Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
Vom Netzwerk:
verraten.« Ich zog eine der obersten Schubladen heraus und leerte sie auf das Bett, dann warf ich dem Mädchen eine Segeltuchtasche zu, die herausgefallen war. »Ich bin Genevieve – die Tochter des Königs. Und wir müssen die Stadt heute, jetzt, verlassen, bevor ihr dazu keine Gelegenheit mehr habt.«
    Das Mädchen mit den Sommersprossen packte den Arm ihrer Freundin und hielt sie zurück. »Warum sollten wir die Stadt verlassen wollen? Sie haben gesagt, sie bringen uns bald zurück in die Schulen. Sie haben gesagt, es wäre jetzt sicher.«
    »Weil sie euch angelogen haben«, antwortete ich. Das Mädchen hinter ihr stand auf. »Es gibt keine Handelsschulen. Nach dem Abschluss werden die Mädchen in den Schulen – Mädchen wie ihr, wie meine Freundinnen – geschwängert und verbringen die nächsten Jahre damit, dort Kinder zur Welt zu bringen. Sie werden gegen ihren Willen dort festgehalten. Der König versucht mit allen Mitteln, die Bevölkerungszahlen anzuheben.«
    »Du lügst«, sagte das Mädchen mit den Sommersprossen und dem langen geflochtenen Zopf. Die anderen sahen nicht ganz so überzeugt aus.
    »Habt ihr die Mädchen, die vor euch ihren Abschluss gemacht haben, jemals wiedergesehen? Sind sie jemals zurückgekommen, um euch zu erzählen, was sie in der Stadt so alles machen?« Ich hielt einen Moment inne. »Was, wenn ich nicht lüge? Was willst du tun, wenn du zurück in der Schule bist und feststellst, dass ich nicht gelogen habe? Was willst du dann tun?«
    Ein Mädchen mit winzigen schwarzen Zöpfen stand auf und fing langsam an, eine Kiste unter ihrem Bett zu durchwühlen. »Komm schon, Bette«, sagte sie. »Was, wenn sie recht hat? Warum sollte die Prinzessin uns anlügen?«
    Ich hatte keine Zeit, sie zu überzeugen. Ich trat hinaus auf den Flur, als ein paar andere Mädchen anfingen zu packen, während sie miteinander tuschelten. Vier Mädchen aus dem Zimmer neben uns standen bereits da und klammerten sich an die Rucksäcke, die sie aus der Schule mitgebracht hatten. Sie sahen verunsichert aus, einige waren kurz davor, in Tränen auszubrechen, andere lachten, als ob sie mit mir auf einen Ausflug gehen würden.
    Beatrice hatte sich bei Sarah untergehakt. Sie stand direkt vor der Tür und behielt den Flur hinter mir im Auge. »Bring sie auf die andere Straßenseite, zu dem leer stehenden Lebensmittelladen«, trug ich ihr auf. »Clara wartet dort auf euch.«
    Beatrice warf einen Blick durch den Türspalt auf die schmale Straße, die das Gebäude flankierte. Das Wasser sammelte sich in dem rissigen Rinnstein und bildete riesige, trübe Pfützen. Das einzige Geräusch, das zu hören war, war der Regen, der auf die Außenmauer des Gebäudes prasselte. »Und dann?«, fragte sie.
    »Ich komme mit dem Rest nach, sobald sie fertig sind.« Als Beatrice gegangen war, drehte ich mich um und lief zum anderen Ende des Flurs, dorthin, wo die Treppe war. Ich blickte zum ersten Absatz hinauf. Die Mädchen aus meiner Schule warteten mehrere Stockwerke über uns darauf, dass sie zurück in das Gebäude am See gebracht wurden. Ich musste es wenigstens versuchen. Schuldete ich ihnen nicht zumindest das?
    »Schnell«, sagte ich, an die Mädchen im Flur gewandt. Ein paar mehr kamen aus dem Zimmer getrudelt. Sie trugen dicke Pullover über ihren langärmligen Shirts. Andere drängten hinter Beatrice durch die Tür. Als ich mich wieder zur Treppe umdrehte, hörte ich es: das schnelle, anhaltende Stampfen von Stiefeln, die die Treppe hinunterkamen. Zwei Stockwerke über mir beugte sich eine Soldatin über die Brüstung und entdeckte mich. Mit angespanntem Gesichtsausdruck zog sie ihre Waffe.
    Ich rannte zurück in den Flur, zog die Tür zum Treppenhaus hinter mir zu und zerrte einen rostigen Metallkarren davor, um die Soldatin aufzuhalten. »Lauft«, schrie ich und bedeutete den Mädchen, Beatrice zu folgen. »Schnell!«
    Fünf von ihnen standen an der Tür. »Ihr müsst mir vertrauen«, rief ich, während ich auf sie zulief.
    Eine nach der anderen schoben sich die Mädchen nach draußen in den Regen. Im Rennen hielten sie sich ihre Taschen als Schutz über den Kopf.
    Ich lief hinter ihnen her und trieb sie durch die Gasse auf den verlassenen Laden zu, wo Beatrice und die anderen warteten. Unter der zerrissenen Markise waren sie kaum auszumachen.
    Um mich herum spritzten die knöcheltiefen Pfützen auf und der Regen durchnässte mich erneut bis auf die Haut. Als ich einen Blick hinter mich warf, kam die Soldatin gerade mit

Weitere Kostenlose Bücher