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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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Tür.«
    Ich deutete auf die Mädchen neben mir und sie packten die modrigen Ecken der Matratze, sodass wir sie gemeinsam in die Mitte des Raumes schieben konnten. Ein Loch im Boden kam zum Vorschein, höchstens neunzig Zentimeter im Durchmesser. Drum herum war der Teppich weggeschnitten worden. Clara drückte ihre Hände an ihre geröteten Wangen. Für einen Moment machte sich Erleichterung breit, doch dann hämmerte der erste Soldat an die Tür. »Los«, kommandierte ich und wies mit einem Kopfnicken in Richtung des Tunnels. »Wir treffen uns auf der anderen Seite.«
    Es war dunkel im Zimmer. Das Geräusch des Regens drang durch die Stille. Wir konnten die Soldaten draußen sehen, deren Schatten an dem schmalen Streifen des Fensters vorbeihuschten, der nicht von der Matratze bedeckt war. Clara ließ sich in den Tunnel hinabgleiten. Als sie losließ, sog sie scharf Luft ein. »Hier unten steht das Wasser«, sagte sie. Sie drehte sich zu uns um und packte den Rand des Loches. »Es geht mir bis zu den Knien.«
    Ich schloss die Augen und wünschte mir, ich hätte eine Minute Zeit, um in Ruhe nachzudenken, doch der Soldat hämmerte erneut gegen die Tür. Moss hatte mir nie gesagt, wie lang der Tunnel war, aber ich nahm an, dass er genauso lang war wie der im Hangar – höchstens eineinhalb Kilometer. Viele Fluttunnel waren nach der Epidemie mit Beton aufgefüllt worden, weil sie als Sicherheitsrisiko galten. Die Rebellen waren ihrem Verlauf weitestgehend gefolgt und hatten sie, wo es nötig war, erweitert. Dennoch waren die meisten deutlich schmaler, als sie es ursprünglich gewesen waren – an manchen Stellen nicht mehr als einen Meter dreißig breit und mit niedrigen Decken. Wir hatten keine Möglichkeit abzuschätzen, wie schnell dieser hier volllaufen würde, aber wir waren auf jeden Fall in größerer Gefahr, wenn wir hierblieben und auf die Soldaten warteten.
    »Macht schnell«, sagte ich, während ich dem nächsten Mädchen hinunterhalf. »Haltet nicht an, bis ihr auf der anderen Seite seid.«
    »Ich kann nicht schwimmen«, jammerte das Mädchen und verzog panisch das Gesicht, als es in das trübe Wasser plumpste. Sie zog den Saum ihres Pullovers über ihre Knie.
    »Das musst du auch nicht – beeil dich einfach.« Ich schielte in den Tunnel hinunter und fing Claras Blick auf, bevor sie sich umdrehte und durch das Wasser in die Dunkelheit vor ihr davonstapfte. Eins nach dem anderen ließen sich die Mädchen in den Tunnel gleiten. Die Soldaten draußen rüttelten am Türknauf und versuchten, ihn aus seiner Verankerung zu lösen. Sarah hatte die zweite Matratze vor die Tür gezogen und klemmte sie nun hinter die Holztruhe, sodass sie bündig mit der Wand war.
    Während sie damit beschäftigt war, die Kommode dicht davor zu schieben, konnte ich mir auf einmal vorstellen, wie Beatrice ausgesehen haben musste, als sie jünger war. Ihr niedriger, stämmiger Körperbau, das strohblonde Haar, das sich in ihrem Nacken ringelte. »Du solltest gehen«, sagte Sarah und deutete auf den Tunnel. Das letzte Mädchen kletterte gerade hinunter, sodass nur noch wir drei übrig waren. »Ich folge dir.«
    »Das wirst du nicht«, antwortete Beatrice. Sie legte ihre Hand auf Sarahs Arm und zog sie auf mich zu. Noch während sie sprach, gab das Schloss nach. Die Tür drückte gegen die Matratze. Der Soldat schob sich ins Zimmer und stemmte sich mit ganzer Kraft gegen die aufgestapelten Möbel. Einen Augenblick später barst das Fenster und die Glasscherben rieselten hinter die Vorhänge.
    Ich beugte mich über den Rand des Tunneleingangs und sah zu, wie das letzte Mädchen in der Dunkelheit verschwand. Ich half Beatrice in das Wasser. Ihr Rock bauschte sich auf und der dünne graue Stoff trieb auf der glänzenden Oberfläche. Der Wasserspiegel war gestiegen – zwei, drei Zentimeter, vielleicht auch fünf. Sarah ließ sich hinter ihrer Mutter hinabgleiten. Sie schnappte nach Luft, als sie in das kalte Wasser sank. »Immer in Bewegung bleiben«, rief ich ihr hinterher, als ich ebenfalls hineinkletterte. Als ich auf dem Boden aufkam, reichte mir das Wasser beinahe bis zur Hüfte. Ich streckte die Arme aus und streifte dabei mit beiden Händen über die Seitenwände des Tunnels, die dort, wo die Rebellen den Beton abgeschlagen hatten, ganz schartig und rau waren. Meine Hose klebte an meinen Beinen und das Gewicht des Wassers zog meinen Pullover nach unten. Meine Stiefel liefen voll, bis ich meine Füße kaum noch vom Boden heben

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