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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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werden.
    »Ich kann nicht mehr laufen«, rief Helene. Einige Meter vor mir kniete sie sich hin und blinzelte in das Licht der Morgensonne. »Wann machen wir das nächste Mal halt?«
    »Wir sind gerade erst losgelaufen«, erklärte Clara ihr. »Wir sind noch keine Stunde unterwegs.« Sie verlangsamte ihren Schritt. Der Plastikschlitten schleifte hinter ihr über den Asphalt. Wir wechselten uns beim Ziehen ab und transportierten so all die Vorräte, die wir in den letzten vier Tagen zusammengesammelt hatten. Alte Decken und Kleidungsstücke waren um die letzten Wasserflaschen gewickelt. Wir hatten noch fünf Konservendosen ohne Beschriftung, ein Stück Plastikseil, Klebeband sowie eine ungeöffnete Flasche Alkohol, die wir in einem Keller gefunden hatten. Unsere einzige Karte – der Faltplan, den Moss mir gegeben hatte – steckte in meinem Hosenbund, gleich neben dem Messer.
    »Ich kann es nicht ändern. Es tut weh«, sagte Helene. Ihre Zöpfe fielen ihr ins Gesicht, als sie ihren Schuh inspizierte. Sie trug immer noch dasselbe Paar, mit dem sie das Krankenhaus verlassen hatte. Die Lederpantoffeln waren hinten durchgescheuert und ihre Fersen waren aufgeschürft und bluteten.
    Ich drehte mich um und blickte zurück. Ich konnte immer noch die Tankstelle anderthalb Kilometer hinter uns sehen – das einzige Gebäude entlang der Gebirgskette. Wir hatten dort übernachtet; der kleine, überfüllte Raum hatte uns Schutz vor dem Wind geboten, der durch das Tal peitschte. »Versuch s mal damit«, schlug ich vor und griff nach einer alten Rolle Isolierband, die auf dem Schlitten lag. Dabei fing ich Beatrices Blick auf – sie hatte darauf bestanden, das wir das Klebeband unter der kaputten Registrierkasse hervorholen und mitnehmen sollten, weil sie meinte, dass wir es noch würden gebrauchen können, und sei es nur für provisorische Pflaster.
    »Ich habe Durst«, sagte Bette und schnappte sich eine der Flaschen vom Schlitten.
    »Nicht vor der nächsten Pause.« Ich nahm ihr die Flasche ab und versteckte sie unter den Decken, sodass sie nicht mehr zu sehen war. »Das muss uns bis zum nächsten See reichen.«
    Bette wandte sich ab, ohne mich eines Blickes zu würdigen, wie sie es den größten Teil der vergangenen Tage getan hatte. Sie hakte sich bei Kit unter, einem Mädchen mit tiefbraunem Haar, das sich in sanften Wellen über ihren Rücken ergoss. Sie hatte es mit einem Stück Schnur zusammengebunden, das sie unterwegs gefunden hatte, aber es ließ sich einfach nicht lange bändigen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Clara leise, während Helene damit beschäftigt war, ihren Fuß zu verbinden. »Du siehst nicht gut aus.«
    Ich warf einen schnellen Blick nach vorne auf die Mädchen, die in kleinen Gruppen und mit langsamen, ungleichmäßigen Schritten weiterliefen. »Das Übliche«, antwortete ich und schüttelte meine Hände aus, während ich darauf wartete, dass mein Magen sich wieder beruhigte. Beatrice und Sarah wandten sich um und musterten mich über ihre Schultern hinweg, als ich am Straßenrand anhielt, wo der Asphalt in einen steilen Abhang überging. »Geht schon vor. Ich komme gleich nach.«
    Ich fühlte, wie die Übelkeit wieder in mir hochkam. Clara wartete noch einen Moment, um zu sehen, ob es vorübergehen würde. Schließlich drehte sie sich um und folgte den Mädchen auf der kurvenreichen Straße, die sich weiter vorne verengte, bis der Felsvorsprung das Einzige war, was uns von dem Salzboden weit unter uns trennte. Ich konnte es nicht länger zurückhalten. Mein Körper verkrampfte sich und ich beugte mich vor und starrte auf den Asphalt hinab. Nach den vergangenen Tagen, in denen ich nur wenig Nahrhaftes zu mir genommen hatte, war mein Magen leer. Mein Hals pochte vor Anstrengung.
    Komm schon, du hast schon Schlimmeres überstanden als das, meldete sich eine vertraute Stimme irgendwo in mir drin. Es war Caleb – sein freundlicher, scherzhafter Tonfall, den er mir gegenüber manchmal anschlug. Ich konnte ihn beinahe hören, wie er sich ein winziges Lachen auf meine Kosten erlaubte. Aber hatte er nicht recht? Hatte ich nicht wirklich schon Schlimmeres überstanden? Ich hatte es schon einmal nach Califia geschafft. Ich war meinem Vater entkommen. Ich hatte den einzigen Menschen verloren, den ich liebte, und mir war nur diese leise Stimme geblieben. Was war diese kurze, vergängliche Übelkeit im Vergleich dazu?
    Ich wischte mir über den Mund und richtete mich wieder auf. Dabei fiel mir auf, dass Beatrice ganz

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