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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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oder den Minmatar wenigstens Geschrei oder Buhrufe der gegnerischen Lager zu hören wären.
Ralea nahm das Fernglas herunter und starrte auf die leere Bühne. Ein leichtes Kribbeln in der Magengegend erinnerte sie daran, dass dies Tarns erster Kampf seit seiner Niederlage war.
    Irgendetwas an der ganzen Sache war faul; sowohl an dem Hechtsprung als auch an dem, was danach geschehen war. Es war so ähnlich wie das Geflüster des kleinen Mannes zu seinem Freund: plump. In dieser Welt reiflicher Überlegung, die nicht auf Besorgnis, sondern auf Weitsicht und sorgfältiger Prüfung beruhte, hatte jeder seinen Platz. Es gab Regeln und kleinkarierte Ziele, aber das Muster, das hier erkennbar war, beunruhigte sie.
    In der Totenstille, die in der Halle herrschte, betraten die Spieler die Bühne.
    Sie nahmen ihre Plätze rechts und links auf einem Podest ein. Die Kammern waren nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Über ihren Köpfen formte sich eine Wolke. Sie hatte nichts mit Niederschlägen zu tun, sondern sah wie ein kaputtes Hologramm aus.
    Die Lichter in der Halle wurden dunkler, bis man nur noch die beiden Teilnehmer des Mind Clash sah. Aus den Lautsprechern donnerte eine Stimme: »Kämpft ehrlich und mit vollem Einsatz.« Das war’s; nicht einmal die Anwesenheit von Tibus Heth wurde erwähnt.
    Das Spiel begann.
    Die Wolken blieben formlos, aber es sah so aus, als ob sie sich festigten. Die riesigen, dunklen Monitore über ihren Köpfen zeigten sie viel detaillierter und hoben die neonfarbigen Linien hervor, die anfingen, sich wie Venen in einem Embryo zu formen.
    Tarns Wolke veränderte sich plötzlich. Die gewundenen Linien wurden gerade und bildeten rechte Winkel. Die Wolke verwandelte sich in ein MTAC mit riesigen – Ralea schaute auf die Monitore – gigantischen automatischen Kanonen, die
eher auf eine Frigate gehört hätten. Die Wolke des Gegners veränderte sich in ein Hoverfahrzeug, auf dem Laser montiert waren. Sie schwebten in extremer Zeitlupe aufeinander zu, als ob sie weite Entfernungen zurückzulegen hätten.
    Sobald das MTAC in Reichweite war, eröffneten die Kanonen das Feuer. Große Neonsalven entluden sich aus den Waffen und trafen das Hoverfahrzeug, das ausscherte und versuchte, dem Angriff zu entgehen. Die Laser des Hoverfahrzeugs feuerten zurück. Rotblaue Strahlen schnitten in den Rumpf des MTAC und hätten es fast zu Fall gebracht.
    Das MTAC veränderte sich wieder und wurde zu einem großen, fliegenden Vogel. Dieser stieg bis hoch über Tarns Kopf auf und bereitete sich offensichtlich auf einen Sturzflug auf die Figur des anderen Spielers vor. Auch diese hatte ihre Form verloren und nahm jetzt eine neue Gestalt an.
    Ralea blinzelte und rieb sich die Augen. Wegen der Halogenlinien der Monitore bekam sie Kopfschmerzen. Sie schaute von ihnen weg in die Dunkelheit und ruhte ihre Augen auf den geisterhaften Umrissen der Zuschauer aus. Der Kampf würde noch eine Weile dauern. Sie wollte noch über die Angelegenheiten, mit denen Tarn es zu tun hatte, nachdenken.
    Alle hatten viel zu offen mit ihr gesprochen. Es lag auf der Hand, dass jemand Schulden hatte – der Makler, den sie befragt hatten, war zweifellos darin verwickelt – aber sie hatte das Gefühl, dass es nicht Tarn war. Er wollte nicht reden und hatte eindeutig etwas zu verbergen, aber es schien ihn nicht gerade von innen heraus zu zerfressen. Es ermüdete ihn und bereitete ihm durchaus Kummer, aber Ralea hatte Menschen getroffen, die von Schuldgefühlen geplagt waren; doch Tarn hatte nicht ihren entrückten Blick, diesen glasigen Blick, der sagte, dass sie die Hölle im Jenseits nicht mehr fürchteten, weil sie sich ihre eigene Hölle bereits im Diesseits geschaffen hatten.
    Das Glücksspiel war einfach zu offensichtlich, dachte sie.
Der Mittelsmann, den sie getroffen hatten, war viel zu selbstsicher. Das konnte bedeuten, dass er wirklich nichts über seine im Verborgenen operierenden Auftraggeber wusste. Andererseits war er sich vielleicht sicher, dass man ihm keine Verbindungen zu ihnen nachweisen konnte. Das wiederum hieß, sie waren groß. Vielleicht ein wenig zu groß, um einen Mind-Clash-Spieler nur wegen des Geldes dazu zu bringen, ein Spiel absichtlich zu verlieren. Da fehlte die Raffinesse. Da war wieder dieses Wort, das ihr in den Sinn kam: plump .
    Die geflügelten Monster veränderten sich erneut. Wie immer übernahm Tarn die Initiative. Sein Tier wurde brutal von dem des anderen Spielers angegriffen, aber er ließ zu,

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