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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Öffnungen inspizieren. Auf dieser Station konnten unmöglich so viele Durchgänge sein. Also vermutete er, dass es sich um abgeschlossene Räume handelte.
    Er suchte weiter, sah aber keine Bewegung. Er erinnerte sich an die Vorkommnisse seiner vergangenen Rettungsmissionen und hatte den beruhigenden Gedanken, dass man dadurch nicht unbedingt auf die Abwesenheit von Leben schließen konnte.
    »Drem«, flüsterte jemand hinter ihm. Dann sah er es auch. Erst in einer Kammer, dann in der nächsten. Sie waren so träge, dass er sie nicht nur durch ihre Bewegungen, sondern durch die Luftbewegungen und das Aufwirbeln von Staub bemerkte. Sanshas Armee. Die Wahren Sklaven.
    In jeder Kammer befand sich einer. Die meisten waren fast vollkommen in den Schatten verborgen, aber wenn man wusste, dass sie dort waren und wusste, wonach man schauen musste, waren die schwachen Kurven und Umrisse der mechanischen Menschen erkennbar. Drem wusste, wenn er seinen Helmbildschirm aktivierte, würden darauf Hunderte – er sah hinauf und zählte schnell etwa zwei Dutzend Etagen – vielleicht auch Tausende Lebenspunkte aufflackern.
    Sie gingen weiter, und schließlich erreichte das Gleißen der Halogenscheinwerfer, die sich oben auf den verschwommen erkennbaren Dächern befanden, auch sie. Jetzt sahen sie zusätzlich Gesicher: halb menschlich, glitzernd im Licht, bedeckt, wie auch der Mond bedeckt war. Alle schauten auf das Team hinunter. Die toten Augenhöhlen enthielten nur ganz selten menschliche Augen.
    Zu ihrer Erleichterung führte der Lageplan sie einen Seitenflur hinunter. Die Decke war zwar immer noch genauso hoch, und die Wände hatten großen Abstand zueinander, aber hier
war man weit von der Agoraphobie entfernt, die sie in den Bienenstöcken verspürt hatten. Sie fanden einen Körper, der ausgestreckt mit dem Gesicht nach unten in der Nähe der Wand lag. Er schien größer, als ein Mensch normalerweise war. Die Modifikationen, die den Körper bedeckten, machten es schwer zu erkennen, wo das Metall in Fleisch überging.
    Yaman stupste ihn mit dem Fuß an. Er bewegte sich kaum. Tote sind schließlich schwer.
    Drem fragte sich, ob man diese Einheit mit einer Aufgabe hierhergeschickt hatte, die noch nicht beendet war, als sie den Kontakt mit dem kollektiven Geist verloren hatte. Dann hatte man sie einfach in den nächsten verfügbaren Körper übertragen und diesen hier vergessen. Oder vielleicht war die Person – er war der Meinung, dass es sich hier irgendwann einmal um einen Menschen gehandelt haben musste – hier zum Sterben hineingestolpert. So, wie ein großes Tier, das noch nach uralten Befehlen handelte, die älter als jede Technologie waren, einfach von dem ausgetretenen Pfad abwich und auf seine letzte, endlose Reise ging.
    Er war dermaßen in seine Gedanken versunken, dass ihm das Grollen entging. Es kam aus einem anderen Flur, an dem sie vorbeigegangen waren, ohne ihn zu bemerken.
    Umdrehen, es sehen und wegrennen war eins. Zum Schreien war keine Zeit. Das Ding, das sie jagte, war ein massiver Metallhaufen. Ein ärgerlich kreischender Ball. Es rannte seitlich gegen die Wand, prallte ab und warf sich in ihre Richtung. Die Lichter auf seinem Panzer glühten wie riesige, wütende Augen.
    Das Team sparte Atemluft, kontrollierte die Panik und konzentrierte sich aufs Rennen. Hinter sich hörten sie lautes Getöse, als das Metallmonster Kabel von den Wänden riss und durch gehärtetes Metall mähte, während es weiter auf sie zurannte.
    Sie erreichten eine Weggabelung. Zwei Seitengänge zweigten
von dem Hauptgang ab. »Aufteilen! Ich nehme die Mitte!«, brüllte Drem. Ortag und Yaman rannten rechts entlang, Verena links. Er rannte geradeaus weiter. Ein reißendes Geräusch, das wie ein Schrei klang, ertönte hinter ihnen.
    Als Drem einen Blick über die Schulter riskierte, sah er, wie aus dem Ding eine Art Metallflügel herausschoss. Es versuchte, langsamer zu werden und sich herumzudrehen. Dabei hinterließ es faustgröße Löcher in der Wand. Drem blieb stehen und ertappte sich dabei, dass er nein nein nein dachte, als es den linken Flur hinter Verena her rannte.
    Drem zitterte und dachte blitzschnell nach. Dann rannte er zurück und hinter seiner Geliebten her den Korridor hinunter. Zwischen ihnen befand sich das Monster.
    In der Ferne sah er, wie das Metallding sich nach vorne warf. Davor blitzte immer wieder Verena auf, die wilde Haken schlug. Drem wurde von beißender Panik erfüllt, als er sah, dass die beiden auf eine

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