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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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leben. Und ja, das sollten sie.«
    »Letzter Aufruf vor der Hirnwäsche«, sagte Yaman und marschierte davon, um sich zu erleichtern.
    Sie waren unterwegs zu einer Kolonie, die im Besitz und unter der Führung von Sansha’s Nation war. Wahrscheinlich war sie aus dem Nichts erschaffen worden.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir das tun«, sagte Ortag leise und kratzte sich den Bart.
    »Weißt du, du hättest nicht mitkommen müssen«, sagte Drem. Es war nicht nur eine Frage der Sicherheit: Seit den Guristas fühlte er sich wegen ihrer Loyalität zunehmend unbehaglich; nicht nur Verenas war ihm unangenehm, sondern auch die der anderen.
    »Wir würden dich nicht im Stich lassen.« Verena versuchte, Augenkontakt herzustellen, aber er ignorierte sie und fuhr fort, seinen Schutzanzug zu überprüfen.
    Seit diesem hässlichen Abend bei den Guristas hatten sie kaum miteinander gesprochen. Die Gespräche bei jeder Rettungsmission wurden auf die wichtigsten Tatsachen reduziert. Sie hatten sich nie offiziell getrennt, so, wie sie vorher nie offiziell eine Beziehung hatten. Das Pendel des Offensichtlichen schwang nur einfach in die andere Richtung.
    Das hielt sie nicht davon ab, miteinander zu schlafen. Dies war in einer Kombination aus Absicht und Zufall einige Male seit der unausgesprochenen Trennung vorgekommen. Es war reiner, notwendiger Sex, was Drem beinahe auffraß. Für alles, was sie ihm jetzt gab, forderte sie ebenso viel zurück. Er war
davon überzeugt, dass sie von demselben verdrehten Hunger angetrieben war wie er. Doch das Vertrauen war unwiederbringlich verloren. Seine Kraft, es wieder aufzubauen, auch.
    Falls es noch andere gab, wollte er es gar nicht wissen. Es war so, als ob man eine Frage gar nicht erst stellte, weil die Antwort keine Überraschung wäre. Er hatte auch mit anderen Frauen geschlafen. Manchmal konnte er diese sogar anschauen und nicht Verenas Gesicht sehen.
    »Die Frage ist, bist du dir sicher?«, wollte Ortag wissen. »Mag ja sein, dass sie dich herbitten, um bei diesem geheimen Abkommen zu vermitteln, aber soviel wir wissen, könnten sie uns versklaven wollen.«
    »Das könnten sie«, gab Drem zu. »Aber ich glaube nicht, dass sie das tun werden. Sie sind zwar furchterregend, aber nicht dumm. Dieses Treffen liegt im Interesse beider Seiten. Das ist weit wichtiger für sie als unsere vier Köpfe mit Implantaten darin.«
    Das war ein Bluff. Er hoffte, er würde halten, bis er hatte, was er wollte. Das Team würde ihn auf keinen Fall alleine gehen lassen. Er war zwar der Anführer, aber sie waren seine Kommandanten. Er musste seine ganze Überredungskraft aufbringen und viel lügen, bis sie diesen Ausflug genehmigten. Drem konnte die Existenz des Algorithmus oder sein Abkommen mit Terden nicht offenbaren. Also legte er sich eine Reihe – wie er glaubte – wasserdichter Geschichten zurecht, die auf diesen Tatsachen aufbauten. Schließlich waren seine Teamkameraden beruhigt, glaubten, dass es sicher war, und stimmten der Reise zu.
    »Ich hoffe, du hast recht, mein Sohn. Das hoffe ich wirklich«, sagte Ortag und ging an seine Vorbereitungen. Drem blieb allein mit Verena in der Kammer zurück.
    Sie sprachen nicht miteinander.
    Er betrachtete sie zunehmend als ein Überbleibsel seines
alten, falschen Lebens. Die Erinnerungen verblassten immer mehr. Trotz all der Rückschläge und all der Menschen, die ihn enttäuscht hatten – er warf Verena einen kurzen Blick zu und kümmerte sich dann wieder um seinen Schutzanzug –, hatte er niemals den Glauben an die gute Arbeit, die er bei den Schwestern verrichtet hatte, verloren. Er hatte dabei nicht so sehr an die Arbeit geglaubt, sondern an das Ideal, das dahinterstand: dass man Menschen vor Unheil bewahren sollte und dass menschliche Leben wichtig waren.
    Aber sein Bruder und seine gesamte Familie waren tot. Eine ganze Kolonie war wegen der Laune eines Mannes ermordet worden. Er und seinesgleichen lebten achtlos weiter. Egal, wie viele Leben Drem rettete, der Mann war immer noch ungeschoren da draußen; Drems Bruder hingegen lag immer noch in seinem Sarg ohne die Vergebung seines Volkes für das, was er war.
    Das zornige Feuer in seinem Herzen war durch die Sache mit Verena, die Entdeckung der Blutjäger und sein Glück bei der Beschaffung finanzieller Mittel wieder angefacht worden. Dieser Zorn war jetzt verraucht. Übrig geblieben war ein verbissener, beschwerlicher Vorsatz – und die schreckliche Gewissheit, dass Drem Ideale besaß, die

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