Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden
Halt die Arme ausgestreckt und schau weiter nach oben.« Ich zog meine Hand unter ihrem Rücken hervor und sie sank einige Zentimeter ab, ging aber nicht unter. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
Clara ging von Mädchen zu Mädchen und half ihnen, sich auf dem Rücken treiben zu lassen. »Seht ihr?«, sagte sie. »Die Menschen ertrinken, wenn sie in Panik geraten. Versucht einfach, euch zu entspannen – ihr könnt euch immer treiben lassen.« Sie ging zu Bette und legte ihr die Hand unter den Rücken. Ich beobachtete sie, während ich mich fragte, wie lange es wohl dauern würde, bis wir uns wiedersahen. Ob sie zurückkommen würde, wenn sie sich erst einmal in Califia eingerichtet hatte. Sie hatte die letzten beiden Tage damit verbracht, die Mädchen an die Pferde zu gewöhnen und ihnen die Grundlagen des Reitens beizubringen. Wir benutzten unser Seil als behelfsmäßige Steigbügel, indem wir ein Ende um die Schulter des Pferdes banden und das andere Ende in einer Schlaufe, die gerade groß genug war, um einen Fuß durchzustecken, über seinen Rücken hinabhängen ließen. Sämtliche Vorräte waren eingemacht, die Taschen gepackt und alles wartete auf den bevorstehenden Aufbruch. Morgen um diese Zeit würden Ruby, Pip und ich alleine sein.
Ich versuchte, nicht daran zu denken, und konzentrierte mich stattdessen auf das, was gerade anstand – der Nachmittag und die Schwimmstunde. Nur so hatte ich das Gefühl, damit klarkommen zu können.
»Wie hast du das gemacht?« Sarah stand auf und streckte die Arme vor sich aus. »Zeig mir, wie du im Tunnel geschwommen bist.«
»Du musst untertauchen«, sagte ich und sah mich um. Die meisten anderen Mädchen waren noch damit beschäftigt, sich ins Wasser gleiten zu lassen, und schafften es gerade eben so, nicht unterzugehen. »Dann stößt du dich vom Boden ab, sodass du gleichzeitig nach oben und nach vorne schwimmst. Dabei benutzt du gleichzeitig deine Arme und Beine, ein bisschen wie ein Frosch.«
Ich holte tief Luft und tauchte unter. Die Welt um mich herum schien in weiter Ferne, die Stimmen der Mädchen vereinten sich zu einer einzigen. Ich erhaschte einen Blick auf Claras Beine, als sie gerade um Kit herumging, um ihr dabei zu helfen, sich treiben zu lassen. Sarahs Haut sah unter Wasser weißer aus. Sie wölbte die Hände und ließ das Seewasser hineinlaufen.
Als das Geschrei losbrach, hatte ich zunächst Schwierigkeiten, es als solches zu erkennen. Die panischen Schreie kamen von irgendwo über mir. Ich tauchte auf und konnte über den Lärm hinweg Beatrices Stimme ausmachen, die mir den Atem raubte. »Lasst mich durch«, schrie sie, während sie sich an einigen Mädchen vorbeidrängte.
Ich suchte das Wasser nach Benny und Silas ab. Sie waren nicht mehr da, wo ich sie zuletzt gesehen hatte. Manchmal hockten sie sich auf einen Felsen einige Meter vom Ufer entfernt, aber auch dort waren sie nicht. Es dauerte einige Augenblicke, bis ich sie am gegenüberliegenden Ufer ausmachen konnte, wo sie sich an die Überreste eines zerfallenen Stegs klammerten. Sie sahen zu mir herüber, genauso verwirrt wie ich, aber eindeutig in Sicherheit.
Erst da bemerkte ich, was Beatrice gesehen hatte. Sie drängte sich an den Mädchen vorbei, bis sie zu Pip gelangte, die im flachen Wasser lag. Ihr Haar trieb um ihren Kopf herum auf und ab, ihre Augen starrten in die Ferne. Beatrice beugte sich vor, schob ihre Hände unter Pips Arme und versuchte, sie an Land zu ziehen. Als sie sich umdrehte, um nach mir zu rufen, sah ich, dass ihre Kleider voller Flecken waren. Eine Wolke aus Blut breitete sich im Wasser aus. Sie trieb um sie herum und färbte alles rot.
Ich schwamm so schnell ich konnte zu ihnen hin; ich hielt nicht an, bis ich dort war und Pips Hand in meiner ruhte. Die Haut unter ihren Nägeln war von einem dumpfen Grau. »Bleib wach«, sagte ich, während ich das Blut in ihre Finger zurückmassierte, als könnte sie das wiederbeleben. »Du musst wach bleiben.«
Ruby stürzte auf uns zu, nahm ihre Seite und versuchte, sie aufzurichten. »Was ist passiert? Was stimmt nicht mit ihr?« Ich schaute in das dunkle Wasser hinunter, wo unsere Füße nicht mehr zu sehen waren. Pip blutete so stark. Das Blut war einfach überall; es lief an ihren Beinen hinab und trübte das Wasser um uns herum. Als wir sie endlich an den Strand gebracht hatten, hatte sie bereits das Bewusstsein verloren und ihr Körper hing schwer und schlaff zwischen uns.
Die Mädchen kamen aus dem
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