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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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gekickt hatten, und auch keine zerknüllten Verpackungen, die von einem Beutezug durch die Lagerhäuser übrig geblieben waren. Die Matratze war nicht bezogen. Auf den beiden Plastikstühlen in der Ecke, die sie aus einem Vorgarten geklaut hatten, lag nur eine einzelne Decke.
    Ich ging zurück in den Vorraum und lugte in den nächsten Alkoven. Er war leer. Bis auf einen gammligen Teller mit Knochen auf dem Fußboden gab es keinerlei Anzeichen der Jungs. Ich warf einen Blick voraus in den Flur, der sich in den großen runden Raum öffnete, in dem wir immer gegessen hatten. Die Höhle war verlassen. Vielleicht hatten sie an der Belagerung teilgenommen und waren mit den Rebellen zu den Arbeitslagern gezogen. Vielleicht war das Versteck bereits vor Wochen entdeckt worden und jemand oder etwas hatte sie verjagt. Ich zog mein Messer und wünschte mir gleichzeitig, ich hätte die Pistole bei mir, die wir dem Rebellen abgenommen hatten. Wir hatten sie in zwei Teile zerlegt, die Clara und Beatrice nun bei sich trugen.
    Ich arbeitete mich weiter durch den dunklen Korridor, vorbei an noch mehr leeren Zimmern, wobei ich mich mit einer Hand an der Wand entlangtastete, um mich zu orientieren. Als ich im Hauptteil der Höhle ankam, sah es genauso aus wie schon vor Monaten: die Feuerstelle in der Mitte, die Asche darin kalt. Ein paar leere Konservendosen lagen auf dem Boden verstreut. Ich strich mit dem Finger über die Innenseite einer Dose und drückte ihn auf meine Zunge. Er war noch nass von Birnensaft.
    Ich richtete mich wieder auf und blickte in den Korridor, der mir gegenüberlag. Die erdigen Wände wurden an einigen Stellen von Löchern in der Decke erhellt. Eine Gestalt lief vorbei und huschte von Zimmer zu Zimmer. Ihr Gesicht war hinter einer verschlissenen Decke verborgen, deren Enden ihre Schultern bedeckten. Mit einer schnellen Bewegung drückte ich mich an die Wand. Kalter Schweiß überzog meine Haut. Ich versuchte, meine Atmung zu beruhigen, während ich auf die Schritte der Person lauschte, als sie auf den Raum zugelaufen kam.
    Mit dem Messer in der ausgestreckten Hand wartete ich angespannt. Es konnte sein, dass das Versteck aufgeflogen war und die Truppen es auf den Kopf gestellt hatten oder dass die Rebellen aus dem Norden es auf ihrem Weg in die Stadt genutzt hatten. Es konnte irgendwer sein, der sich gerade durch die verbliebenen Vorräte wühlte.
    Ein Schatten erschien in der Tür. Er war ein bisschen größer als ich und seine Silhouette schob sich langsam in den Raum.
    Ich stürzte mich auf ihn, als er zurückwich. Meine Hand erwischte seinen Arm und die Klinge schwebte nur wenige Zentimeter vor seinem Hals. Langsam nahm der Raum um mich herum in dem Sonnenlicht, das in einem dünnen Strahl durch die Decke hereinschien, Konturen an. Ich blickte in das Gesicht, in das ich in der Schule zwölf Jahre lang Tag für Tag geblickt hatte. Ihr lockiges Haar war mit einem dicken Schal zurückgebunden. Pip war beängstigend mager; die Haut spannte über ihrem Schlüsselbein. Ich sah nach unten und bemerkte ihren dicken Bauch, der über den Rand ihrer zerrissenen Hose ragte. Es sah seltsam aus, als könne dieser Bauch nicht zu einer so schmalen und zerbrechlichen Person gehören.
    »Eve, nicht«, sagte eine vertraute Stimme hinter ihr. »Bitte.« Ruby stand in der Ecke, neben ihr Benny und Silas, die sie ein ganzes Stück überragte und fest in ihren Armen hielt. Sie alle starrten mich aus verängstigten Augen an. Pip stellte sich vor sie, als wolle sie sie vor mir verbergen.
    Ich ließ die Waffe sinken, als ich mich selbst durch ihre Augen sah. Mir wurde der Hals eng, denn mit einem Mal schämte ich mich, dass ich zu jemandem geworden war, der jemand anderem ein Messer an die Kehle hielt.
    »Wir sind’s«, sagte Benny und seine leise Stimme erfüllte den Raum. »Wir sind’s nur.«

ZWEIUNDZWANZIG
    Ich drehte den Regler zwischen meinen Fingern, um das Funkgerät auf den Sender einzustellen, den Moss markiert hatte. Leises Rauschen erfüllte den Raum. Ruby und ich beugten uns vor, während wir darauf warteten, dass wir irgendetwas hören würden, aber die Minuten verstrichen, ohne dass ein Wort aus dem Lautsprecher drang. »Es verschicken nicht mehr so viele Rebellen Nachrichten«, sagte ich, als ich es schließlich ausschaltete.
    »Kevin und Aaron hätten sich gemeldet, wenn die Jungs auf dem Rückweg wären«, betonte Ruby. Ich legte das Funkgerät in die Reisetasche zurück, nahm zuvor jedoch die Batterie heraus und

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