Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
Vom Netzwerk:
Hügel erklommen, drehte ich mich noch ein letztes Mal um und sah zu der Stelle unter der Birke. Alle Hinweise auf die Beerdigung und auf Pip waren verschwunden.

FÜNFUNDZWANZIG
    Wir benötigten drei Tage, um Marin County zu erreichen. Wir hatten uns entschlossen, uns von Norden her zu nähern und die Stadt zu meiden, für den Fall, dass Soldaten dort waren. Als wir nur noch einen guten halben Kilometer entfernt waren, trieb Clara auf der moosbedeckten Straße ihr Pferd an, den Kopf gesenkt, die Zügel fest in den Händen. Die Stute mit dem gefleckten Fell, auf der sie den ganzen Weg geritten war, blieb gelassen, als sie sie um die verlassenen Autos, die umgestürzten Bäume und die aufgeplatzten Müllbeutel im Rinnstein herumlenkte. Sie bewegten sich schnell, fast im gestreckten Galopp, und Claras Haare flatterten im Wind.
    »Gleich tut sie’s«, flüsterte Benny hinter mir. Er hatte die Hände auf die Flanke des Pferdes gelegt, um das Gleichgewicht zu halten. »Gleich springt sie.«
    Ich nahm die Straße vor uns in Augenschein, deren Belag unter einem wilden Haufen Müll verschwand – Plastiktüten, aus denen alte Kleidung quoll, die mit abgenutztem Spielzeug oder Altpapier gefüllt waren. Halb zerfallene Bretter lagen auf der Straße verstreut. Clara hielt genau darauf zu, die Schultern gesenkt, die Augen stur geradeaus gerichtet.
    Das Pferd hob ab und flog über den riesigen Müllhaufen hinweg. Sein Fell reflektierte das mittägliche Licht. Helene fing an zu klatschen und einige Mädchen taten es ihr nach. »Hast du das gesehen?«, fragte Benny. Er stupste mich immer wieder an, während er auf Clara deutete, die bereits umdrehte und zu uns zurückgeritten kam. Sie hielt am Straßenrand an, wo Ruby stand, und half ihr zurück aufs Pferd. Als sie ihr Gepäck auf den Pferderücken wuchtete, lächelte sie mich an. Ich wusste, sie versuchte, die Stimmung zu heben und unsere Ankunft mit den begrenzten Mitteln, die ihr zur Verfügung standen, zu feiern.
    Die vergangenen Tage hatten wir größtenteils schweigend zugebracht. Nachts, wenn wir lagerten, kehrten die Gespräche über kurz oder lang immer wieder zu Pip zurück. Benny und Silas schienen ihren Tod auf eine Weise anzunehmen, wie es dem Rest von uns nicht möglich war. Bennys Bruder Paul war zwei Jahre zuvor in einer nahe gelegenen Schlucht ums Leben gekommen und für sie schien der Tod ein unvermeidlicher Teil des Lebens in der Wildnis zu sein. Die Mädchen dagegen wollten in allen Details erfahren, wie Pip gestorben war, wie lange sie in dem Gebäude in der Schule gewesen war, ob sie krank gewesen war oder ob dies etwas war, was nicht zu verhindern gewesen war. Ich war noch immer damit beschäftigt, für mich selbst Antworten auf diese Fragen zu finden, und es fühlte sich seltsam an, über ihren Tod zu sprechen. Mit beinahe Fremden über Pip zu reden, meine Freundin, die ich kannte, seit ich sechs war. Zu sagen sie war, sie machte, sie pflegte dies und das zu tun – alles in Vergangenheitsform.
    Clara rief den Mädchen etwas zu, als sie sich wieder an die Spitze des Trecks setzte, allem Anschein nach zufrieden, dass sie alle jetzt lächelten. Sie hatte uns den Großteil des Weges angeführt. Während wir Kilometer um Kilometer über die Straßen dahinzogen, war es schwierig, etwas anderes zu tun, als ihr einfach zu folgen. Ich lauschte dem dumpfen, hypnotischen Klang der Hufe auf dem Asphalt. Ich dachte an Arden und den Tag, an dem ich sie das letzte Mal gesehen hatte, als ich ihr den Schlüssel gab. Es konnte gut sein, dass sie während der Belagerung in der Stadt gewesen war. Ich versuchte, den Gedanken zu unterdrücken, der sich immer wieder in mein Bewusstsein drängte: das anhaltende Gefühl, dass auch sie tot sein konnte. Sie hätte unter den Rebellen sein können, die gefasst und hingerichtet worden waren. Es gab für mich keine Möglichkeit, das herauszufinden, seit vom Pfad kaum noch etwas zu hören war. Es konnte sogar sein, dass ich es nie herausfinden würde.
    Drei Tage waren vergangen und wir waren unterwegs keinem einzigen Soldaten begegnet. Ich fragte mich, ob der größte Teil der königlichen Streitkräfte sich nun auf die Stadt und die Stadtmauer konzentrierte, sodass es hier draußen in der Wildnis weniger Verstärkung gab. Im Unterschlupf hatte Ruby einmal die Plünderungen erwähnt. Die Jungs hatten die Lagerhäuser allein im vorangegangenen Monat drei Mal aufgesucht und waren nie gefasst worden. Jedes Mal wenn sie dorthin

Weitere Kostenlose Bücher