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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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dass es zerfetzt wurde. Die einzelnen Stücke verwandelten sich alle in eine Armee kleiner, ameisengleicher Insekten. Um einen solchen Schwarm zu steuern, bedurfte es ungeheurer Beherrschung. Ralea fragte sich erneut, warum dieser Mann seinen letzten Kampf so nachlässig weggeworfen hatte.
    Sie schaltete das Infrarot des Fernglases ein und suchte die Menge ab. Alle waren hingerissen. Entweder reckten sie die Hälse, um mit starrem Blick auf die Monitore zu schauen, oder sie spähten hinunter auf die Spieler. Heths Gruppe schaute angespannt zu – die meisten wenigstens.
    Ralea blinzelte. Sie stellte Heths Leute scharf und legte auf den kleinen und den großen Kerl an, die sie vorher gesehen hatte. Der Quatschkopf und der große Glatzkopf mit den Narben. Der große Kerl schien recht interessiert, aber der kleinere hatte einen merkwürdigen Gesichtsausdruck. Er wirkte unerträglich selbstzufrieden – was untypisch für die Caldari war – und dennoch angespannt. Irgendetwas beunruhigte ihn.
    Sie gab Heci das Fernglas und sagte ihr, wo sie hingucken sollte.
    »Also da sitzt einer, der hofft, dass er keine Scheiße fressen muss«, sagte diese und gab das Fernglas zurück.

    Tarn hatte sich mit dem Schwarm einen klaren Vorteil verschafft. Jetzt zog er ihn zusammen in eine riesige Figur, die wie ein Stier aussah; ein Tier, das nur aus Muskeln und Sehnen bestand. Er zog sich zurück und gab dem Gegner kaum Zeit, sich neu zu orientieren, bevor er bullenstark auf ihn losging.
    Als sie zusammenkrachten, ging ein Seufzen durch das Publikum. Ralea bemerkte, dass das Beben des Bodens von den Leuten um sie herum stammte, die aufgeregt mit den Füßen trampelten.
    Überraschenderweise war die Figur des Gegners zwar benommen, aber nicht so entkräftet, wie sie nach diesem Aufprall hätte sein müssen. Sie stand auf und griff Tarn an. Mit dem ersten Stoß seiner Hörner hätte sie fast Tarns Bullen aufgespießt. Tarn wich dem Angriff elegant aus und ließ seinen Bullen einen schnellen Vorstoß auf die Flanke seines Gegners ausführen. Dabei riss er ein Stück heraus, das nicht blutete, sondern zerfiel , als ob das Tier aus fluoreszierendem Konfetti bestand.
    Das war die Endphase. Tarn sollte den Sieg in der Tasche haben, aber sein erster Angriff war zu schwach gewesen. Seine Reaktion auf den Konter seines Gegners hatte diesem nicht den Todesstoß versetzt. Die Kraft hatte versagt, also würde jetzt Ausdauer den Sieger bestimmen.
    Tarns Kreatur war zu langsam. Sie konnte nicht verhindern, dass sein Gegner ein weiteres Stück aus ihrem Rücken riss und sie dabei ein Bein verlor. Tarn versuchte, schnell einen Ersatz zu schaffen, aber sein Feind griff die Kreatur frontal an und warf sie beinahe um. Auf der Bühne wirbelte der Angriff Tarn selbst herum. Die Menge schnappte nach Luft.
    Ralea warf einen verstohlenen Blick auf den kleinen Mann. Immer noch derselbe selbstzufriedene Gesichtsausdruck, aber er schien ein wenig entspannter zu sein.
    Tarn riss sich zusammen – auf der Bühne wie auch im Clash. Das nächste Mal, als sein Gegner angriff, machte er einen
Schritt zur Seite. Diesmal allerdings veränderte er sich. Die Masse des Bullen schwang sich in die Luft und wurde zu einer Welle spitzer Stachel. Es sah aus, als ob ein Teppich aus Pfeilspitzen die angreifende Masse umfing und sich sofort um sie herum zusammenzog. In der Stille der Halle war die Reaktion des anderen Spielers bis hinauf zu den Dachsparren zu hören. Er versuchte verzweifelt, seine Form zu ändern, aber Tarn zog noch weiter zu. Er drückte immer fester und fügte seinem Teppich mehr Masse hinzu, während der Durchmesser schrumpfte. Das Krachen von Knochen war zu hören, als der Teppich sich um die Beine des Tieres wickelte und sie in Stücke brach. Dann war der Rücken dran und nach einer endlos langen Weile auch das Genick.
    Der andere Spieler fiel auf die Knie und schüttelte wild seinen Kopf, als ob er einen Splitter lösen wollte. Tarn setzte seinen Sensorhelm ab und winkte der Menge zu, die immer noch starr vor Staunen dasaß.
    Noch bevor die Lichter wieder eingeschaltet wurden, warf Ralea einen letzten Blick durch das Fernglas. Der kleine Mann starrte die Kontrahenten geschockt mit weit aufgerissenem Mund und Augen an. Er sah so aus, als ob er sich gleich übergeben würde.
    Dann gingen die Lichter an. Die meisten Menschen standen auf, um ihre Zustimmung durch Klatschen und Brüllen kundzutun. Der kleine Mann klatschte noch enthusiastischer als alle anderen in

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