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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hindurchblickte.
Die Masse pulsierte immer noch und war jetzt im Gleichklang mit der Kakophonie von Raleas hämmerndem Herzschlag.
    »Sind Sie sicher, dass Sie genug Schlaf bekommen?«, fragte seine Stimme. Hinter ihm war die schwarze Masse jetzt auf dem Boden angekommen und streckte sich nach den Füßen des Schreibtischs aus. Raleas einziger Wunsch war, dass der Mann ihr Büro verließ, bevor sie zu schreien anfing.
    Alder schien das zu spüren. Er kam wortlos zu ihr rüber. Sie unterdrückte ein Wimmern, als er ihr seine von Adern überzogene Hand auf die Schulter legte.
    Sein Maul öffnete sich, und sie hörte die Stimme sagen: »Ich hoffe, dass das Treffen für beide Seiten produktiv sein wird, meine Liebe.« Ein trauriger Unterton hallte in Raleas Visionen wider. Sie fragte sich, wie diese Kreatur so schwermütig klingen konnte.
    Er ging zur Tür. Sie beobachtete, wie er hinausging. Dann schaute sie wieder zu der Wand. Diese war wieder vollkommen glatt und normal, genau wie der Boden und die Zimmerdecke.
    Das Zittern und die Krämpfe kehrten zurück. Ralea stand auf und ging zu ihrem Schreibtisch. Dabei machte sie vorsichtig einen Schritt nach dem anderen. Sie wollte nicht in Panik verfallen oder stürzen. Genauso wenig wollte sie an Herzschläge und reptilienartige Männer denken. Sie griff in die oberste Schublade und zog das Tuch und das kleine Fläschchen mit Mindflood heraus. Erschöpft ließ sie sich in ihrem Stuhl nieder, unterbrach alle Kommunikationsleitungen, schüttete eine Dosis der Flüssigkeit aus dem Fläschchen auf das Tuch und legte dieses über ihr Gesicht. Dann lehnte sie sich zurück und atmete tief ein.
    Die Krämpfe verschwanden – und alles andere auch.
    Einige Stunden später kehrte Ralea von ihrer Realitätsflucht zurück. Sie war entspannt und ruhig. Sämtliche Wahnvorstellungen
waren verschwunden. Sie schaltete ihre Kommunikation wieder ein. Es gehörte sich nicht, zu lange nicht erreichbar zu sein. Sie fühlte sich gut, und sie wiederholte diesen Gedanken wie ein Mantra. Es geht mir gut, und mit mir ist alles in Ordnung. Es gibt keine Halluzinationen mehr. Weitermachen.
    Die Piloten des heutigen Abends kamen nach und nach herein und berichteten über ihre Eroberungen. Ralea hatte nicht die Energie, sich salonfähig herzurichten. Also ließ sie trotz der LiveComs den Kommunikator eine Projektion von sich erzeugen. Agenten waren nicht immer bereit, vor die Kameras zu treten – sie hatte schon Missionen vergeben, während sie in der Nase bohrte, ihre Zähne putzte, und einige unangenehme Male hatte sie auch auf der Toilette gesessen. Die Kapselpiloten interessierten sich allerdings vorrangig für ihre Belohnungen und nicht für Smalltalk.
    Ein Bericht erregte ihre Aufmerksamkeit in ganz besonderem Maß: Der Kapselpilot hatte bei einer Mission versagt, bei der ein Außenposten der Piraten angegriffen werden sollte. Sie musste alle gescheiterten Missionen überprüfen und kennzeichnen, damit sie ausgewertet wurden. Also forderte sie weitere Informationen aus dem Datenfluss an. Das Ergebnis waren auf morbide Art komische Aufzeichnungen darüber, wie der Mann es zwar geschafft hatte, die Gefangenen, die er retten sollte zu bergen, nur um sie dann – unbeabsichtigt, wie sie hoffte – über Bord zu werfen und sie in der Sonne verglühen zu lassen. Die Schadensliste war auch nicht besser. Mit wachsendem Entsetzen musste sie feststellen, dass einige seiner Ziele überhaupt nichts mit seiner Mission zu tun gehabt hatten. Aber der Tag hatte ihr nicht genug Kraft für Bedauern gelassen. Also verbannte sie diese Gedanken und beendete schnell ihre Arbeit an den Missionsdaten. Allerdings konnte sie sich des Gedankens nicht erwehren, dass sie die Projektion gern all ihre Arbeit tun lassen würde. Die Kapselpiloten rührten bei
ihr immer noch an einen dunklen, wunden Punkt, obwohl sie schon lange mit ihnen zusammenarbeitete.
    Erneut griff sie zum Mindflood. Die erste Dosis war beinahe vollständig von dem Tuch verdunstet. Doch als sie besagtes Tuch wieder über ihr Gesicht breitete, bemerkte sie, dass noch genug übrig war, um sie in eine Art Meditation zu versetzen. So hätte sie für immer weitermachen können …
    Ein kurzer Blick auf die Uhr, die in ihrem VidCast schwebte, zeigte, dass es Abend geworden war. Außerhalb ihres Büros waren die Lichter gedämpft. Die einzigen Leute, die hier noch arbeiteten, waren Agenten wie sie.
    Ein kurzer Ton erklang, und ihr Datenprojektor schaltete sich

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