren Begleiter leise, als sie sich an mir vorbeidrängten und schnell von der Menge verschluckt wurden.
    Andere dagegen blieben, manche von ihnen schweigend, um sich die nächsten Hinrichtungen anzusehen. Ich schob mich weiter auf das Podest zu, bis ich schließlich gegen das Absperrgitter gedrückt wurde. Ich krallte mich daran fest, stieß mich von der untersten Stange ab und hievte mich darüber. Irgendwo weiter hinten rief Charles nach mir, aber ich hörte nicht auf ihn, sondern rannte auf die Rückseite des Podests zu, wo zwei Soldaten standen. Ihre Gesichter waren hinter grünen Tüchern verborgen, die sie bis zu den Augen hochgezogen hatten. Sie standen leicht abgewandt, den Blick auf die Jeeps hinter dem Podest gerichtet, sodass sie mich nicht kommen sahen. Ohne darüber nachzudenken, riss ich einem von ihnen das Tuch vom Gesicht. »Ihr seid alle Feiglinge«, schrie ich. »Ich will wissen, wer das getan hat. Zeigt mir, wer ihr seid.« Der Junge, der nicht älter als siebzehn sein konnte, zog hastig das Tuch wieder hoch, wobei er einen schnellen Blick auf die staunende Menge hinter mir warf und sich sicher fragte, wer ihn alles gesehen hatte.
    Zwei Soldaten zogen ihre Waffen und richteten sie auf mich, als Charles angelaufen kam und sich über die Absperrung warf. »Das ist die Prinzessin«, brüllte er. »Sie hat es nicht so gemeint; sie steht unter Schock.«
    »Ich habe es sehr wohl so gemeint«, widersprach ich. »Das könnt ihr nicht machen, ihr –«
    »Bringen Sie sie hier weg«, befahl einer der Soldaten lautstark. Er hielt mich immer noch über den Lauf seiner Waffe hinweg im Visier. »Sofort. «
    Charles’ Hände schlossen sich um meinen Arm und er zerrte mich zurück zum Palast. »Bist du komplett verrückt geworden?«, fragte er, als wir endlich außer Hörweite waren. »Du hast Glück, dass sie dich nicht auf der Stelle erschossen haben. Was zum Teufel hast du dir nur dabei gedacht?«
    Wir eilten die lange Auffahrt entlang, wobei Charles’ Finger meinen Bizeps fest umschlossen hielten. Er ließ meinen Arm auch nicht los, als wir durch die Glastüren traten und die Lobby durchquerten; der Lärm der Menschen drang hinter uns herein. »Du musst mit deinem Vater darüber reden«, sagte er.
    »Was glaubst du, wer das alles angeordnet hat?« Ich wischte mir über die Augen und versuchte nicht daran zu denken, wie Jos Gesicht angeschwollen war und ihre Haut die Farbe eines Blutergusses angenommen hatte. Ihre Augen waren offen geblieben und das Weiße darin hatte sich mit Blut gefüllt. Wie hatten sie sie gefunden? Und wenn Moss nicht bei ihnen gewesen war, wo war er dann?
    Charles drückte auf den Aufzugknopf. An der Art, wie er meinen Arm hielt und seine Hand dabei leicht zitterte, konnte ich seine Unsicherheit spüren. Ich konnte nur an das Messer und das Funkgerät denken, die im Bücherregal versteckt waren. Ich musste auf der Stelle verschwinden, heute noch, egal ob ich vorher von Moss hörte oder nicht.
    »Oh mein Gott«, sagte Charles, als wir in den Aufzug traten. Die Tür ging zu und schloss uns in der kalten Stahlzelle ein. »Du kanntest sie, oder?«
    Er beugte sich vor und versuchte, mir ins Gesicht zu sehen, aber ich war außerstande, etwas zu sagen. Ich musste wieder und wieder an Curtis denken, wie er in jener Nacht im Motel mit einem gelösten Gesichtsausdruck und einem Beinahe-Lächeln auf den Lippen die Blaupausen für die Fluttunnel studiert hatte. So glücklich wie in

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