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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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Vielleicht würden wir es auch gar nicht nach Califia schaffen.
    Bette nahm eine Handvoll nassen Sand und schrubbte sich den Dreck von den Händen. Einige Mädchen wateten bis zu den Knien ins Wasser, wagten es jedoch nicht, dem Ufer den Rücken zuzudrehen, sondern hielten stattdessen ihre Blicke auf den Wald gerichtet, als warteten sie darauf, dass die Jungs auf der Bildfläche erschienen. Sie waren alle so dünn. Lena hatte einen fürchterlichen Sonnenbrand auf den Schultern; die Haut war rot und warf Blasen.
    Helene und Beatrice waren immer noch am Ufer. Helene zuckte zusammen, als Beatrice die beiden schmalen Bretter um ihr Bein legte und dann anfing, das Seil darumzuwickeln, um die Schiene zu fixieren.
    Ich ging auf die Mädchen zu und versuchte, die Zweifel beiseitezuschieben, die ich wegen unseres Aufenthalts hier hatte. In Gedanken war ich so oft zu diesen letzten Stunden in der Höhle zurückgekehrt und hatte mich gefragt, ob es dumm war herzukommen, wo ich doch wusste, dass Leif derjenige war, der uns an Fletcher verraten hatte. Solange mein Vater nach mir suchte, solange er die Mittel dazu hatte, bestand immer das Risiko, dass jemand der Armee verriet, wo ich war. Von nun an war jedes Licht auf der Straße, jedes Anzeichen von Rauch in der Ferne und jeder Fremde, dem wir begegneten, eine Bedrohung.
    »Denkt daran, was ich euch gesagt habe«, mahnte ich und sah die Mädchen am Rand des Sees an. »Wir bleiben nur ein paar Tage, damit wir uns ausruhen können. Und Clara, Beatrice und ich sind bei euch, also macht euch bitte keine Sorgen.«
    Sarah steckte einen Finger in den Mund und nagte an der Haut neben ihrem Nagel. »Das sagt sich so leicht …«, setzte sie an, brach dann aber ab. Unwillkürlich blickte sie zu ihrer Mutter.
    »Es lag sicher auch ein Körnchen Wahrheit in dem, was die Lehrerinnen erzählt haben«, sagte ich, denn ich wusste, wie schwer es war, das alles zu verdauen. »Aber die Lehrerinnen legten immer nur auf eine Sache Wert – dass ihr innerhalb der Schulmauern bleibt. Und für den Fall, dass ihr euch doch mal rauswagt, wollten sie sicherstellen, dass ihr so schnell wie möglich wieder zurückkommt. Deswegen haben sie euch beigebracht, alles und jeden zu fürchten – ganz besonders Männer. Denn sobald euch klar geworden wäre, dass die Männer außerhalb der Schulmauern nicht ganz so gefährlich sind, wie sie euch erzählt haben, was hättet ihr dann noch alles infrage gestellt? Was, wenn ihr in einem von ihnen sogar einen Verbündeten gefunden hättet – was dann?«
    Kit bohrte ihre Zehen in den Sand und vergrub sie darunter. Der Rest der Mädchen schwieg. Beatrice legte Sarah ein trockenes Handtuch um die Schultern, um ihr das Seewasser vom Rücken zu rubbeln. Sarah schüttelte sie nicht ab, wie sie es sonst gelegentlich tat. Sie beschwerte sich auch nicht, dass sie sehr wohl alleine zurechtkäme und Beatrice ihr nicht immer helfen müsse. Einen Moment blieben sie einfach so nebeneinander stehen, Beatrices Arm in einer Beinahe-Umarmung um ihre Schulter gelegt.
    Ich drehte mich um und suchte den Wald nach dem verbrannten Baumstamm ab, der sich in Richtung des Sees neigte und dessen Wurzeln nach hinten auf den Eingang der Höhle wiesen. Dann ging ich auf die Stelle zu, wo die Bäume bis an den felsigen Strand herabreichten.
    Als ich am Waldrand ankam, rannte Clara hinter mir her. »Ich komme mit dir«, sagte sie und blickte in den Schatten. Ich zog meinen Pullover enger um mich. Unter den dicken Ästen war die Luft kühler.
    »Du kannst hierbleiben, ehrlich. Halte die Mädchen beim Wasser, bis ich zurück bin.«
    Ich ging um die verschlungenen Wurzeln herum tiefer in den Wald hinein, wo ich den verbrannten Baum ein Stück vor mir ausmachte. Weiter rechts von mir befand sich einer der Baumstümpfe, auf dem die Jungs beim Kochen das Essen abstellten. Sie hatten ihn abgewischt, aber an der Seite war ein frischer Beerensaftfleck. Winzige Samenkörner klebten noch am Holz. Vor höchstens einer Woche war jemand hier gewesen. Als ich den Anstieg erreichte, bückte ich mich, um die Rille in der verborgenen Tür zu finden.
    Drinnen war es seltsam still. Ich trat in den ersten Raum, der durch ein kleines Loch in der Decke erhellt wurde. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wessen Zimmer das war – Aarons oder Kevins. Auf dem Boden lagen keine Kleider, in der Ecke stapelten sich keine leeren Schüsseln. Es war keiner der alten, platten Fußbälle zu sehen, die sie immer durch die Gegend

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