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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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leise und gedämpft, wie ein Lied in weiter Ferne.
    Ich stieß mich vom Boden ab und schoss aus dem Wasser. Während ich nach Luft schnappte, drängten sich die Mädchen in eine kleine Vorratskammer. Ich warf meine Stiefel auf den Boden, um den Rand der Öffnung greifen zu können. Clara packte mich unter den Armen und zog mich zu sich hoch auf den Betonboden. Ein Metallgitter versperrte einen Teil des Eingangs und bot etwas Schutz vor dem Regen. In der Ecke stand ein einzelner Rucksack, der bis an den Rand mit Vorräten gefüllt war. Einige Stücke Karton trieben in einer Pfütze.
    »Was sollen wir denn jetzt machen?«, fragte das Mädchen mit den schwarzen Zöpfen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, um sich aufzuwärmen. Ihre Lippen hatten einen seltsamen Blauton angenommen.
    Ich steckte den Kopf nach draußen und betrachtete den Abschnitt zwischen uns und der Mauer. Die Stadt schien etwa achthundert Meter entfernt zu sein, vielleicht auch ein bisschen mehr. Ich konnte die Gebäude erkennen, die über die Mauer hinausragten und deren Silhouetten mit bunten Lichtern gesprenkelt waren. »Hier können wir nicht bleiben«, antwortete ich. »Sie werden schon bald anfangen, die Gegend außerhalb der Mauer abzusuchen.«
    »Ich will zurück«, jammerte das Mädchen mit den Sommersprossen. »Warum mussten wir überhaupt gehen?«
    »Ihr seid in der Stadt nicht mehr sicher«, erklärte Beatrice. Sie wrang Sarahs Pullover aus, indem sie ihn zu einem dicken Seil zusammendrehte. »Wir erklären euch das genauer, wenn wir von hier weg sind.«
    Ich schlüpfte in meine triefnassen Stiefel und zog die Reißverschlüsse zu. »Wir müssen weiter, und zwar sofort«, sagte ich. Ich stapfte auf die Straße hinaus, weg von der Stadtmauer. Der Regen prasselte unvermindert auf meine Haut. Von hier draußen konnte ich die schwarz verkohlten Stellen sehen, wo die Bomben während der Belagerung explodiert waren. Hinter mir führte Clara die anderen nach draußen und sie folgten ihr in die Kälte.
    Wir gingen an unzähligen Reihen von Containern vorbei, von denen die meisten vergittert waren, um den Regen abzuhalten. In einem lagen einige Plastikspielzeuge verstreut; eine Puppe trieb mit dem Gesicht nach unten in dem wenige Zentimeter tiefen Wasser, das über den Rinnstein gestiegen und in den Container gesickert war. Ich fragte mich, wie schlimm die Überschwemmungen wohl in der Stadt sein mochten. Es regnete nur sehr selten und nun, da die Tunnel größtenteils zugeschüttet waren, würde es sicher Tage dauern, bis alles Wasser abgelaufen war, wenn nicht länger.
    Wir überquerten einen Parkplatz und marschierten einen kleinen Hügel hinauf, wo die Straße zu einer Gruppe verlassener Geschäfte hin anstieg. Als etwa die Hälfte hinter uns lag, drehte ich mich um und warf einen Blick auf den Punkt am Horizont, wo das südliche Tor lag. Weit unter uns kamen zwei Jeeps durch das Tor gefahren. Der Schlamm spritzte unter ihren Reifen auf, als sie um eine Ecke bogen.
    Während wir weitergingen, strömte das Regenwasser weiter bergab. Es hatte sich ein dünner Wasserfilm gebildet, der sich auf dem Asphalt kräuselte. Ich drehte mich noch einmal um und sah, wie ein Jeep in dem weichen Schlamm stecken blieb. Die Soldaten stiegen aus und begannen, die Umgebung zu Fuß zu durchstöbern, bewegten sich dabei aber in die falsche Richtung. Ich lief weiter, mit jedem Schritt gelöster, und ein Gefühl von Leichtigkeit durchströmte meinen Körper. Wir waren raus aus der Stadt. Sie konnten uns jetzt nicht mehr einholen.

SECHZEHN
    »Wie lange sollen wir hier warten?«, fragte Sarah. Sie stand am Fenster, ihre Silhouette war gegen den dunklen Himmel kaum auszumachen. Der Mond war hinter den Wolken verborgen, aus denen der Regen unvermindert auf den Dachvorsprung prasselte.
    »Nur diese Nacht«, antwortete ich. »Wir gehen morgen weiter.« Nachdem wir über zwei Stunden gelaufen waren, hatten wir in einer Wohngegend am Fuß der Berge haltgemacht und uns ein Versteck im Obergeschoss eines verlassenen Hauses gesucht. Clara kam gerade die Treppe herauf, gefolgt von zwei Mädchen, Bette und Helene, die Handtücher in den Händen trugen. »Davon habt ihr keine mehr gefunden?«, fragte ich und deutete auf den kleinen Stapel Decken auf dem Boden. Sie reichten kaum aus, um drei Leute die ganze Nacht warm zu halten, geschweige denn zwölf.
    »Das meiste ist schon längst geplündert worden«, erklärte Clara. Sie blickte auf die zerrissenen Stofffetzen in ihren

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