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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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gehört. Noch in derselben Woche sind die Jungs gegangen. Sie haben sich aufgemacht, mit einer Gruppe aus einer Siedlung weiter im Norden das erste Arbeitslager zu befreien. Arden ist mit ihnen gegangen.«
    Pip hielt den Blick weiter auf den Boden gerichtet. Sie kratzte mit dem Fingernagel in der Erde, wo sich bereits eine flache Kuhle gebildet hatte. »Wir haben auf Benny und Silas aufgepasst«, sagte sie.
    Rubys Augen glänzten im Feuerschein. »Arden hat uns gesagt, du würdest in der Stadt festgehalten«, fuhr sie fort. »Ich dachte, wir würden dich niemals wiedersehen.«
    Sie presste die Lippen zusammen und rang sich ein schmales Lächeln ab. Ich hatte sie in der Schule niemals weinen sehen. Sie hatte immer Pip und mich getröstet, war immer hoffnungslos rational gewesen und hatte es geschafft, jede Situation von allen Seiten zu beleuchten. Ihre Gegenwart brachte einen dazu, automatisch die Stimme zu senken, langsamer zu sprechen und nicht mehr so wütend oder traurig zu sein. Rubys Hand rieb über ihren Bauch, während sie tief Luft holte, um die Tränen zu unterdrücken.
    »Manchmal habe ich dasselbe gedacht«, sagte ich. »Ich bin froh, dass wir es bis hierher geschafft haben.« Ich beugte mich vor und wollte sie gerade umarmen, als etwas in ihrem Gesicht mich zurückhielt. Sie blickte über meine Schulter und ihr Gesichtsausdruck war fremd und kalt.
    Pip bemerkte Rubys Zögern. »Ich habe nie verstanden … warum Arden?«, fragte sie, wobei sie jedes Wort so sorgfältig aussprach, als hätte sie tagelang, vielleicht sogar wochenlang, darauf gewartet, mich das zu fragen. »Du konntest sie in der Schule nicht ausstehen. Und dann kommt sie zu uns und sagt, du hättest ihr diesen Schlüssel gegeben. Sie hat uns erzählt, wie ihr beide draußen in der Wildnis wart. Sie hat gesagt, du hättest sie gerettet.« Pip wischte sich über die Wange, um eine Träne aufzufangen, bevor sie hinabrollte. »Ich verstehe einfach nicht, warum du sie mitgenommen hast und nicht uns.«
    »Habe ich nicht«, widersprach ich. Ich griff nach Pips Hand, aber sie zog sie weg. »Ich habe sie nicht mitgenommen. Ich habe sie gefunden, nachdem ich bereits gegangen war – sie war diejenige, die mir von dem Gebäude erzählt hat. Ich war gezwungen, alleine zu fliehen.«
    »Wer?« Pips Stimme bebte. »Wer hat dich gezwungen?«
    »Lehrerin Florence«, antwortete ich. »Ich durfte nur gehen, wenn ich alleine ging.«
    »Dann hättest du gar nicht erst gehen sollen.« Sie erhob die Stimme, als sie das sagte. Ruby legte ihr eine Hand auf den Rücken und versuchte, sie zu beruhigen, aber Pip fuhr fort. »Ist dir klar, dass ich auf dich gewartet habe? Ich saß den ganzen Tag in diesem Zimmer und habe mit der Rektorin diskutiert, dass ich nicht zur Abschlusszeremonie gehen konnte, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass du die Schule tatsächlich ohne mich verlassen würdest. Wie dumm war ich nur? Wie dumm war ich, dass ich annehmen konnte, ich wäre auf dem Weg in die Stadt? Ich hatte mir bereits mein Apartment ausgemalt und mir das Architekturbüro vorgestellt, für das ich dort arbeiten würde – ich hatte mir vorgestellt, dass wir dort zusammen sein würden.« Sie lehnte sich vor und ihre Wangen waren gerötet. Inzwischen sprach sie so laut, dass die Mädchen sich umdrehten und uns beobachteten. »Ich habe auf den See hinausgestarrt, als ich über jene Brücke gegangen bin. Ich habe das Wasser abgesucht, weil ich solche Angst hatte, dass du ertrunken wärst. Und all diese Zeit wusstest du Bescheid. Du hast mir zugehört, wie ich mir mein Leben in der Stadt ausgemalt habe, und du wusstest es. «
    Mein Hals war wie zugeschnürt. Ich drückte mir die Finger gegen die Augen, um die Tränen zurückzuhalten, aber mein Gesicht brannte und der ganze Raum schien um mich herum immer enger zu werden. »Ich habe einen Fehler gemacht«, brachte ich mühsam hervor. »Einen gigantischen, nicht wiedergutzumachenden Fehler. Und das belastet mich bis heute. Aber bis zu jener Nacht wusste ich nichts darüber. Ich hatte nur wenige Minuten Zeit, um zu entscheiden, wie ich mich verhalten sollte. Das war nicht geplant. Natürlich hätte ich euch mitgenommen, wenn ich Bescheid gewusst hätte.«
    Pip stieß einen tiefen Seufzer aus. Die Luft fühlte sich schwer an, der Raum zwischen uns angefüllt mit all dem Unausgesprochenen. »Jetzt bist du die Prinzessin.« Pip gab ein seltsames Lachen von sich. »All die Zeit

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