Eve - Das brennende Leben
trägt die Kälte in den Verstand der Leute. Einige der schlimmsten Fälle werfen sich irgendwann in die Quecksilber-Flüsse. Der Rest von uns, dem die Verzweiflung oder der Mut fehlen, redet nur über den bevorstehenden Angriff der Zombies.«
»Haben die Leute Erfahrungen damit?«, fragte Ortag.
»Ach, es gibt immer jemand mit Geschichten der alten Kolonien und wie sie durch Sansha gesäubert wurden.« In Wahrheit fragte er sich, wie es wohl wäre, von den Wahren Sklaven vereinnahmt zu werden. Sein Instinkt sagte ihm, dass es nicht viel anders wäre als jetzt – nur hätte er dann nicht mehr das bohrende Gefühl im Hinterkopf, einen fatalen Fehler gemacht zu haben, als er hierblieb.
»Und Sie sitzen hier nur herum und warten?«, fragte Yaman entsetzt.
»Die Quecksilber-Flüsse fließen hier durch«, sagte Asber
beiläufig. »Alle sechs Monate müssen die Lungen gefiltert werden, um Krebs zu vermeiden. Man wird ein bisschen unter Drogen gesetzt – natürlich so wenig, dass man keinen vollen Arbeitstag verpasst –, und dann wird man untergetaucht. Das ist echt hart. Als ob man ertrinkt und einem gleichzeitig die ganze Luft auf einmal ausgesaugt wird. Nur besteht die Luft aus kalten Metallkügelchen, die sich ihren Weg durch dein Inneres bahnen.« Er atmete tief durch. »Ich habe meinen Sohn seit dreißig Jahren nicht gesehen. Industrieschiffe kommen hier so unregelmäßig hin, dass es schon fast ein Großereignis ist. Wir haben kein Geld, um diesen Ort zu verlassen, geschweige denn, ihn vernünftig zu erhalten. Wir haben keine Verteidigungsanlagen. Das wissen Sie ohnehin, denn darauf zielte Ihre Frage ab. Also sagen Sie mir«, er schaute die kleine Gruppe der Schwestern an, die in dem großen, dunklen Hangar stand, »was bleibt uns denn zu tun?«
Sie suchten noch nach Worten, da stand er auf und sagte keinesfalls unfreundlich: »Kommen Sie, ich bringe Sie zum Aufseher.«
Er ging voran. Drem lief neben ihm her. Die anderen folgten.
»Glauben Sie, dass jeder so denkt wie Sie?«, fragte Drem.
»Nee. Wenn es hart auf hart kommt, werden sie alle abhauen. Die, die es können, werden kämpfen. Hören Sie nicht auf einen alten Mann.«
Sie erhaschten einen Blick auf das Ende des Industriegebiets. Auf der rechten Seite floss in weiter Ferne der Fluss.
»Werden Sie uns hier rausholen?«, fragte Asber.
Drem nickte. »Wenn es dazu kommt, werde ich die Aufsicht führen. Die Schwestern haben Agententeams, die die Evakuierung durchführen werden. Wir bezahlen alles: Transport, neue Wohnungen, gegebenenfalls nötige Umschulungen, notwendige medizinische Behandlung. Schließlich müssen Sie in der neuen Welt Ihren Job gut machen können.«
Asber nickte. »Aber das tun Sie nur für Orte, zu denen die Sansha hinkommen könnten.«
»So ist es.«
»Und alle anderen, die kein mögliches Ziel sind, um abgegrast zu werden …«
»Stecken wie immer bis zum Hals in der Scheiße«, sagte Drem. »Ich bin bei den Blutjägern aufgewachsen, Asber. Ich kenne das Leben auf der Schattenseite und weiß, wie leicht es ist, Orte wie diesen auszuplündern. Wir können nicht jeden retten. Es gibt immer noch jemand anders da draußen, dem es fast genauso schlecht geht. Alles, was wir tun können, ist, denen zu helfen, bei denen wir absolut sicher sind, dass sie sonst aufgefressen werden.«
»Ich sagte Ihnen, dass wir das erwarten, aber das beruht auf der üblichen Panikmache und Verzweiflung. Aber woher wissen Sie davon?«, fragte Asber. »Im Ernst, warum wir? Warum nicht die drei anderen Kolonien in der Konstellation?«
»Ihr werdet es sein«, sagte Ortag hinter ihnen. »Er hat immer recht.«
»Und das wissen Sie, weil …?«
»Ich … sehe Muster. Angeblich kann ich das gut«, sagte Drem unbehaglich.
»Sie haben mit anderen Piraten zusammengearbeitet, sagten Sie.«
Drem nickte. »Wir haben eine Zeit lang die Rettungsmissionen für die Angels geleitet und an vorderster Front bei Notfällen gearbeitet. Irgendwann sind wir zu den Guristas gegangen. Dort führten wir Führungsaufgaben aus – strategische Vorbereitungen für Gefechte und heikle Rettungsmissionen. Jetzt sind wir verantwortlich für potenzielle Sansha-Aktivitäten.«
»Und Sie sind alle hier, um meinen Aufseher davon zu überzeugen, dass die Leute auf diesem Mond in Ihre Obhut gegeben werden sollen.«
»Ein Schuss – ein Treffer«, mischte Ortag sich ein.
»Aber Sie haben erst einmal mit einem alten Mann gesprochen. «
Drem lächelte. »Ein Aufseher beschäftigt
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