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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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oft taten, forderte uns nicht auf, uns umzudrehen und zu erkennen zu geben. Ich sah ihn nicht an, sondern führte Bette um das Gebäude herum über den Parkplatz zurück zum Hintereingang. Ich schob die Glastür der Lobby auf, woraufhin das gedämpfte Läuten des Glockenspiels irgendwo über uns ertönte. »Wir müssen uns in die hinteren Zimmer zurückziehen«, rief ich und deutete auf den dunklen Korridor, der am weitesten von der Straße entfernt lag. »Man hat uns gefunden. Los – beeilt euch.«
    Bette blieb an der Tür stehen, unsicher, wie sie sich verhalten sollte. Einige Mädchen fuhren aus dem Schlaf hoch. Clara stand immer noch beim Haupteingang, von wo aus sie uns beobachtet hatte, als das Motorrad näher gekommen war. Sie ließ den Vorhang fallen und drehte sich zu mir um. »Er ist nicht mehr da«, sagte sie, während sie zu den Fenstern auf der anderen Seite der Tür hinüberlief. »Ich sehe ihn nicht mehr.«
    Ich suchte mit den Augen die Lobby ab, aber es war zu dunkel, als dass ich einzelne Gesichter hätte ausmachen können. Beatrice und Sarah halfen Helene auf. Ich tastete nach dem Messer an meiner Hüfte und versicherte mich, dass es noch dort war. Als ich nach Kits Hand griff, um sie in den Flur hinauszuschubsen, hörte ich, wie die Glöckchen aneinanderschlugen. Das Geräusch kam so plötzlich, dass mir ein Schauder über den Rücken lief. Stiefel polterten eilig über den Fliesenboden, dann waren die langsamen, keuchenden Atemzüge des Mannes zu hören, als er Bette am Arm packte und ihr eine Pistole an die Rippen hielt.
    In dem Mondlicht, das durch die Tür hereinfiel, war nur ein Teil seines Gesichts zu erkennen. »Wer war es?«, fragte er. Es war offensichtlich, dass er kein Soldat war. Er trug eine zerschlissene Lederjacke und Jeans, die schwarz vor Dreck waren. Ich beobachtete ihn, wobei ich eingehend das rote Armband an seinem Ärmel musterte und mich fragte, was es wohl bedeuten mochte: ob er für oder gegen die Widerstandsbewegung war. Wusste er vom Pfad? »Wer hat euch hierhergebracht?«, brüllte er.
    »Bitte, nehmen Sie sich, was immer Sie wollen«, sagte ich und bemühte mich, meine Stimme ruhig klingen zu lassen. »Wir haben Wasser und Lebensmittel. Genug, dass es Ihnen für eine Woche reichen sollte.«
    »Ich will keine Vorräte«, antwortete er, während er weiter die Waffe in Bettes Rippen drückte. Sie stand ungewöhnlich still. Ihr Körper war ganz starr und sie hatte die Augen geschlossen, als sei sie bereits tot. Eines der Mädchen hinter mir weinte. Ich drehte mich nicht um. Einige von ihnen trugen ihre Schulpullover und mit einem Mal bereute ich, dass ich ihnen erlaubt hatte, sie zu behalten, auch wenn sie sie nur zum Schlafen trugen. So war es unmöglich, den Mann über ihre Identität zu belügen.
    »Ich habe sie hergebracht«, sagte ich schließlich. »Sie sind aus den Schulen geflohen.«
    Er nahm die Pistole von Bettes Brustkorb und richtete sie stattdessen auf mich. »Du warst das«, stieß er abgehackt hervor. »Jemand hat eine Nachricht verschickt, dass sie Hilfe brauchen. Dass sie hier festgehalten werden.«
    Ich sah Bette an. »Sie hat sich das Bein gebrochen«, würgte sie hervor, die Augen immer noch zusammengekniffen. »Helene. Sie braucht einen Arzt.«
    Der Mann ließ den Blick erneut durch den Raum schweifen, bis er Helene an Sarahs Seite entdeckte. Sie hielt ihr verletztes Bein angewinkelt, damit es nicht den Boden berührte. »Eve hat versucht, uns zu retten«, sagte Kit schnell. Ich drehte mich zu ihr um, in der Hoffnung, sie würde nicht weitersprechen, doch genau das tat sie. »Sie ist die Prinzessin – die Tochter des Königs.«
    Beatrice griff nach Kit und versuchte, sie zum Schweigen zu bringen, doch es war bereits zu spät. Er ließ Bette los und stürzte sich stattdessen auf mich, wobei er meinen Arm so fest packte, dass es wehtat. Dann hielt er mir die Waffe an die Seite, gleich unterhalb der Rippen. Allein das Gefühl des stumpfen Laufs, der sich in meine Haut bohrte, reichte aus, um mir den Atem zu rauben. »Ist hier sonst noch jemand aus dem Palast?«, brüllte er die anderen an.
    Beatrice trat ins schwache Licht. »Sie machen einen Fehler«, sagte sie. »Sie hat versucht, die Mädchen in Sicherheit zu bringen. Nach Califia. Sie hat mit Moss zusammengearbeitet.«
    »Moss ist tot«, entgegnete der Mann. »Jeder auf dem Pfad weiß, wer Prinzessin Genevieve ist. Wir werden sie bestrafen, auch wenn uns das bei ihrem Vater nicht gelungen

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