Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
Vom Netzwerk:
öfter zu den Ärzten mussten? Habt ihr Mädchen gekannt, die bereits mit den Injektionen begonnen hatten?«
    Der Ausdruck auf Helenes Gesicht veränderte sich, als ihr etwas zu dämmern schien. Ich erinnerte mich, wie ich mich gefühlt hatte, als Arden mir die Wahrheit beigebracht hatte. Alles an mir hatte sich geweigert, ihr zu glauben, und selbst nachdem ich die Schulabgängerinnen mit eigenen Augen gesehen hatte, war ein kleiner Rest von Widerstand in mir zurückgeblieben. Wenn alles, was in der Schule geschehen war, eine Lüge gewesen war, wer war dann ich, deren ganze Identität darauf basierte? Wie sollte ich so weiterleben?
    »Ja, ich«, sagte Helene, ohne die anderen anzusehen.
    »Ihr seid sicher überzeugt, dass ihr hier draußen sterben werdet, dass ihr niemals in der Wildnis überleben könnt«, fuhr ich fort. »Aber auch das stimmt nicht.«
    Ich sah zu ein paar Mädchen hinüber, die sich auf dem Bett zusammengekuschelt hatten. Einige von ihnen waren mir inzwischen ein bisschen wohler gesinnt, nachdem wir dem Regen entkommen waren. Ich wusste, dass meine Stellung als Prinzessin ihnen etwas bedeutete – sie hatten meine Stimme bereits in den Übertragungen aus der Stadt gehört. Sie hatten in einem Speisesaal wie meinem gesessen und den Geschichten über das Mädchen gelauscht, das aus den Schulen in den Palast gekommen war, als wäre dies auch ihnen möglich. Wie viele von ihnen mussten sich vorgestellt haben, wer wohl ihre Eltern gewesen sein mochten und ob sie nicht vielleicht irgendwie überlebt hatten und nun irgendwo in der Stadt waren?
    »Wir hätten nicht herkommen sollen«, sagte Bette. »Wir hätten bei den anderen Mädchen bleiben sollen. Jetzt werden wir sie nie wiedersehen.«
    Sarah drehte sich vom Fenster, wo sie gerade damit beschäftigt war, eine weitere Flasche mit Regenwasser reinzuholen, zu uns um. »Aber wir können jetzt nicht mehr zurück«, antwortete sie. Beatrice ging auf sie zu, um ihr zu helfen, aber sie drehte sich wieder um und stellte die Flasche an der Wand ab.
    Bette zog den Pullover enger um sich. »Warum sollten sie überhaupt so etwas tun? Vielleicht haben sie das ja nicht an allen Schulen gemacht – sondern nur an deiner. Woher willst du das wissen?«
    Clara ließ sich in dem Sessel in der Ecke nieder. »Sie weiß es besser als jeder andere. Wir haben im Palast gelebt. Der König hat es selbst gesagt.«
    Bette schüttelte den Kopf. Sie flüsterte dem Mädchen neben sich etwas zu, was ich nicht ganz verstehen konnte. »Ich hoffe, ihr lernt, mir zu vertrauen«, sagte ich. »Wärt ihr in die Schulen zurückgekehrt, würdet ihr dort für immer festsitzen.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Bette. »Wir können ja nicht für immer hierbleiben.«
    »Wir gehen nach Califia«, antwortete ich, während ich mich auf den Rand der Matratze setzte und die Mädchen ansah. Ich rieb meine Hände, um sie aufzuwärmen. »Das ist eine Siedlung im Norden. Dort gibt es Essen, Wasser, Ausrüstung. Ihr könnt dort so lange bleiben, wie ihr es für nötig haltet – das haben auch andere getan, die aus den Schulen geflohen sind.«
    Lena zog ihre Knie an den Körper. »Sind dort auch Männer?«, fragte sie.
    »Nur Frauen«, antwortete ich.
    Bette schüttelte wieder den Kopf. »Selbst wenn es nur Frauen sind.« Sie sah die anderen Mädchen an. »Wie sollen wir dort überhaupt hinkommen?«
    »Wir laufen«, gab ich zurück. »Und wenn wir einen anderen, schnelleren Weg finden, dorthin zu gelangen, dann nehmen wir den. Aber es kann sein, dass wir bis zu einem Monat brauchen werden. Wir werden jagen und uns ausruhen und uns Vorräte beschaffen, wie auch immer wir können, aber wir werden dorthin kommen. Ich habe es schon einmal geschafft.«
    Ich konnte fühlen, wie Clara mich ansah. Ich drehte mich nicht um. Ich wusste, was sie dachte – dass ich einen Teil des Weges nach Califia, durch die Sierra Nevada und dann bis hoch zum Ozean, im Jeep der Soldaten zurückgelegt hatte. Vielleicht war es dumm, ja, verrückt, zu glauben, dass wir zu Fuß so weit kommen würden, aber nachdem wir die Stadtmauer überwunden hatten, konnten wir uns nicht ewig hier verstecken. Die Mädchen, oder zumindest Clara und Beatrice, brauchten einen Ort, wo sie sich niederlassen konnten. Mein Vater konnte noch Jahre an der Macht bleiben, und die erstreckte sich bis weit in die Wildnis hinein.
    »Wie sollen wir einen ganzen Monat überleben?«, fragte Helene. »Da draußen gibt es Banden, die Mädchen ermordet haben,

Weitere Kostenlose Bücher